Interview mit Ole Friedrich „Das touristische Angebot ist einmalig“

Düsseldorf · Der Düsseldorf-Tourismus-Geschäftsführer spricht über eine Messe in Liverpool, Instagram und die Fortuna.

Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus, und ein Liverpooler Wahrzeichen: die Beatles-Statue an der Uferpromenade.

Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus, und ein Liverpooler Wahrzeichen: die Beatles-Statue an der Uferpromenade.

Foto: DT/Düsseldorf Touristik

Bei der „Internationalen Music Tourism Convention“ in Liverpool tauschten sich Städte aus der ganzen Welt aus, wie das Thema Musik touristisch genutzt werden kann, um neue Zielgruppen zu gewinnen. Ole Friedrich, seit zwei Jahren dritter Geschäftsführer der Düsseldorf Tourismus GmbH, stellte auf der Messe für die Landeshauptstadt die Führung „The Sound of Düsseldorf“ vor. Im Interview spricht der 53-Jährige aber nicht nur über die Zeit in England.

Herr Friedrich, wie hat sich die Stadt mit „The Sound of Düsseldorf“ in Liverpool verkauft?

Friedrich Wir haben uns als einziger deutscher Vertreter, Hamburg war auch vor Ort, mit einem Vortrag eingebracht. Mit der Führung „The Sound of Düsseldorf“ haben wir bereits ein Angebot geschaffen, das viele Gäste mit einer hohen Musikaffinität anspricht. Diese wollen bei der Führung an die Orte der Musiker reisen, die ihre Jugend geprägt haben, und möchten sehen, wo zum Beispiel Kraftwerk seine Alben aufgenommen hat oder wo der deutsche Punk entstanden ist. Es ist ein allgemeiner Trend im Tourismus, dass man neben den klassischen Führungen solche speziellen Themen aufgreift. Unser Vortrag kam sehr gut an, weil er ein konkretes Beispiel dafür ist, wie man das Thema Musik mit audio-visuellen Komponenten erlebbar machen kann.

Welche Eindrücke haben Sie aus Liverpool mitgenommen?

Friedrich Ganz wichtig war für uns das positive Feedback der Kollegen aus der ganzen Welt, die uns darin bestärkt haben, dass es absolut der richtige Weg ist, im Musiktourismus mit lokalen Experten und der Musikszene zusammenzuarbeiten. So erzählt man die richtigen Geschichten und bleibt am Puls der Zeit. Wir wollen ja nicht in die Früher-war-alles-besser-Falle tappen, sondern auch dem Sound der Gegenwart eine Bühne bieten. Dabei ist es wichtig, neue Kommunikationswege zu nutzen, wie etwa unsere Spotify-Playlist zur Führung. So bleibt die Führung viel länger bei den Gästen im Gedächtnis. Ein Aha-Erlebnis war für uns aber auch die Bedeutung von Kraftwerk als kulturellem Phänomen. Das Interesse an ihrem Werk hat international nochmals ganz andere Dimensionen als in Deutschland.

Welchen Ruf hat Düsseldorf überhaupt im Ausland?

Friedrich Im benachbarten Ausland wie in den Beneluxländern wird gesagt, dass man hier gut einkaufen kann und dass es in Düsseldorf gute Veranstaltungen sowie ein großes kulturelles und gastronomisches Angebot gibt. Je weiter man von Düsseldorf entfernt ist, desto stärker wird das Image vom wirtschaftlichen Aspekt geprägt. Messebesucher sehen dann eher das Image einer prosperierenden Wirtschaftsstadt. In den Golf-Staaten haben wir wieder ein deutlich genaueres Image. Wenn es in den arabischen Emiraten in den Sommermonaten zu heiß ist, besuchen viele Menschen von dort Düsseldorf, weil hier das Klima für sie angenehmer ist, weil es eine grüne Stadt ist, weil man mit einem Besuch medizinische Untersuchungen verbinden kann und natürlich auch wegen der Shopping-Möglichkeiten.

Und welches Image hätten Sie am liebsten für Düsseldorf?

Friedrich Wir sind eine weltoffene Stadt, mit starkem Kulturangebot, vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten und innovativer Gastronomie. Kurzum: eine Stadt, in der man sich wohlfühlt. Das wollen wir vermitteln. Die Lage am Rhein, die einfach zu Fuß erreichbaren Bereiche der Altstadt, des Medienhafens und der Königsallee sowie die Museen sind für Touristen dabei die zentralen Orte, um die Stadt zu entdecken und ihr Lebensgefühl zu erfahren.

Welches Potenzial steckt in den sozialen Medien für den Tourismus?

Friedrich Social Media wird für uns in allen Bereichen der Kommunikation immer wichtiger, weil wir über die verschiedenen Kanäle unsere Botschaften viel schneller verbreiten können. Wenn wir zum Beispiel auf unserer Facebook-Seite den Japan-Tag als Event hineinstellen, melden sich 75.000 User dafür an und die erzielte Reichweite der Veranstaltung ist noch einmal um ein Vielfaches größer. Außerdem spielt neben Facebook vor allem Instagram eine immer wichtigere Rolle.

Inwiefern?

Friedrich Bei den Reiseentscheidungen der Menschen ist die Instagrammability extrem wichtig geworden. Über Instagram sind die Freunde live im Urlaub dabei und sehen sich an, was der andere erlebt. Das funktioniert als Marketingkanal sehr gut. Zum Beispiel kommen manchmal ausländische Touristen zu uns, die uns auf ihrem Smartphone ein Foto von der Kiefernstraße zeigen und fragen, wo sie ist. Sie wollen sich dort bewusst Street-Art anschauen und für Instagram Fotos zum Teilen machen.

Wie können sie die Instagrammability weiter forcieren?

Friedrich Wir laden Blogger und Instagrammer ein, gehen zu bestimmten Themen Routen ab und versuchen, für spezielle Zielgruppen Aufmerksamkeit zu erzielen, indem wir verstärkt über Bilder Geschichten transportieren. Auf der einen Seite teilt der User seine Inhalte selbst, auf der anderen Seite setzen wir aber auch entsprechende Trigger ein, um Aufmerksamkeit zu schaffen.

Welche Rolle spielt die Fortuna für den Tourismus in der Stadt?

Friedrich Es ist für die mediale Präsenz sehr wichtig, dass die Fortuna in der ersten Bundesliga spielt. Die Liga wird in 200 Länder der Welt übertragen und selbst wenn es nur Zusammenfassungen der Spiele sind, wird der Name Düsseldorf weltweit wahrgenommen. Außerdem verbinden viele Gästefans den Besuch in der Arena mit einer Städtereise – in der ersten Bundesliga viel häufiger als in der zweiten. Das hat einen positiven Effekt auf die Übernachtungszahlen, die Anzahl der Tagesgäste und die Umsätze auch in der Gastronomie und dem Einzelhandel.

Ausdrucksstark: Ole Friedrich im Gespräch.

Ausdrucksstark: Ole Friedrich im Gespräch.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wo hebt sich Düsseldorf im Vergleich zu anderen deutschen Städten in der Attraktivität für Touristen ab?

Friedrich Die Städte sind von der Besucherstruktur unterschiedlich geprägt. In Düsseldorf haben wir zum Beispiel wegen der vielen Großunternehmen und der Messe einen großen Anteil an Geschäftsreisetourismus. Deshalb ist es schwierig, Städte miteinander zu vergleichen, weil die Grundvoraussetzungen unterschiedlich sind. Aber was in Düsseldorf gerade städtebaulich mit dem Kö-Bogen 1 und 2 sowie der Neugestaltung der Schadowstraße passiert, wird uns von anderen Städten abheben. Die Kombination aus Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Kultur – in der Nähe zum Hofgarten, der Königsallee, der Altstadt und dem Rhein – ist aus touristischer Sicht ein Angebot, das es in Deutschland in dieser Kompaktheit nirgendwo anders gibt.

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