Gebühren auch nachts fällig? Düsseldorf sagt freiem Parken den Kampf an

Düsseldorf · In immer mehr Vierteln soll künftig gelten: Nur noch parken mit Parkschein – sogar in der Nacht. Das soll Anwohnern helfen und zum Umstieg auf Bus und Bahn motivieren. Die Information überraschte die Bezirksvertretungen.

 Parkschilder auf der Münsterstraße weisen daraufhin, dass die Anwohner nur bis 9 Uhr dort parken dürfen.

Parkschilder auf der Münsterstraße weisen daraufhin, dass die Anwohner nur bis 9 Uhr dort parken dürfen.

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Die Stadtverwaltung sagt dem freien Parken im Straßenraum den Kampf an: In den dicht besiedelten Vierteln rund um die Innenstadt soll es bald immer mehr kostenpflichtige Parkschein-Zonen geben. So sollen Anwohner besser einen Parkplatz finden.

In den bereits vorhandenen Bewohnerparkgebieten sollen die Gebühren künftig auch in der Nacht fällig werden. Und für besondere Problemlagen wie das „Flughafenparken“ will die Stadt spezielle Lösungen suchen. Das Ziel ist ein „umfassendes und stadtweites Parkraummanagement“.

Eine entsprechende Informationsvorlage der Stadtverwaltung erreichte kurzfristig die vier Bezirksvertretungen, die am Dienstag tagten. Debattiert wurde das Papier aus dem Amt für Verkehrsmanagement noch in keinem der Gremien, „24 Stunden reichen nicht, um sich dazu Gedanken zu machen“, sagte etwa Harald Neuhaus (CDU) in der Bezirksvertretung 2 (Düsseltal/Flingern).

Die Fraktionen erbaten Beratungsbedarf. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte das Vorhaben im Gespräch mit unserer Redaktion angekündigt. Politisch dürfte es für Zündstoff sorgen, denn es bedeutet nach den Umweltspuren die zweite Einschränkung des Autoverkehrs.

Die Verwaltung verweist zur Begründung auf die Konflikte durch mangelnden Platz in vielen Vierteln. Die Bezirksvertretungen hätten vielfach eine Neuordnung des Parkens zum Wohle der Anwohner gefordert. Zudem stünden die parkenden Autos in wachsender Konkurrenz zur Förderung von umweltfreundlichen Alternativen sowie zur „Steigerung der Aufenthalts- und Lebensqualität“.

Die Lösung sei die zunehmende Bewirtschaftung: Bislang werde der öffentliche Raum „in weiten Teilen als unentgeltliches Wirtschaftsgut allgemein in Anspruch genommen“, heißt es in dem Papier. Das soll sich nun ändern. Indem das Parken kostenpflichtig werde, könne eine bessere Ordnung erreicht werden. Das ist konkret geplant:

Mehr Zonen mit Parkgebühren

Wo es nachweislich an Parkplätzen mangelt, könnten sie bald kostenpflichtig werden. Das betrifft laut einer Übersichtskarte zunächst Teile von Niederkassel, Oberkassel, Golzheim, Stadtmitte und Oberbilk. Anwohner können einen Parkausweis beantragen.

Insbesondere kostenlos im Staßenraum parkende Berufspendler sollen nach Angaben der Verwaltung durch die Umstellung getroffen werden. Sie sollen in Parkhäuser oder auf Firmenparkplätze ausweichen „oder aber zum Umstieg auf Verkehrsmittel des Umweltverbunds (ÖPNV, Radverkehr, zu Fuß) motiviert werden“. In einem weiteren Ring um die Innenstadt soll zumindest Parkscheibenpflicht gelten. Betroffen sind laut Karte Düsseltal, Flingern und Oberbilk.

24-Stunden-Bewirtschaftung

In der direkten Innenstadt und vielen anderen Quartieren von Oberkassel über Unterrath bis Kaiserswerth gibt es bereits Bewohnerparkgebiete. Dort soll die Bewirtschaftung künftig auch in der Nacht gelten, und zwar an allen Tagen außer Sonntag.

Erste Priorität hätten dabei Wohngebiete im Umfeld von großen Arbeitgebern mit Drei-Schicht-Betrieb, wie zum Beispiel die Straßen rund um das Mercedes-Werk in Unterrath, die vor allem in den Abendstunden sehr belastet sind. Dort kämpfen Anwohner seit Jahren für eine Ausdehnung der Parkscheiben-Regel mindestens bis Mitternacht. Auch Wohngebiete „mit hohem Anteil von Freizeitnutzung“ sollen priorisiert werden, heißt es in dem Papier.

Weitere Ausdehnung

Die Stadt will gemeinsam mit den Bezirksvertretungen Ideen erarbeiten und Problemviertel ausmachen und zudem ein Verkehrsplanungsbüro beauftragen, um über die kurzfristigen Maßnahmen hinaus eine Neuordnung des Parkraums zu erreichen. Ziel sei ein „stadtweites Parkraummanagementkonzept“. Dabei soll es auch um neue Potenziale an Parkplätzen gehen, etwa nächtliches Parken von Anwohnern auf Einzelhandelsparkplätzen.

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