Prozess in Düsseldorf Schwarzfahrer bleibt straffrei und bekommt Monatskarte

Düsseldorf · Eigentlich hätte dem gewohnheitsmäßigen Schwarzfahrer eine Haftstrafe gedroht. Doch der Richter am Amtsgericht Düsseldorf ließ Milde walten. Sein überraschter Anwalt will ihm nun ein Ticket kaufen.

 Das Gericht ließ trotz Vorstrafen des mittellosen Angeklagten Milde walten.

Das Gericht ließ trotz Vorstrafen des mittellosen Angeklagten Milde walten.

Foto: miserius

Ein milder Abglanz der Adventszeit reichte am Mittwoch für einen Moment bis in einen Amtsgerichtssaal hinein. Dabei sah es im Prozess gegen einen notorischen Schwarzfahrer, der bereits 62 Mal ohne Ticket in Bussen und Bahnen erwischt worden war, zunächst düster aus.

In einer neuen Anklage wurden ihm jetzt nämlich drei weitere Fahrten ohne Billett vorgeworfen – dabei stand er schon unter Bewährung. Im Juli hatte ein anderer Amtsrichter den 35-Jährigen zu sechs Monaten Haft verurteilt, ihm dabei die Chance auf Besserung eingeräumt.

Kurz vor Weihnachten bleibt ihm die drohende Inhaftierung trotz neuer Anklage aber doch erspart. An drei Tagen im Juni hatte sich der Angeklagte die Beförderung in Bahnen der Linien U75 und U76 wieder erschlichen. Das Jobcenter würde „nicht regelmäßig“ das nötige Geld für Tickets auszahlen, versuchte der Angeklagte eine Ausrede.

Der Richter ließ dennoch Milde walten. Formell waren die angeklagten Schwarzfahrten ja deutlich vor der letzten Verurteilung geschehen. Mit Blick auf die bereits verhängten sechs Monate verzichtete der Richter daher auf eine Zusatzstrafe, stellte das Verfahren gestern ein.

Doch nicht, ohne den Schwarzfahrer scharf zu verwarnen: „Eine letzte Chance! Noch ein einziges Mal ohne Ticket – und Sie fahren direkt ins Gefängnis ein!“ Der Verteidiger versprach, seinem Mandanten im nächsten Rheinbahnbüro direkt eine Monatskarte zu besorgen.

(wuk)
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