Greatest Hitz Auf der Suche nach dem heißesten Ort in Düsseldorf

Düsseldorf · Auf dem Höhepunkt der Hitzewelle unterwegs in Düsseldorf: Unsere Reporterin hat die getroffen, die der Temperatur trotzten. Auf dem Tennisplatz, auf dem Bau – und in der Sauna.

 Anika Radhoff (24) und Arne Grimm (24) aus Neumünster machen Urlaub in Düsseldorf – am heißesten Tag des Jahres. Erfrischung gibt’s am Sprinkelschlauch an den Kasematten.

Anika Radhoff (24) und Arne Grimm (24) aus Neumünster machen Urlaub in Düsseldorf – am heißesten Tag des Jahres. Erfrischung gibt’s am Sprinkelschlauch an den Kasematten.

Foto: Endermann, Andreas (end)

13 Uhr. Das Thermometer sagt: 32 Grad im Schatten. Die Sonne glüht auf den Tennisplatz der TG Lörick – schon um diese Uhrzeit einer der heißesten Orte in ganz Düsseldorf. Doch das kann Charly Kurz nicht abschrecken. Scheinbar mühelos schlägt er einen Ball nach dem anderen stoisch einmal quer über den Platz. Er spielt gegen Miha, die Tennisballmaschine. Sonst will keiner. Auf dem Tennisplatz gibt es nicht ein Eckchen Schatten. Wovon Mediziner selbst jungen Menschen unbedingt abraten würden – nämlich Anstrengung in der Sonne  – ist für Kurz kein Argument. Der Mann ist selbst Arzt – und 84 Jahre alt.

Warum er das macht? “Um fit zu bleiben”, sagt er. “In meinem Alter geht das schnell mit dem Muskelschwund.” Tatsächlich hat Kurz die strammen Waden eines Mittvierzigers. Mit einem nassen Handtuch wischt er sich zwischendurch zur Abkühlung durchs Gesicht. Und wenn er eine Pause machen möchte, legt er sich auf eine Liege neben dem Tennisplatz unter einen Baum – oder er stärkt sich im Bistro. “Heute beende ich das Training ausnahmsweise mal etwas früher”, sagt Kurz und lacht. Er trifft sich noch mit dem Vorsitzenden der TG, Peter Berkesse, auf eine Weißweinschorle und eine Gemüsesuppe. Das stärkt für die nächste Runde Bälleschlagen.

Düsseldorf: Heißeste Tag im Sommer 2018
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So war der heißeste Tag in Düsseldorf

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Foto: Franziska Hein

Ein paar wenige setzen sich freiwillig noch höheren Temperaturen aus als Charly Kurz. Auch bei 36 Grad Außentemperatur gibt es immer noch Hartgesottene, die in die Sauna in der Münstertherme in Pempelfort gehen. Natürlich ist das eine Minderheit, sagt Badleiter Harald Jansen. Am vergangenen Samstag kamen nur 16 Gäste in die Sauna, unter der Woche sind es höchstens 20. Dafür hat das Hallenbad am vergangenen Dienstag einen Besucherrekord aufgestellt. “Die, die auch bei solchen Temperaturen in die Sauna gehen, sind meistens unsere Stammgäste”, sagt er. “Menschen, die regelmäßig saunieren, um ihre Gesundheit zu fördern.” Und entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist Saunieren auch im Sommer gar nicht schlecht. Denn es weitet die Gefäße und hilft dem Körper, die Hitze besser zu regulieren. Wer regelmäßig sauniert, schwitzt auf Dauer weniger, sagt der Fachmann. “Aber natürlich muss der Kreislauf das bei diesen Temperaturen auch mitmachen.”

Deutlich angenehmer ist es im Keller der Münstertherme. Dort betreibt Peter Schreiner die Salzgrotte Kristall. Es herrschen kühle 19 Grad. Die Luft ist feucht, die Sole rieselt vom Gradierwerk in der Grotte und bildet Salzkristalle, im Hintergrund wird Vogelgezwitscher vom Band abgespielt. “Das ist wie kurz am Meer spazieren gehen”, sagt Schreiner. Und eine Ruheoase mitten in der Hitze.

Wer an heißen Tagen in einer Salzgrotte arbeiten darf, muss sich kaum beklagen. Andere haben da keine Wahl. Neben der Münstertherme ist die Rettungswache. Von dort schallen die Lautsprecherdurchsagen herüber, wenn ein Einsatz angekündigt wird. Sanitäter und Feuerwehrleute müssen zum Einsatz rausfahren, egal wie heiß es draußen ist.

Die Bauarbeiter an der Großbaustelle am Dreischeibenhaus und Gustaf-Gründgens-Platz schuften schon am Vormittag bei Temperaturen knapp unter 30 Grad in der prallen Sonne. “Ich versuche, das Wetter zu ignorieren, und arbeite einfach weiter”, sagt einer. “Viel trinken.” Anders geht es nicht.

Auch nicht für den Mitarbeiter einer Textilreinigung an der Herderstraße im Zooviertel. An der Bügelmaschine herrschen über 50 Grad. Heißer ist es vermutlich nirgendwo in Düsseldorf. “Es hilft nichts”, sagt der Mann, der nicht mit Namen in der Zeitung stehen möchte. “Die Kunden warten ja auf ihre Hemden.”

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