Serie: Neue Mobilität Düsseldorf testet Verkehr der Zukunft

Düsseldorf · Moderne Mobilität in Großstädten: Dazu gehören nicht nur Angebote wie Carsharing, sondern auch neue Methoden der Verkehrslenkung. Die Landeshauptstadt spielt bei der Entwicklung bundesweit in der Spitzengruppe mit.

 Die Kreuzung Südring/Münchener Straße wird für das Projekt "Urban" technisch aufgerüstet. Dort erhalten Fahrzeuge Hinweise über Grünphasen und können in der Annäherung ihre Geschwindigkeit anpassen.

Die Kreuzung Südring/Münchener Straße wird für das Projekt "Urban" technisch aufgerüstet. Dort erhalten Fahrzeuge Hinweise über Grünphasen und können in der Annäherung ihre Geschwindigkeit anpassen.

Foto: Werner Gabriel

Die Vollsperrung der A 59 sorgt in Duisburg zurzeit für Chaos. Die Autofahrer suchen sich Umwege nicht nur über Autobahnen, sondern auch durchs Stadtgebiet. Dort herrscht auf vielen Routen Dauerstau, die Belastung für Fahrer und Anwohner ist groß. Wie kommt es dazu? Die Navigationsgeräte greifen nur auf die Informationen im eigenen System zurück, die aktuellen Stauinformationen spielen bei der gewählten Ausweichroute keine Rolle. Das System TMC, das viele Autofahrer vom Navi kennen, leistet keine Hilfe, denn es ist nur für den Autobahnverkehr gedacht und kann überdies nur 50 Meldungen verarbeiten, was im Berufsverkehr kaum ausreicht. Der Stau ist folglich nahezu unvermeidlich.

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn es wird bereits daran gearbeitet, die verfügbaren Verkehrsinformationen und die Positionen einzelner Fahrzeuge miteinander zu verknüpfen und daraus für den einzelnen Pkw-Fahrer die optimale Strecke bis zum Ziel abzuleiten - inklusive Geschwindigkeitsempfehlungen, um eine energiesparende und leise Fortbewegung zu ermöglichen. Die Stadt Düsseldorf spielt in diesem Prozess eine wichtige Rolle, denn sie ist neben Kassel die einzige deutsche Stadt, die für das bundesweite Projekt "Urban" ausgewählt wurde.

Der Projektname bedeutet "Urbaner Raum: benutzergerechte Assistenzsysteme und Netzmanagement". 80 Millionen Euro sind für das bis 2016 terminierte Programm bereitgestellt, die Hälfte trägt der Bund, 31 Partner aus der Automobilindustrie, Zulieferer, Navi-Hersteller und Universitäten bringen ihr Wissen ein. Sie wollen nicht nur forschen, sondern durch vermarktungsfähige Produkte profitieren.

Im Kern geht es darum, die immer dichteren Verkehrsströme sicherer und effizienter zu machen. Die vielen Sensoren und Programme der Autos werden bei "Urban" zusammengebracht mit der Technik von Verkehrszentralen, Info-Tafeln und Ampelanlagen.

Warum Düsseldorf? "Wir haben ein offenes System mit vielen Schnittstellen nach außen", sagt Patric Stieler, der im Amt für Verkehrsmanagement die Abteilung Verkehrstechnik leitet. Zudem sei Düsseldorf für seine grüne Welle bekannt. Kassel verfolge eine andere Philosophie, dort werden die Ströme verkehrsabhängiger gelenkt.

Im Urban-Testfeld Düsseldorf sind 630 Ampeln an den Verkehrsrechner angeschlossen. Zudem gibt es 102 Kameras, die die aktuelle Verkehrslage erfassen. Sie helfen, die Info-Tafeln auf den Autobahnen an der Stadtgrenze zu steuern. Hier erhalten Testfahrzeuge auch ihre Hinweise, welche Route sie in die Innenstadt nehmen sollen. Je nach Antriebsart - Hybrid, Elektro- oder Verbrennungsmotor - kann diese unterschiedlich ausfallen. Die BMW AG, mit der Düsseldorf einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat, schickt Prototypen auf die Straße. Zudem werden nun Ampeln aufgerüstet und "smarte Kreuzungen" eingerichtet, etwa am Südring. Dort erhalten Lkw Hinweise zur Grünphase. Am Oberbilker Markt erkennt die Anlage 2015 beispielsweise, wenn sich Einsatzfahrzeuge mit Alarm nähern. Diese erhalten Grünlicht, alle anderen Ampeln werden auf Rot gestellt.

(RP)
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