HHU Auf der Suche nach dem Taktgefühl

Düsseldorf · Eine Studentin der Heinrich-Heine-Uni erforscht für ihre Masterarbeit, welcher Bereich im Gehirn für eine Bewegung gegen den Takt genutzt wird. Insgesamt 20 Personen werden dafür getestet.

 Studentin Sarah Jansen untersucht für die Heinrich-Heine-Uni das Taktgefühl von Versuchspersonen. Hier bereitet sie Probandin Miriam Wilms vor.

Studentin Sarah Jansen untersucht für die Heinrich-Heine-Uni das Taktgefühl von Versuchspersonen. Hier bereitet sie Probandin Miriam Wilms vor.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Ein kleiner, steriler Raum mit weißen Wänden; ein großer, blauer Stuhl in der Mitte und an den Seiten viele technische Hilfsmittel. Auf dem Stuhl sitzt Miriam Wilms, die eine sogenannten „Referenz“ auf der Stirn kleben hat. Das bedeutet: Per Infrarotkamera wird ihr Kopf vermessen. Die Szenerie mutet an wie eine Mischung aus Science-Fiction-Film und Zahnarztbesuch: In Wahrheit ist es der Versuchsaufbau einer Studie der Psychologiestudentin Sarah Jansen und ihrer Professorin Bettina Pollok. An der Heinrich-Heine-Universität erforscht die Masterstudentin aktuell das menschliche Taktgefühl und die Frage, wodurch es im Gehirn beeinflusst wird. Sie hat dafür gezielt nach weniger musikalischen Probanden gesucht.

Das Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie hat in der Vergangenheit bereits ähnliche Untersuchungen durchgeführt. Die Forscher wollen bestimmen, welche Bereiche im Gehirn genutzt werden, um Bewegungen auszuführen – meistens nach einem vorgegebenen Takt. „Wir haben zum Beispiel schon herausgefunden, dass der prämotorische Cortex (eine Region der Hirnrinde) für die Aufrechterhaltung einer Taktbewegung relevant ist“, erklärt Bettina Pollok, die die Studie mitbetreut: „In der Studie von Frau Jansen soll es nun darum gehen, ob das Synkopieren – also eine Bewegung gegen den Takt – ebenfalls mit diesem Bereich des Gehirns zusammenhängt.“

 Der eigentliche Versuchsaufbau ist dabei eher simpel: Studentin Sarah Jansen gibt ihrer Probandin einen Takt vor, den die junge Studentin erst einige Sekunden lang mit dem Finger nachtippen soll. Im zweiten Durchgang soll Wilms mit dem Finger dann gegen den Takt tippen. Anschließend wird der für die Forscher interessante Bereich ihres Gehirns durch Elektroden mit einem schwachen elektrischen Strom stimuliert, ehe die Studentin die beiden Taktaufgaben wiederholen soll.

Das Komplizierte an der Studie ist besonders, die richtige Stelle am Kopf der Versuchsperson zu bestimmen, an der die Elektroden zu befestigt werden müssen. Hier nutzt Sarah Jansen die an der Stirn der Probandin befestigte „Referenz“, einen mit dem Computer verbundenen „Pointer“ (den sie liebevoll „Taktstock nennt) und die im Raum installierte Infrarotkamera. „So können wir den Kopf vermessen und unser Zielareal für die spätere Stimulation mit den Elektroden definieren“, erklärt Jansen.

Nach der Vermessung wird die Elektrode an der gewünschten Stelle befestigt, dann absolviert Probandin Miriam Wilms die beiden Taktaufgaben. Nach zehnminütiger Stimulation über die Elektrode wiederholt sie die Aufgaben. Trotz Verkabelung und Hirnstimulation wirkt sie dabei gelassen: „Ich kenn das ja schon“, sagt sie knapp. Jede Versuchsperson muss insgesamt drei Mal die Aufgaben hinter sich bringen – in der Regel innerhalb von drei Wochen.

Sollte der prämotorische Cortex tatsächlich auch auf die Bewegung gegen den Takt einen Einfluss haben, könnte dies mit diesem Versuchsaufbau valide bestätigt werden. Insgesamt hat Sarah Jansen, die die Studie im Rahmen ihrer Masterarbeit durchführt, 20 Versuchspersonen ausgewählt. Am Ende wird sie also insgesamt 60 Messungen auswerten können – bis dahin dauert es aber noch etwas. „Die Messungen werden so etwa zwei Monate in Anspruch nehmen. Danach schauen wir mal, ob wir etwas herausfinden können.“

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