Düsseldorf Tauben bekommen weniger Nachwuchs

Düsseldorf · Noch vor einigen Jahren wurden Forderungen laut, Tauben umzubringen. Mit einem langfristigen Konzept haben die Stadt und der Tierschutzverein die Population eingedämmt. Ehrenamtler versorgen die Tiere in Taubenschlägen.

 Monika Piasetzky vom Tierschutzverein Düsseldorf am Taubenschlag an der Nordstraße

Monika Piasetzky vom Tierschutzverein Düsseldorf am Taubenschlag an der Nordstraße

Foto: Andreas Bretz

Hans-Georg Kaussen kann sich gut daran erinnern, welche Probleme Tauben auf der Nordstraße noch vor fünf Jahren bereiteten. Vor seinem Café an der Ecke Goebenstraße brüteten immer wieder Tauben unter der Markise des Lokals. "Die Außenterrasse war verschmutzt, und die Kunden beschwerten sich", erinnert sich der Café-Besitzer. Doch das gehört seit einigen Jahren der Vergangenheit an. "Gott sei Dank", sagt Kaussen.

Zu verdanken ist das aber auch Evelyn Becker, die seit Oktober 2011 die Tiere nahe des Cafés auf dem Dach eines Parkhauses in einem Taubenschlag ehrenamtlich versorgt. Die Altenpflegerin schaut täglich bei den Tieren vorbei, gibt ihnen frisches Wasser und Fertigfutter. Am Wochenende mistet sie den Taubenschlag aus, der für gut 100 Tiere zur festen Adresse geworden ist. 500 Kilogramm von dem Körnerfutter wird dafür jeden Monat angeliefert. "Die Tauben verbringen 80 Prozent der Zeit im Schlag", sagt Evelyn Becker. Dort decken sie ihren Futterbedarf und suchen nicht mehr wie früher die Bäckereien auf der Nordstraße auf. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Auch ein Großteil des Kots bleibt im Schlag. Und das war früher anders. Da saßen die Tauben gerne im Parkhaus auf freiliegenden Rohren unter der Decke, und die Fahrer der geparkten Autos ärgerten sich über den Dreck auf dem Lack oder der Scheibe.

Für Monika Piasetzky vom Tierschutzverein Düsseldorf ist der Taubenschlag an der Nordstraße das beste Beispiel dafür, dass das Konzept für Taubenmanagement, das der Verein zusammen mit der Stadt umsetzt, funktioniert. An sieben Standorten in der Stadt werden auf diese Weise neun Taubenschläge mit insgesamt etwa 950 Tieren von ehrenamtlichen Helfern versorgt. Damit die Tauben sich nicht unkontrolliert vermehren, tauschen die Ehrenamtler in den Taubenschlägen einen Teil der Eier durch Attrappen aus Gips aus. 5000 Eier werden pro Jahr ersetzt.

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Klaus Meyer vom Amt für Verbraucherschutz rechnet vor, dass aus jedem vierten dieser ausgetauschten Eier neue Tauben entstanden wären. Das seien 1250 Tauben weniger, die keine Nachkommen zeugen. Vor acht Jahren wurde mit dem Eieraustausch begonnen. Nachdem die Taubenbevölkerung in den vergangenen Jahren stagnierte, stellen die Ehrenamtler nun einen Rückgang fest. Während Evelyn Becker im vorigen Jahr an der Nordstraße 855 Eier ausgetauscht hatte, waren es bis Anfang Dezember nur 621. Es sei ein tierschutzgerechtes Konzept die Taubenschar zahlenmäßig einzudämmen, betonen Piasetzky und Meyer.

Noch vor zwei Jahren wurden in Düsseldorf Stimmen laut, die forderten, Tauben zu töten. Neben dem Tierschutzgesetz spricht ein weiterer Grund dagegen. So habe es Versuche von anderen Städten gegeben, an belasteten Punkten die Tauben wegzubringen. Doch für sie kamen bloß Neue nach. Um die Population in den Griff zu bekommen, seien drei Faktoren entscheidend, betont Meyer: Die Nachkommen müssen über das Austauschen der Eier reduziert werden. Im Umfeld müssen beliebte Orte wie versteckte Einbuchtungen vergrämt werden. Und als Wichtigstes: Außerhalb des Taubenschlags muss ein Fütterungsverbot gelten. Am Hauptbahnhof, wo ebenfalls auf einem Parkhaus zwei Taubenschläge stehen, funktioniert das Konzept nicht. Dort füttern Kunden der Lebensmittelstände immer wieder Tauben. Und in der verglasten Überdachung am Bertha-von-Suttner-Platz sind die Schlupfwinkel nicht vergrämt.

(RP)
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