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Nach zweieinhalb Jahren Ukraine-Krieg So geht es den ukrainischen Waisenkindern in Düsseldorf

Düsseldorf · Der Verein Dobrosvit aus Düsseldorf unterstützt seit Beginn des Krieges Kinder in NRW und Waisenhäuser in der Ukraine. Was sich bisher getan hat und wie die Zukunft des Vereins aussieht.

Inna Schlich (zweite von rechts) mit einigen Kindern bei einem Kreativ-Workshop von Dobrosvit.

Foto: Privat

Seit zweieinhalb Jahren ist Inna Schlichs Leben auf den Kopf gestellt: Der Krieg in ihrer Heimat belastet die gebürtige Ukrainerin stark. Sie jedoch ist vor einigen Jahren auf eigene Initiative hin ausgewandert, viele Geflüchtete, die jetzt unter anderem in Düsseldorf leben, haben diese Entscheidung aus ganz anderen Gründen getroffen. „Entsprechend schwierig kann es sein, hier richtig anzukommen“, meint Schlich. Unter den Geflüchteten sind auch viele Waisenkinder. In der Ukraine ist es üblich, dass diese Kinder in die Obhut von Pflegeeltern kommen. Dabei kommen häufig recht viele Kinder in eine Familie, oft im sehr niedrigen zweistelligen Bereich. „Viele der Kinder sind traumatisiert und kämpfen mit großen Problemen“, berichtet Inna Schlich.

Deshalb hat sie vor zweieinhalb Jahren den gemeinnützigen Verein Dobrosvit gegründet, der mittlerweile einen Großteil ihrer Zeit einnimmt. „Wir haben seither vieles erreicht: Wir helfen 90 Kindern in NRW und 829 Kindern in der Dnipro-Region in der Ukraine“, erzählt sie. Hatte der Verein zu Beginn viel Unterstützung auch beim Ankommen geleistet, bei der Kommunikation mit Behörden oder der Wohnungssuche, sei man inzwischen deutlich breiter aufgestellt und haben den Fokus auf eine gute Bildung für die Kinder und Jugendlichen gerichtet.

Regelmäßig gebe es Sprachcafés, in denen auch Grammatik im Fokus stehe, inzwischen habe man zwei Gruppen nach Alter aufgeteilt. Ehrenamtliche Teammitglieder üben dann gemeinsam mit den Kindern. „Die Sprache ist für eine gute Integration das Wichtigste“, ist Schlich überzeugt. Bei der Ankunft konnten viele kaum ein Wort, trotzdem wurde von den Kindern, die in ihrem Leben schon viel durchgemacht haben, erwartet, sich in einem neuen Land, einer neuen Schule und unter vielen Fremden zurechtzufinden. „Das ist enorm schwierig und ich bin wirklich froh, zu sehen, dass wir als Verein neben der Schule und den Familien eine Anlaufstelle und vor allem Hilfe für sie sein können.“ Viele Kinder hätten eine enorme Entwicklung gezeigt, Kernkompetenzen ausgebaut und seien sehr viel kommunikativer geworden. „Sie geben sich sehr viel Mühe, sich zu integrieren und zu funktionieren. Deshalb ist es wichtig, ihnen die beste Bildung und Ausbildung zu ermöglichen.“

Neben dem Sprachcafé gibt es deshalb verschiedene Events und Workshops: Die Kinder können kreativ werden, Gitarre oder Klavier lernen und vieles mehr. „Vor einem Jahr haben wir „Girlspower“ gestartet – und kürzlich ein Äquivalent für Jungs“, sagt Inna Schlich. Bei Girlspower sollen für interessierte Mädchen beispielsweise Themen wie Frauengesundheit, Makeup, aber auch Yoga und Kreativität in einem geschützten Rahmen nähergebracht werden, Wertevermittlung steht dabei ebenso im Fokus.

Gemeinsam mit dem Verein Akki durften die Jugendlichen von Dobrosvit in den Sommerferien zwei Filme drehen.

Foto: Privat

Außerdem habe der Verein durch eine unterstützende Firma die Möglichkeit, ein IT-Projekt anzubieten: „Hier lernen die Kinder für vier Monate Grafikdesign, nach einer Pause geht es dann weiter mit Webdesign.“

Während der Sommerferien stehe noch mehr auf dem Programm. Unter anderem gab es eine Zusammenarbeit mit der kulturellen Bildungseinrichtung Akki. „Wir haben unter anderem zwei Kurzfilme gedreht. Einer unserer Jugendlichen hat dabei sein Talent und seine Passion für die Schauspielerei entdeckt.“ Es sei wunderbar, dass so die Möglichkeit geboten werde, sich selbst ganz neu zu entdecken.

Gemeinsam mit einer IT-Firma wird für die Kinder ein Workshop in Grafikdesign angeboten. Vier Monate lang lernen sie jeden Sonntag.

Foto: Privat

„Das alles ist nur möglich mit viel Unterstützung und Spenden. Ich merke aber auch, dass das abnimmt. Ich bin wirklich sehr dankbar, aber manchmal möchte ich einfach nur schreien. Der Krieg ist noch nicht vorbei und es wird auch nicht besser.“ Aufgeben wolle sie trotzdem nicht. Aktuell steckt Dobrosvit in den Vorbereitungen für den Schulstart, „Back to School 2.0“. „Die Basisausstattung ist immer teuer – bei mehreren Kindern steigen die Preise deutlich.“ Da wolle der Verein unterstützen: 90 Kinder in Deutschland und 460 in der Ukraine sollen mit dem Grundlegenden ausgestattet werden. „Ähnliche Aktionen machen wir zu Weihnachten und Ostern“, meint Inna Schlich. Sie betont aber zugleich, dass Sachspenden eigentlich aktuell nicht mehr so sehr benötigt werden. „Viel wichtiger bleibt, den Kindern etwas Gutes mit auf den Weg zu geben – und damit die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

(june)