RP-Projekt #mitreden in Düsseldorf Schüler debattieren über eine sichere Altstadt

Düsseldorf · An der Lore-Lorentz-Schule haben die Schülerinnen und Schüler nicht nur über Videokameras in der Altstadt diskutiert, sondern zugleich auch über Grundrechte.

 Henry Neugebauer, Nadine Lücking Agudo, Meike Hinzen und Sophie Krämer von der Lore-Lorentz-Schule beim Debatten-Wettbewerb.

Henry Neugebauer, Nadine Lücking Agudo, Meike Hinzen und Sophie Krämer von der Lore-Lorentz-Schule beim Debatten-Wettbewerb.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wohl kaum ein Thema treibt die Menschen in Düsseldorf so um wie die Sicherheit in der Altstadt – auch junge Leute. So hatten die Schülerinnen und Schüler der Lore-Lorentz-Schule selbst das Thema Videoüberwachung mit Gesichtserkennung in der Altstadt als Thema für eine Debatte gewählt. Am Mittwoch diskutierten vier junge Leute des Bildungsgangs Sprache und Literatur beim RP-Projekt #mitreden auf der Bühne der Aula vor einer Jury um die Wette – und lernten dabei ganz praktisch, wie Grundrechte und Demokratie funktionieren.

Maike Hinzen und Sophie Krämer vertraten die Pro-Seite, die sich für eine Ausweitung der Videobeobachtung und einen Einsatz von Gesichtserkennung einsetzt. Ihr Standpunkt: Nach den jüngsten Gewalttataten in der Altstadt, bei denen ein 19-Jähriger ums Leben kam, sei die Videoüberwachung notwendig, um körperliche Übergriffe zu verhindern, die Ermittlungen der Polizei zu vereinfachen, Täter schneller zu identifizieren und solche Delikte schneller aufzuklären. Sie bezogen sich hier also auf ein Grundrecht – das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Auf der anderen Seite standen Nadine Lücking Agudo und Henry Neugebauer, die sich gegen die Videoüberwachung aussprachen, unter anderem mit Bezug auf das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Die Privatsphäre der gefilmten Personen und der Datenschutz werde verletzt, so die Argumente. Zudem sei die Wirkung der Videobeobachtung nicht bewiesen und sie könnte sogar zum Einfallstor für Cyberkriminalität werden.

Auf die Debatte hatten sich die Zwölftklässler im Deutsch- und Journalismusunterricht vorbereitet, haben sich in die Thematik eingelesen und Argumente formuliert, sagt Lehrer Rainer Franke. Vier Mutige stellten sich dann dem 25-minütigen Schlagabtausch vor Mitschülern, der Jury und Vertretern der Polizei. Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte und damit auch verantwortlich für die Altstadt, gab zuvor noch einen Einblick in die aktuelle Umsetzung der Videobeobachtung in Düsseldorf.

14 Kameras hängen an Kriminalitätsbrennpunkten in der Altstadt, am Burgplatz und in der Bolkerstraße etwa. Schilder weisen auf die Kameras hin, die nur in den Abendstunden aufzeichnen und das dann mit einer roten Lampe anzeigen. Die Bilder, so Fleiß, werden nach sieben Tagen gelöscht und sensible Bereiche wie Fenster oder Hauseingänge bleiben gepixelt. Immer sitzt ein Polizist vor den Bildschirmen, der das Geschehen beobachtet und bei Bedarf Verstärkung schickt. Als Beispiel diente ein Video aus dem Sommer 2020: Polizisten hatten einem jungen Man einen Platzverweis ausgesprochen und wollten ihn wegen Gegenwehr in Gewahrsam nehmen. In nur zwei Minuten bildete sich um die Szene ein Pulk aus mehr als hundert Leuten. Um in solchen Situationen Eskalationen zu vermeiden und bei Schlägereien einzuschreiten, sei die Videobeobachtung Fleiß zufolge hilfreich.

Die Jury, bestehend aus dem Politikchef der Rheinischen Post, Martin Kessler, RP-Volontärin Lilli Stegner und Andrea Dimitrova von Evonik, lobte die lebendige Debatte, die emotionalen und starken Argumente und den fairen Umgang dabei. „Das war ein Gegeneinander und ein Miteinander zugleich“, sagte Kessler. „Das ist der Kern von Demokratie.“ Die Mitschülerinnen und Mitschüler stimmten schließlich ab: Der Großteil sprach sich dabei für mehr Videobeobachtung in der Altstadt aus, überzeugender debattiert hatte ihrer Meinung nach jedoch das Contra-Team Nadine Lücking Agudo und Henry Neugebauer.

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