Klimaschutz Düsseldorfer Schulen schärfen ihr Umwelt-Profil

Düsseldorf · Eine-Welt-Läden, Solaranlagen, Müllvermeidung und Energiesparen gehören schon länger zum Schulalltag. Für neue Dynamik bei den Themen Klima und Nachhaltigkeit sorgt die Fridays-for-Future-Bewegung. Und die wird immer selbstbewusster.

 Lily (11), Amina (11), Elli (10) und Maja (12) schauen im Schulgarten des Wim-Wenders-Gymnasiums durch die angepflanzte Saubohne (v.l.).

Lily (11), Amina (11), Elli (10) und Maja (12) schauen im Schulgarten des Wim-Wenders-Gymnasiums durch die angepflanzte Saubohne (v.l.).

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Pokal, an dem am Wim-Wenders-Gymnasium gerade gebastelt wird, ist nicht aus Gold, sondern aus Müll. „Und gerade deshalb besonders wertvoll“, sagt Schulleiterin Antonietta Zeoli. In Händen halten wird die ungewöhnliche Auszeichnung jene Etage im Schulgebäude, auf der die Schüler den meisten Plastikmüll sammeln.

„Wir haben einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem es darum geht, unter anderem die Verschlüsse von Zahnpastatuben und Flaschen sowie Verpackungsfolien aufzuheben“, sagt sie. Ihr Kollege Roland Günther bastelt gerade an einem Konzept, das nach den Sommerferien umgesetzt wird. „Wir planen eine zentrale Unterrichtseinheit zur Nachhaltigkeit. Dazu werden eine Garten-, Müll-, Recycling- und Naturwissenschafts-AG zählen“, kündigt sie an.

Zeoli spürt, dass sich durch die „Fridays for Future“-Demonstrationen etwas verändert hat. So verpackten die Eltern das Pausenbrot fast nur noch in Mehrweg-Behältnisse, und die Schüler schmissen viel weniger achtlos weg als vor wenigen Monaten. Neuester Mosaikstein in Sachen Umweltbewusstsein ist ein Pizzaofen im schuleigenen Garten. „Das spart Verpackungsmaterial und den Kraftstoff-Verbrauch des Lieferservices“, sagt Zeoli.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche kennt viele solcher Beispiele. Düsseldorfs Schulen sieht er insgesamt auf einem guten Weg. Die wichtigsten Gründe dafür im Überblick.

Energie Beim Programm „Mit Energie gewinnen“ können Bildungseinrichtungen (darunter auch Kitas) ihren Energie- und Wasserverbrauch sowie ihr Abfallaufkommen verringern. „Im Gegenzug erhalten sie die Hälfte der eingesparten Kosten zur freien Verfügung. Das wird sehr gut angenommen. 50 Schulen beteiligen sich“, sagt Hintzsche.

Projektförderung Seit vier Jahrzehnten fördert die Stadt Umweltinitiativen. Davon profitieren auch die Schulen. Allein 2018 erhielten drei von ihnen Mittel aus diesen Fördertöpfen: die Grundschule Adam-Stegerwald-Straße (Schulgarten), das Marie-Curie-Gymnasium (Wildblumen- und Schmetterlingsgarten) und das Wim-Wenders-Gymnasium (Urban-Gardening-Areal).

Photovoltaik/Gründächer „Eine sogenannte Vorrüstung für Photovoltaik ist grundsätzlich einzuplanen“, sagt Kristina Neven-Daroussis, Referentin im Umwelt-Dezernat. Grundsätzlich solle auch die Begrünung dafür geeigneter Dächer „der Regelfall“ sein.

Zumindest die Grünen sehen beim Thema Strom aus Sonnenenergie noch Luft nach oben. Kürzlich hakten sie im Schulausschuss nach. Prompt listete Hintzsche Dutzende Projekte auf. Die Grünen mahnten an, die Lücke zwischen Vorplanung und tatsächlicher Umsetzung der Photovoltaik-Projekte schneller zu schließen.

Papier/Stromverbrauch Die Stadt beschafft für ihre Schulen ausschließlich Recycling-Papier. „Diese Papiersorten verkaufen wir auch in unserem Eine-Welt-Laden“, sagt Hans-Hermann Schrader, Leiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Bilk. Gut 20 Jahre gibt es den Laden inzwischen. „Damals war das Pionierarbeit“, sagt der Pädagoge. Seitdem hat sich viel getan.

Solaranlagen auf dem Dach, eine engagierte Garten-AG, immer mehr LED-Lampen, Hinweise an den Schaltern „Drück mich, wenn du gehst“, eine Heizungsanlage auf der Basis von Holzpellets und eine Projektwoche zur Nachhaltigkeit runden das „grüne“ Profil der Schule ab. Ganz aktuell auf der Agenda steht ein Aktionstag zur „Fridays for Future“-Bewegung. „Der richtet sich vor allem an die jüngeren Schüler“, meint Schrader.

Zu denen, die bei den Klimaschutz-Demos vorne weg marschieren, gehört Camilo Lopez. Er wird in der kommenden Woche („leider erst nach der Europa-Wahl“) 18 Jahre alt. Über seine Forderungen muss er nicht lange nachdenken. „Sofortiger Umstieg auf erneuerbare Energien, die Einführung sowohl einer CO2- als auch einer Kerosin-Steuer bei Flügen, autofreie Innenstädte und Vorrang für Rad und öffentlichen Nahverkehr“ – damit zählt er auf, was ihm wichtig ist.

Lopez besucht die Waldorfschule in Gerresheim, dort fühlen er und seine Mitstreiter sich gut unterstützt. Eine Entschuldigung für die Freitagsdemos hat er noch nie eingereicht. „Es gibt nichts, was ich zu entschuldigen hätte.“

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