RADschlag-App in Düsseldorf Fahrradfahren für Faule

Düsseldorf · Mit der RADschlag-App kam unser Autor gemütlich durch Düsseldorf und erlebte dabei einige überraschende Momente.

 Die Fahrt führte auch am Kuppelgewächshaus des Botanischen Gartens vorbei, das 400 Pflanzenarten beherbergt.

Die Fahrt führte auch am Kuppelgewächshaus des Botanischen Gartens vorbei, das 400 Pflanzenarten beherbergt.

Foto: Christopher Trinks

Da ist es wieder. Das schlechte Gewissen, der innere Schweinehund, der sich bemerkbar macht. Schon Mai und immer noch ignoriere ich meinen Jahresvorsatz geflissentlich, endlich mehr Sport zu machen.

Während meine Freunde am vergangenen Wochenende beim Marathon mitliefen, ruhen die Kilos bei mir noch immer entspannt auf den Hüften. So kann es nicht weitergehen, denke ich mir. Eine richtige Fahrradtour, denke ich mir, hilft gut gegen Hüftspeck. Aber was tun, wenn kein eigenes Fahrrad zur Hand? Und wo soll ich überhaupt entlangfahren?

Nicht zu lang, nicht zu steil, nicht zu viel Verkehr – so eine Route würde ich mir wünschen. Wo sich Zweckoptimismus eben mit Faulheit verbindet. Nachgefragt beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ruft meine Anfrage schmunzelnde Gesichter hervor. Die bieten zwar allerlei kleine und große geführte Touren in und um Düsseldorf an – eine Fahrradtour für Faulpelze sei jedoch explizit nicht darunter. Stattdessen empfiehlt man mir die vorgefertigten Routen der Stadtverwaltung.

 Auf den Wegen lauern allerdings auch Gefahren für Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen, wie hier am Golfplatz in der Nähe des Lauswarder Kraftwerks.

Auf den Wegen lauern allerdings auch Gefahren für Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen, wie hier am Golfplatz in der Nähe des Lauswarder Kraftwerks.

Foto: Christopher Trinks

Elf Touren unterschiedlicher Länge und Thematik werden dort angeboten. Von einer Abendfahrt über eine große Rundfahrt bis zum Nachfahren des Grand Départ ist alles dabei. Sogar eine App mit exakter Sprach-Navigation und Geschwindigkeitsmessung existiert hierzu. Nur auf den Drahtesel muss man sich noch selber schwingen.

Nach kurzer Recherche entscheide mich für die Tour mit dem Titel „Kappes, Kö und Kreative“. Die moderate Länge von 21 Kilometern war wohl der ausschlaggebendste Grund, muss ich insgeheim zugeben. Kein Fahrrad zu besitzen ist in einer Stadt wie Düsseldorf auch keine Ausrede mehr. 

Ein paar Klicks auf dem Smartphone getätigt und schon entsperrt sich auf dem Burgplatz Fahrrad Nr.19086 des Anbieters „FordPass“ für mich. Von dort startet die Tour nämlich, ehe es am Rheinufer entlang zum Hafen und in die südlichen Stadtteile Düsseldorfs und wieder zurück zur Altstadt geht.  Doch schon auf der Brücke zum Paradiesstrand kommen trotz des herrlichen Ausblicks erste Fluchtgedanken zurück zum heimischen Sofa bei mir auf. Ein Hagelschauer zieht über mich hinweg. Es wird nicht der letzte an diesem Samstag sein.

 Doch auf der Route finden sich auch viele schöne und romantische Orte, wo man die Seele baumeln lassen kann, wie hier die Fischtreppe am Brückerbach in Wersten.

Doch auf der Route finden sich auch viele schöne und romantische Orte, wo man die Seele baumeln lassen kann, wie hier die Fischtreppe am Brückerbach in Wersten.

Foto: Christopher Trinks

Vorbei am Lauswarder Kraftwerk geht es weiter gen Süden, den Rhein dabei immer im Blick. Ein Schild warnt Fußgänger und Radfahrer vor der Gefahr fliegender Bälle. Doch auf dem Golfplatz zeigt sich glücklicherweise kein Mensch. Ein Schlenker der Tour führt mich anschließend durch Hamm. Das Kopfsteinpflaster ist nicht gerade fahrradfreundlich, entspricht jedoch dem dörflichen Charakter des Satdtteils. Wie auch die großen Felder inmitten der Einfamilienhäuser. Das Gleis der Linie 706 endet direkt in einem Gemüsebeet. Vor vielen Häusern flattern Fahnen, die das 625-jährige Bestehen Hamms feiern. Bratwurstgeruch steigt mir in die Nase.

Am Klärwerk, welches ich auf der Route passiere, riecht es überraschend nach nichts. Dafür weckt ein spezieller Sportverein am Aderdamm mein Interesse. Zwei Herren üben dort Kyudo, eine traditionelle japanische Bogenschieß-Kunst. Fasziniert schaue ich eine Weile den zeremoniellen Abläufen zum Abschuss des Pfeils zu. Je südlicher ich fahre, desto mehr klart der Himmel auf. Meine Laune steigt mit.

Die Tour umrundet auch das komplette Gelände der Heine-Universität. Zeit für eine Brotzeit, denke ich mir am Botanischen Garten. Über 400 Pflanzenarten beherbergt der filigrane Kuppelbau gleich am Eingang, erklärt mir die App, die auch Informationen zu Sehenswürdigkeiten wiedergibt.

 Die Strecke führte auch vorbei am Kyudo Verein, wo traditionelles japanisches Bogenschießen geübt wird.

Die Strecke führte auch vorbei am Kyudo Verein, wo traditionelles japanisches Bogenschießen geübt wird.

Foto: Christopher Trinks

Doch aus einer Erkundung des Geländes per Rad wird nichts. Eine freundliche Mitarbeiterin weist mich auf das Radverbot im gesamten Garten hin. Beschämt kehre ich wieder um. Zum Glück gibt es zahlreiche Fahrradständer an den Eingängen.

Schnurgerade durch Bilk und Friedrichstadt hindurch gelange ich schließlich wieder zum Ausgangspunkt meiner Reise. Überrascht stelle ich fest, dass bereits gut zweieinhalb Stunden vergangen waren. Für gerade mal 21 Kilometer. Erfahrene Radfahrer mögen mich dafür belächeln. Ich aber bin zufrieden. Zumindest an diesem Tag konnte ich meinen Schweinehund besiegen.

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