Düsseldorf Stadt weist Schüler aus anderen Städten ab

Düsseldorf · Wer in einer Nachbargemeinde wohnt, darf sich kaum noch Hoffnung auf den Besuch eines Gymnasiums oder einer Gesamtschule in Düsseldorf machen. Die Abstimmung im Rat verlief skurril: Thomas Geisel votierte gegen die Ampel.

 Das Görres-Gymnasium an der Königsallee gehört zu den Düsseldorfer Schulen, die aufgrund ihrer großen Tradition auch von vielen auswärtigen Jungen und Mädchen besucht werden.

Das Görres-Gymnasium an der Königsallee gehört zu den Düsseldorfer Schulen, die aufgrund ihrer großen Tradition auch von vielen auswärtigen Jungen und Mädchen besucht werden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Düsseldorf will möglichst keine Kinder und Jugendlichen mehr an seinen Gymnasien und Gesamtschulen aufnehmen, die außerhalb der Stadtgrenzen wohnen. Das beschloss der Rat in der Nacht zu gestern am Ende einer knapp 14-stündigen Marathonsitzung. Damit wird es für Meerbuscher, Ratinger, Erkrather und andere in der Nachbarschaft wohnende Jungen und Mädchen in Zukunft kaum noch möglich sein, beliebte Schulen mit besonderen Angeboten oder Traditionen, wie beispielsweise das Cecilien-Gymnasium in Niederkassel oder das Görres-Gymnasium in der Innenstadt zu besuchen. Komplett ausgenommen von der Neureglung ist nur das Lessing-Gymnasium, das eine von NRW-weit fünf Sportschulen ist.

" Allein aufgrund der wachsenden Bevölkerung im Stadtgebiet selbst müssen wir die vorhandenen Kapazitäten ausbauen. Bereits jetzt gibt es an vielen Schulen Anmeldeüberhänge", begründete Schuldezernent Burkhard Hintzsche im Vorfeld der Sitzung die Verwaltungsvorlage. Wer auf den Aufnahmestopp verzichte, nehme in Kauf, dass Schulraum für Jungen und Mädchen geschaffen werde, die in ihrer Heimatkommune durchaus über ausreichende Angebote verfügten.

Die Stadtverwaltung unter Führung von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte deshalb in ihrer Beschlussvorlage geraten, auswärtige Schüler abzulehnen, wenn sie an ihrem Wohnort die gewünschte Schulform besuchen können und die Zahl der Anmeldungen aus Düsseldorf die Aufnahmekapazität an der gewünschten Schule übersteigt. Die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP hatte abweichend davon beantragt, dass dies nicht für sämtliche Schulformen, sondern nur für die Gymnasien und Gesamtschulen gelten soll.

Am Ende stand ein skurriles Abstimmungsergebnis, das einmal mehr bewies, wie wenig eingespielt die neuen Mehrheiten sind: Die Verwaltungsvorlage wurde einstimmig, also mit den Stimmen der Ampel angenommen. Anschließend stimmte die Ampel mit der Linken und der AfD aber auch für ihren eigenen abweichenden Änderungsantrag und veränderte somit ihre zuvor getroffene Entscheidung. Ebenso interessant die Klemme von Oberbürgermeister Thomas Geisel: Weil er nicht die Vorlage seiner eigenen Verwaltung verändern wollte, stimmte er gegen den Änderungsvorschlag der ihn tragenden Ampel-Koalition - gemeinsam mit der CDU, dem Piraten und der Gruppe Tierschutzpartei/Freie Wähler. Das war ein Vorgeschmack auf die Schwierigkeiten der knappen Mehrheit im Düsseldorfer Stadtrat.

"Ich halte den Aufnahmestopp für das falsche Signal", sagt Christine Leithäuser, Leiterin des Görres-Gymnasiums. "Düsseldorf ist eine offene Stadt, eine Kommune mit mehreren hunderttausend Pendlern täglich. Mobilität ist ein Kennzeichen unserer modernen Gesellschaft. Da wirkt eine solche Entscheidung klein kariert." Tatsächlich habe bereits die Debatte über ein mögliches Anmeldeverbot die gewünschte Wirkung ausgelöst. "Wir haben kaum noch Anfragen aus Meerbusch."

(RP)
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