Gesundheit in Düsseldorf Yoga für Jeden

Düsseldorf · Lamott Atkins verließ 2016 die USA und suchte Arbeit in Europa. Dann gründete der Yoga-Lehrer in Düsseldorf seine eigene Schule. Die Schüler finden ihre innere Balance und verbrennen kräftig Kalorien.

 Yoga-Trainer Lamott Atkins beim Bikram Yoga. Foto: Anne Orthen

Yoga-Trainer Lamott Atkins beim Bikram Yoga. Foto: Anne Orthen

Foto: Anne Orthen (ort)

Donald Trump als Präsident, grassierende Waffengewalt und wachsender Rassismus: Lamott Atkins hatte genug von den USA. Er packte seine Koffer, kam nach Europa und gründete in Düsseldorf sein eigenes Unternehmen.

„Ich habe bereits in den 1980er und 90er Jahren in Europa gelebt“, erzählt Atkins, „bin aber 1999 zurück nach San Francisco gegangen.“ Dort eröffnete er seine eigene Yoga-Schule – mit großem Erfolg. Dreizehn Jahre lang führte er sie und unterrichtete im Schnitt 23 Klassen pro Woche, während seiner gesamten Laufbahn als Yoga-Lehrer sogar über 12.000 Klassen. „Bereits seit sechs oder sieben Jahren hatte ich immer wieder daran gedacht, nach Europa zurückzukommen“, so Atkins weiter.

Doch erst nach dem Tod der Mutter war er bereit dafür. „Und dann stand da plötzlich auch noch die Präsidentschaftswahl mit dem Kandidaten Donald Trump an“, erinnert sich Atkins. „Ich verstand die Welt nicht mehr, wie so jemand Präsidentschaftskandidat werden und dann auch noch gewinnen kann. Außerdem fand ich den wachsenden Rassismus immer unerträglicher – von dem auch die Wahl Trumps ein Ausdruck ist – genauso wie die alltägliche Waffengewalt und die grassierende Armut mit den vielen Obdachlosen.“

Im Frühjahr des Jahres 2016 kaufte er sich ein Flugticket, „ohne Rückflug“, wie er betont, nach Mailand, wo er versuchte, eine Arbeitsstelle zu finden, jedoch ohne Erfolg. Dann flog er nach Barcelona. „Ich hatte eine Präferenz für Italien oder Spanien“, so Atkins weiter, „war aber auch offen für andere Länder in Europa.“

Doch als er nach sechs Monaten auch in Spanien keine Arbeit gefunden hatte, plante er in die Vereinigten Staaten zurückzugehen. „In buchstäblich letzter Minute bekam ich einen Anruf von Freunden aus Amsterdam, die dort ein Bikram-Yoga-Studio betreiben, und die sagten mir, dass in Düsseldorf der Betreiber des dortigen Yoga-Studios zu krank sei, um es weiter zu betreiben.“ Atkins flog also im Dezember 2016 von Barcelona nach Düsseldorf und bekam auch sofort einen Arbeitsvertrag als Yoga-Lehrer. Mit dem Vertrag kam dann auch die Arbeitserlaubnis für den US-Bürger.

Nach rund neun Monaten übernahm er dann das Yoga-Studio in der Moltkestraße als Eigentümer und Betreiber. Und das Geschäft floriert. An sieben Tagen in der Woche gibt Lamott Atkins täglich zwischen zwei und drei jeweils 90-minütige Kurse. Pro Kurs sind es im Schnitt ein Dutzend Schüler.

„Für mich war das Studio hier in Düsseldorf ein Glückstreffer“, so Atkins weiter. „Es kam zur richtigen Zeit und plötzlich standen mir alle Türen offen.“ Seine Yoga-Kurse gibt er auf Englisch. „Aber das ist auch kein Problem in so einer internationalen Stadt wie Düsseldorf. Ich habe Schüler unterschiedlichster Nationalitäten, Deutsche, Spanier, Italiener und Japaner.“

Hier kommt ihm auch seine langjährige internationale Erfahrung zugute. „Ich hatte lange Zeit mit Menschen unterschiedlichster Herkunft zu tun, sowohl in den USA als auch während meiner Zeit in Europa in den 80er und 90er Jahren.“ Atkins beschäftigt aber auch freiberufliche Yoga-Lehrer, die Unterricht auf Deutsch geben. Sein eigenes Business zu führen, ist nicht immer einfach. „Natürlich gibt es stressige Situationen, wenn man ein Unternehmen managt. Aber dafür habe ich ja zum Ausgleich das Yoga. Es ist das Fundament meines Lebens.“ Dabei gehört das Bikram-Yoga, das ursprünglich aus Indien kommt, zu den anstrengendsten. „Räucherstäbchen und Kerzenschein gibt es bei uns nicht“, erklärt Atkins das Konzept. „Es ist ein Yoga, das den Körper sehr stark fordert, und das in einem auf 40 Grad beheizten Raum.“

90 Minuten schwitzen die Schüler dann, während sie abwechselnd 26 Positionen einnehmen und Atemübungen durchführen. „Man bringt seinen Körper ins Lot, aber man verbrennt auch viele Kalorien dabei“, so der Yoga-Lehrer. „Wem das zu anstrengend wird, kann auch immer wieder Pausen einlegen.“ Yoga könne jeder machen, unabhängig von Alter, Gelenkigkeit, Körpergewicht oder Vorkenntnissen, meint Atkins. „Im Gegenteil, je älter wir werden, desto mehr kann uns das Yoga öffnen. Für mich ist es ganz klar ein Jungbrunnen.“

Das auf den 1946 in Kalkutta geborenen Yogameister Bikram Choudhury zurückgehende Bikram-Yoga soll auch die Ausschüttung von Endorphinen, einem Glückshormon, begünstigen.

Mit seinen Schülern in Düsseldorf ist Atkins zufrieden. „Die Menschen in Deutschland sind allerdings viel reservierter als beispielsweise in den USA“, so Atkins. „Deswegen ist es für mich immer noch nicht ganz einfach zu verstehen, was sie wirklich fühlen und denken. Und wenn sie das erste Mal bei mir im Studio ein Schnupper-Yoga machen, weißich nie, ob es ihnen gefallen hat. Das merke ich erst dann, wenn sie zu der nächsten Unterrichtsstunde wieder kommen.“

In die USA will Atkins nicht mehr zurück. „Ich fühle mich in Deutschland sicher. Hier brauche ich keine Angst zu haben, von einem Polizisten erschossen zu werden, nur weil ich ihn anschaue. Man kann nachts durch die Straßen gehen, ohne Angst haben zu müssen. In Europa hat man definitiv eine bessere Lebensqualität als in den USA.“

Düsseldorf: US-Amerikaner gründet eigenes Yoga-Studio
Foto: Anne Orthen (ort)
 Yoga-Trainer Lamott Atkins beim Bikram Yoga. Foto: Anne Orthen

Yoga-Trainer Lamott Atkins beim Bikram Yoga. Foto: Anne Orthen

Foto: Anne Orthen (ort)
 Lamott Atkins (M.) unterrichtet seine Schüler beim Bikram Yoga. Zwei bis drei jeweils 90-minütige Kurse gibt er jeden Tag in seinem Yoga-Studio.

Lamott Atkins (M.) unterrichtet seine Schüler beim Bikram Yoga. Zwei bis drei jeweils 90-minütige Kurse gibt er jeden Tag in seinem Yoga-Studio.

Foto: Anne Orthen (ort)
 Lamott Atkins (M.) unterrichtet gegenwärtig 17 Klassen mit jeweils rund einem Dutzend Schülern pro Woche.

Lamott Atkins (M.) unterrichtet gegenwärtig 17 Klassen mit jeweils rund einem Dutzend Schülern pro Woche.

Foto: Anne Orthen (ort)

Mit dem Erfolg seiner Yoga-Schule ist Atkins auch zufrieden. „Es ist das Fünf-Sterne-Hotel unter den Yoga-Studios“, erklärt Atkins. „Ich habe wirklich das Gefühl, im Lotto gewonnen zu haben.“ Die Schule ist eine von mittlerweile mehreren Dutzend in Deutschland. Und weltweit gibt es gegenwärtig mehr als 1700 Bikram-Yoga-Schulen mit zertifizierten Yoga-Lehrern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort