Düsseldorfs OB schrieb ein Buch Geisels Traum von Kraftwerk und den Hosen
Düsseldorf · Thomas Geisel wünscht sich ein Großkonzert auf den Rheinwiesen. So steht es in seinem ersten Buch „Düsseldorf persönlich“, das er Dienstag vorstellte.
Für Thomas Geisel war es eine ungewohnte Situation. Buchvorstellungen anderer Autoren hatte er schon mitgemacht, aber nun war er am Dienstagvormittag auch noch Gast im eigenen Hause, als der Droste Verlag im Jan-Wellem-Saal des Rathauses Geisels erstes eigenes Buch „Düsseldorf persönlich“ vorstellte. Auch RP-Herausgeber Manfred Droste und Felix Droste, Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinische Post Mediengruppe, waren zu dem für ihn besonderen Tag gekommen.
Dass sein erstes Buch ausgerechnet zu Beginn des Wahljahres – am 13. September möchte der OB wiedergewählt werden – erscheint, sei Zufall. Lieber wäre es Geisel gewesen, wenn es schon pünktlich zum Weihnachtsgeschäft herausgekommen wäre, sagte er bei der Vorstellung. Auch habe er es nicht geschrieben, damit es ihm im Wahlkampf womöglich helfe. Vielmehr sei „Düsseldorf persönlich“ eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Düsseldorf sowie eine ganz persönliche Anekdotensammlung, in der die Politik nur eine Nebenrolle spielen soll. „Politik, geschweige denn politische Programmatik, wird man eher vergeblich suchen; allenfalls hier und da finden sich dergleichen Einsprengsel“, heißt es zu Beginn des 152 Seiten umfassenden Buches. Beispielsweise geht der OB auf den Streit um Ausschüttungen der Stadtsparkasse ein.
Nach Joachim Erwin traute sich mit Geisel erstmals wieder ein Düsseldorfer OB ans Schreiben. Geisel verzichtete auf ein Vorwort und legte lieber gleich damit los, wie er im Jahr 2014 als Schwabe für die SPD Oberbürgermeister in der bisherigen CDU-Hochburg Düsseldorf wurde und welche Rolle dabei der damalige Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Norbert Römer spielte. Heute sei Oberbürgermeister zu sein der erfüllendste Beruf, den er je ausüben durfte.
Geisel stellt in dem Buch Orte der Stadt aus seiner persönlichen Perspektive vor. Wie zum Beispiel das Dreischeibenhaus, das früher die Zentrale des Thyssen-Krupp-Konzerns war, dem Arbeitgeber seiner Frau Vera, mit der er vier Töchter hat. In einem Kapitel erzählt der OB, wie die Familie das Dreieck, an dem die Stadtteile Pempelfort, Derendorf und Golzheim aufeinandertreffen, als neues Zuhause lieben lernte. Und wenn er über die Festwiese am Rhein schreibt, dann nennt er einen ganz bestimmten Traum: „Wäre es nicht großartig, wenn wir zum 75. Geburtstag des Landes Nordrhein-Westfalen und seiner Landeshauptstadt Düsseldorf auf der Festwiese die beiden Ikonen der jüngeren Musikgeschichte Düsseldorfs spielen ließen: Kraftwerk und Die Toten Hosen?“
Die Frage, wann er denn noch die Zeit hatte, neben seinem Job als Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt ein Buch zu schreiben, habe er zuletzt oft gehört. Geisel notierte sich die Anekdoten von bestimmten Orten einfach, wie sie ihm in den Sinn kamen, gearbeitet wurde auch auf Langstreckenflügen. Das erste Gespräch zum Projekt mit Jürgen Kron, Geschäftsführer des Droste Verlages, fand vor gut zwei Jahren statt, seitdem bestand der Austausch und einige nette Abende folgten.
Politisch sollte das fertige Werk ja eigentlich nicht werden. Autor Jens Prüss konnte sich in seinem Nachwort aber Spitzen nicht verkneifen: „Geisel hat es schwer im Stadtrat. Eine wegen des Machtverlustes dauergekränkte CDU und eine FDP, die ständig den Motor abwürgt, weil sie beim Gasgeben auf die Bremse tritt. Insofern ist es schon verblüffend, dass die sonst so strenge Grande Dame der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, der Ära Geisel insgesamt ein positives Zeugnis ausstellt“, schreibt er.
Für Prüss ist Düsseldorf eine Stadt, in die immer wieder Menschen aus aller Welt kommen und die schnell Fuß fassen, wenn sie bereit sind, sich auf das Lebensgefühl der Stadt einzulassen. So wie der Schwabe Geisel, der für ihn „einer von uns“ ist.