Moderne Wohnformen in Düsseldorf So lebt man in Mikro-Appartements

Düsseldorf · Das Unternehmen Cube Real Estate hat in Düsseldorf-Derendorf 111 Mikro-Appartements errichtet, geplant wurden sie vom Büro Greeen Architects. Das Wohnen auf engstem Raum liegt im Trend, ganz billig ist es nicht.

So sehen die Mikro-Appartements in Düsseldorf aus
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Foto: Gatzke/Cube Real estate/STEFAN GATZKE

Schon von weitem fallen die kleinen Balkone ins Auge, dunkelgraue und helle und dazwischen einige in leuchtendem Grün. „Mit diesen Balkonen hatte ich zu kämpfen“, gesteht Thore Marenbach, Geschäftsführer des Bauherrn Cube Real Estate. „Herr Reale hat es dann durchgesetzt. Es hat eben Gründe, dass Architekten Architekten sind.“

Das Lob geht an Mario Reale vom Düsseldorfer Büro Greeen Architects, der das Gebäude an der Merziger Straße mitsamt der markanten Fassade geplant hat – und der mit seinem Gegenüber ebenso zufrieden ist wie umgekehrt: „Ich brauche einen Bauherrn, der mir vertraut. Wir haben immer sehr konstruktiv miteinander reden können.“

Aus der Zusammenarbeit ist ein siebenstöckiges Haus mit 111 so genannten Mikro-Appartements geworden, die kleinsten gerade 17 Quadratmeter groß (inklusive Küche und Bad), einige Wohngemeinschaften umfassen 75 Quadratmeter. Und das auf einer Fläche, auf der vorher ein Einfamilienhaus stand.

Gedacht sind die Kleinstwohnungen für Studenten – die Hochschule Düsseldorf liegt in direkter Nähe – oder junge Berufstätige (beim Bauherrn sagen sie: „Young Professionals“). Sogar zur etwas weiter entfernten Heine-Uni, betonen die Planer, komme man dank der Bahn-Haltestelle vor der Tür schnell und ohne Umsteigen.

Wer eines der voll möblierten Appartements betritt, merkt: Hier wurde jeder Quadratmeter genutzt und weder Platz noch Licht verschenkt. Die weißen Möbel wirken schlicht, aber wertig. Der Balkon gehört auch in den kleinsten Wohneinheiten dazu, ein Stück Lebensqualität, sagt Reale. Der Bodenbelag ist PVC in Holzoptik, das ist pflegeleichter als etwa Laminat, zumal in einem solchen Gebäude die Mieter häufiger wechseln als anderswo. „Da muss man insgesamt auf die Langlebigkeit der Sachen achten“, sagt Reale. Auch eine komplette kleine Küchenzeile haben die Planer den Appartements verpasst, zwei Kochplatten, Mikrowelle, Kühlschrank.

Das sind die aktuellen Bauvorhaben und Projekte in Düsseldorf
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Foto: RKW Architektur +, GTL, Vössing. Visualisierungen: MACINA digital film

Vermietet werden die Wohnungen für Preise, die freilich deutlich über denen eines „normalen“ Studentenwohnheims liegen; beginnend ab etwa 500 Euro im Erdgeschoss. Dafür gibt es ein Komplett-Paket inklusive Strom, Heizung, Internet und einem Stellplatz fürs Fahrrad unten im Hof. Die Nachfrage in diesem Segment ist jedenfalls da, nach der Fertigstellung im November zogen schnell viele Mieter ein.

„Wir müssen so kleinteiliges Wohnen oft verteidigen“, sagt Thore Marenbach: Das sei ja keine Art zu leben, heiße es dann. „Wir glauben hingegen, dass das dem Zeitgeist entspricht“, fügt er hinzu: „Und es nimmt Druck vom angespannten Wohnungsmarkt.“ Entsprechend ist schon die nächste Anlage in Planung, diesmal an der Heinrichstraße. Dort wird – ebenfalls nach Plänen der Greeen Architects – ein Bestandsbau von 1965 revitalisiert und in Mikro-Appartements ab 18 Quadratmetern umgewandelt. Fertig sein soll er 2020. Das Haus an der Merziger Straße ist inzwischen an die Commerz Real verkauft.

Der Markt für neue Studentenwohnheime und Mikroappartements wächst deutschlandweit. Schon im ersten Halbjahr 2018 vermeldeten die Immobilienmakler von CBRE ein Rekord-Investment von 1,6 Milliarden Euro in diesem Segment. Verkauft wurden in dem Zeitraum 8800 Appartementeinheiten mit einer Fläche von 277.000 Quadratmetern, im Schnitt also 31 Quadratmeter groß. Experten sehen in diesem Bereich Bedarf für zahlreiche weitere Projekte.

Befürworter solcher Konzepte verweisen oft auf die Möglichkeit, mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum in Ballungszentren zur Verfügung zu stellen – zumal es immer mehr Singles gibt, die entsprechend weniger Platz brauchen. Kritiker verweisen vor allem darauf, dass hier oft Möglichkeiten zur persönlichen Gestaltung des Wohnraums fehlten oder Menschen sich auf so engem Raum langfristig schwer entspannen könnten.

In dem Gebäude an der Merziger Straße jedenfalls ist auch an die Möglichkeit gedacht worden, dass derart platzsparende Wohnungen künftig einmal nicht mehr gebraucht oder gewünscht werden könnten. „Das Haus ist so geplant, dass man Zwischenwände herausnehmen kann“, sagt Reale und klopft gegen eine nicht-tragende Wand. So könnten zu einem späteren Zeitpunkt mehrere kleine Wohnungen zu einer größeren zusammengefasst werden.

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