Düsseldorf Streit um Photo Weekend eskaliert

Düsseldorf · Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat das "Photo Weekend" wieder dem NRW-Forum zugeordnet. Das sorgt für einen Konflikt, der nun eskaliert. Der Chef des NRW-Forums droht der Galeristin Sels mit Klage. Mehr als 20 Galerien unterstützen Sels und koppeln sich nun beim Festival ab.

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Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Kulturszene ist in Aufruhr. Anlass ist der Umgang von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) mit dem Photo Weekend und wichtigen handelnden Personen. Geisel hatte das Kulturevent wieder dem NRW-Forum zugeordnet, dies auch öffentlich begründet und damit die Galeristin Clara Maria Sels düpiert. Diese hatte das Photo Weekend nach dem Ausscheiden von Werner Lippert, dem Gründungschef des NRW-Forums, weitergeführt und in Augen mancher Galeristen noch erfolgreicher gemacht.

Lipperts Nachfolger Alain Bieber übernimmt nun das Zepter und hat dies Sels deutlich klargemacht. Gerade erst hat er Sels mit Klage gedroht, wenn sie dem NRW-Forum für den Mailverkehr nicht umgehend die Accounts des Photo Week-ends übergibt. Bieber bestätigt gegenüber unserer Redaktion den Konflikt. Sels nutze den Account, um Künstler, die sie vertrete, zu bevorzugen. Er habe ihr erneut einen Brief geschrieben und hoffe, die Sache friedlich regeln zu können.

Unter den Galeristen löst der Umgang mit Sels Empörung aus. "Man hat Frau Sels einfach einen Fußtritt verpasst, und das finden viele absolut nicht akzeptabel", sagt die Galeristin Ute Eggeling. "Wir erklären uns mit ihr solidarisch." Sels habe sich in vielen Stunden Engagements für den erfolgreichen Fortbestand des Photo Weekends eingesetzt, neben den Museen hätten auch die Galerien davon enorm profitiert. Ingesamt wollen nun 24 Galerien, das ist rund die Hälfte der Galerien in der Landeshauptstadt, nicht unter der Regie des NRW-Forums an dem Kulturevent teilnehmen. "Wir organisieren uns selbst, so wie früher", sagt Eggeling. Bei einer Pressekonferenz soll es dazu am Freitag weitere Informationen geben. Andere Galerien, beispielsweise aus Flingern, stehen auf der Seite Biebers.

Das Vorgehen der Stadtspitze sorgt für weitere Verwerfungen. Geisel hatte brieflich nach der Verwandtschaft von Kulturdezernent Lohe mit Sels gefragt - sie ist eine Cousine zweiten Grades von Lohe. Auch der Umstand, dass Sels Mieter von Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU) ist, spielte in der Diskussion plötzlich eine Rolle und sorgte für böses Blut. Conzen ist Vorsitzender des Kulturausschusses.

Sels will sich zu den Auseinandersetzungen "am liebsten nicht mehr äußern". Dafür hat sich der ehemalige Düsseldorfer Stadtdirektor und NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) eingeschaltet. Er hatte Geisel in der RP wegen dieses Bezugs auf Verwandtschaftsverhältnisse einen "infamen und diabolischen Führungsstil" vorgeworfen. Geisel verweist darauf, dass nicht er, sondern offenbar CDU-Vertreter seinen Brief, "der an einen kleinen Kreis gerichtet war, öffentlich gemacht haben". Er schrieb deswegen an Grosse-Brockhoff, seine Kritik sei "völlig unpassend" und: "Im Hinblick auf die weitere gedeihliche Zusammenarbeit in den Gremien, in denen wir zusammen arbeiten, halte ich eine Entschuldigung für angebracht."

Dies lehnt Grosse-Brockhoff ab und hat einen gepfefferten Brief an Geisel geschrieben (siehe Abdruck). Darin erneuert er seine Kritik und wirft Geisel Scheinheiligkeit vor. Er bezieht sich auch auf das Interview mit Geisel, das am Montag in der RP erschienen ist. Geisel hatte darin erklärt, der Konflikt habe seine Freundschaft mit Lohe "nicht nachhaltig vertieft". Grosse-Brockhoff dreht den Spieß um und findet, Geisel müsse sich bei Sels, Lohe und Conzen entschuldigen. Er habe die beiden Männer "gebosst" und verfasse Briefe, die ein Oberbürgermeister nicht schreibt, "auch nicht in der größten Wut".

(ujr)
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