Rotlichtmilieu in Düsseldorf Stadt hat alle 28 Bordelle im Visier

Düsseldorf · Das Ordnungsamt hat das Milieu in Düsseldorf genau im Blick. Dabei haben 23 der 28 Bordelle in der Landeshauptstadt nicht mal ein Türschild. Am Elend der Frauen auf dem Straßenstrich an der Charlottenstraße hat sich nichts geändert.

Polizeirazzia im Hinterhof-Bordell in Oberbilk vorige Woche: Seit 2012 gab es in dem Gebäude einen unauffälligen Betrieb, heißt es im Ordnungsamt.

Foto: Geilhausen

Das Ordnungsamt beobachtet das Milieu in Düsseldorf genau. Dabei haben 23 der 28 Bordelle in der Landeshauptstadt nicht mal ein Türschild. Am Elend der Frauen auf dem Straßenstrich an der Charlottenstraße hat sich nichts geändert.

Die Zeiten, in denen das Rotlicht-Milieu sich tatsächlich mit roten Lampen zu erkennen gab, sind vorbei. 23 der 28 Bordelle in der Landeshauptstadt haben nicht einmal ein Türschild. Und weitere 45 Etablissements sind noch diskretere Privatwohnungen. Auch der Betrieb an der Kölner Straße, den am vergangenen Mittwoch die Bundespolizei im Rahmen einer bundesweiten Großrazzia gegen Zwangsprostitution kontrolliert hat, ist von außen nicht als Bordell zu erkennen. Einzig die Klingelschilder mit den Namen Herbst, Sommer und Winter deuten an, dass sich dahinter keine gewöhnlichen Wohnungstüren befinden. Dem städtischen Ordnungsamt ist der Betrieb seit 2012 bekannt. "Dort arbeiten drei bis vier Prostituierte", sagt Amtsleiter Michael Zimmermann. "Bisher war das völlig unauffällig."

Seit Jahresanfang hat er mehr Personal für die Überwachung der Betriebe. Denn die Bordelle, Saunaclubs und Massage-Salons müssen seit Inkrafttreten des Prostituiertenschutzgesetzes überprüft werden wie jedes andere Gewerbe auch. Und das macht nun die zuständige Abteilung des Ordnungsamts. "Nicht weil wir das für ein ganz normales Gewerbe halten", sagt Zimmermann. "Sondern weil die Kollegen die Kompetenz und die Erfahrung mit der Kontrolle von erlaubnispflichtigen Betrieben haben."

Anders als die Polizei hat es das städtische Ordnungsamt in der Regel nur mit legalen Unternehmen zu tun, auch mit Prostituierten, die angemeldet sind und mit amtlichem Gesundheitsnachweis ihrem Gewerbe nachgehen. Weil aber das Ordnungsamt nicht darauf vertraut, dass sich tatsächlich alle Prostituierten anmelden, werden auch die einschlägigen Kleinanzeigen und Internet-Inserate in der Behörde ausgewertet und neue Damen entsprechend kontaktiert.

Angemeldet sind in der Stadt etwa 250 Prostituierte. Es dürften aber gut doppelt so viele sein - derzeit läuft die Anmeldefrist noch, und weil es vor allem beim Gesundheitsamt zu Wartezeiten kommt, sind die Zahlen noch nicht auf dem neuesten Stand.

Tatsächlich sind in Düsseldorf bislang nur Frauen angemeldet. "Wir wissen allerdings, dass sich auf dem Straßenstrich auch Männer prostituieren", sagt Zimmermann. Sogenannte Ladyboys - Männer, die sich chirurgisch ganz oder teilweise zu Frauen machen lassen, um ihre Körper zu verkaufen - gibt es zumindest offiziell in der Landeshauptstadt nicht.

Vergangene Woche hatte die Bundespolizei einen Menschenhändlerring ausgehoben, der von Siegen aus hunderte Ladyboys und Transsexuelle aus Thailand nach Deutschland eingeschleust und als Prostituierte ausgebeutet haben soll. Auf der Liste der Bordelle, die daran beteiligt waren, hatte auch das Oberbilker Haus gestanden. Dort hatte die Bundespolizei allerdings keine verdächtigen Personen und auch keine illegalen Prostituierten angetroffen.

Weniger überschaubar als die Bordellbetriebe ist der Straßenstrich rund um die Charlottenstraße. Als die "Rue" ist er bundesweit bekannt. Schon in der Nachkriegszeit boten sich hier Frauen an, und das Phänomen ist durch die Sperrbezirksverordnung "nicht totzukriegen", sagt Zimmermann, dessen Amt dort mit dem Ordnungs- und Servicedienst tätig ist.

Erst kürzlich hat der OSD die "Rue" kontrolliert und dabei nicht nur Freier und Prostituierte verwarnt, sondern auch einige 100 Autofahrer, die im Sperrbezirk mehrere Runden drehten. Das "Cruisen" ist verboten, die Stadt reagiert seit Jahren mit Knöllchen nach Hause. Dem Strafzettel werden Flyer beigelegt, in denen über den Sperrbezirk informiert wird. Das soll vor allem die Dienstwagenfahrer und Familienväter abschrecken, denen diese Post aus Düsseldorf unangenehme Fragen beschert.

Längst schaffen an der Charlottenstraße aber nicht mehr nur Frauen an, die so ihre Drogensucht finanzieren. "Seit der Grenzöffnung strömen Frauen aus Bulgarien und Rumänien in den Sperrbezirk", sagt Zimmermann. "Da müssen wir regelmäßig kontrollieren, sonst kriegen wir das nicht in den Griff."

Am Elend der Prostitution auf dem Straßenstrich hat sich durch den Zuzug der Osteuropäerinnen freilich nichts geändert: Viele sind so arm, dass sie für ein paar Münzen schon bereit sind, einen Freier zu bedienen. Und nicht wenige werden von Zuhältern kontrolliert. Diesen Frauen, sagt die Polizei, hilft das neue Gesetz nicht. "Die wenigsten wagen sich da heraus, um ihre neuen Rechte in Anspruch zu nehmen."

(RP)