Große Politik in Düsseldorf-Oberbilk Schüler schlüpften in die Rollen von EU-Politikern

Oberbilk · Ein Gefühl für die Höhen und Tiefen und die Herausforderungen der Spitzenpolitik erhielten Schüler in Oberbilk. In einer Simulationswoche zum Europa-Parlament tauchten die zehnten und elften Klassen tief in diese Welt ein.

Das Europaparlament tagte vor kurzem am Lessing-Gymnasium, hier fand gerade eine Abstimmung statt.

Das Europaparlament tagte vor kurzem am Lessing-Gymnasium, hier fand gerade eine Abstimmung statt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

An vielen Bildungsstätten gibt es in den Augen vieler Menschen einen großen Handlungsbedarf. Vieles müssen die Schüler lernen, weil es im Curriculum steht und nicht, weil es sie auf das Leben nach der Schule vorbereitet. Neue Wege werden immer wieder beschritten: Das Lessing-Gymnasium und das Lessing-Berufskolleg haben jetzt aber eine Unterrichtswoche an den Start gebracht, die viele Schüler zeit ihres Lebens nicht mehr vergessen werden. In einer Simulationswoche zum Europa-Parlament tauchten die zehnten und elften Klassen tief in die Strukturen, Arbeitsweisen und in die Wege der Entscheidungsfindung der Europäischen Union (EU) ein. „Es war wichtig, konkret zu sehen, welche Möglichkeiten der Bürger in der Demokratie hat, mitzustimmen, mitzugestalten und eine Meinung zu äußern“, sagte Schülerin Judi Sabbagh.

In der EU-Woche schlüpften über 150 Schüler in die Rolle von Politikern und Politikerinnen, um in verschiedenen Länderdelegationen und Ausschüssen an Resolutionen zu arbeiten, die abschließend in einer „Plenarsitzung“, dem Parlament, debattiert und beschlossen oder abgelehnt wurden. Dabei beschäftigen sich die Ausschüsse etwa mit den Themen Nachhaltigkeit, Kultur, Bildung, Sicherheit und Forschung. „Man ist näher dran an der Demokratie, wenn man selber ein mal Teil davon war“, sagte Schülersprecher Anas Darrazi. Und: „Man hat gesehen, wie Demokratie aufgebaut ist und welche Möglichkeiten man hat, in den Strukturen hat mitzureden.“

Die Idee zur EU-Parlamentswoche hatte Studienrat Daniel Toledo (Sozialwissenschaften, Chemie, Mathematik). Damit rannte er bei Schulleiter Wilhelm Josephs offene Türen ein: „Demokratie ist meiner Einschätzung nach die für alle Menschen verträglichste Regierungsform, aber auch die schwerste. In einer absoluten Monarchie oder Diktatur braucht man sich mit niemandem abstimmen.“ Das sei einfach, „führt aber am Ende nur zu Chaos. Das haben alle Länder der EU inzwischen durchgespielt, Deutschland leider mehrfach.“ Jede Generation müsse sich die Demokratie wieder erkämpfen, wie schon 2019 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel 2019 sagte.

Ziel der Projektwoche war es, den europäischen Gedanken zu stärken, indem sie demokratische Prozesse erfahren und über aktuelle politische Themen kritisch geurteilt wurde. Doch es ging nicht nur um die aktive Vermittlung von politischem Wissen, sondern auch um Sozialkompetenz. Die Schüler lernten etwa in Ausschusssitzungen etwas über Debattenkultur, den Respekt vor anderen Meinungen, wie man Kompromisse findet und wie man argumentiert, um andere von der eigenen Meinung zu überzeugen. Das kann man auch bei Unstimmigkeiten auf dem Schulhof anwenden. „Durch das Projekt haben wir eine andere Perspektive bekommen“, so Sabaggh. „Wir haben auch gelernt, dass es viele Angebote gibt, sich politisch einzubringen. Ich ziehe jetzt in Erwägung, einer Partei beizutreten, weil ich gesehen haben, dass auch der Einzelne etwas verändern kann.“

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