Geburtsstation in Gerresheim Warum ein Düsseldorfer Krankenhaus seinen Kreißsaal schließen muss

Düsseldorf · Die Geburtenstation des Sana-Klinikums in Düsseldorf-Gerresheim bleibt bis zum Jahresende geschlossen. Dieser Schritt gilt unter Branchenkennern als ungewöhnlich - es ist die erste Schließung dieser Art seit Jahren.

 Die Sana-Klinik in Gerresheim.

Die Sana-Klinik in Gerresheim.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Die Sana-Klinik in Gerresheim hat ihren Kreißsaal geschlossen, weil sie den Betrieb dort nicht mehr dau­erhaft gewährleisten konnte. Eine Kliniksprecherin bestätigte am Donnerstag entsprechende Informationen unserer Redaktion und erklärte, die Station für Geburtshilfe in Gerresheim leide unter einer „extrem angespannten Personalsituation“. Das Klinikum in Benrath, das zur gleichen Gruppe gehört, ist nicht betroffen.

Von acht festangestellten Hebammen in Gerresheim sind der Sprecherin zufolge drei längerfristig erkrankt, eine weitere ist schwanger und darf daher nun nicht mehr arbeiten. Der Kreißsaal wurde bei der Rettungsleitstelle der Stadt Düsseldorf abgemeldet. Dadurch wissen Notärzte und Rettungsdienste, dass sie das Gerresheimer Klinikum bei Entbindungen vorerst nicht mehr ansteuern können. Nach Angaben des Betriebsrates soll der Kreißsaal erst im kommenden Jahr wieder geöffnet werden. Eine solche Schließung ist laut Kennern des Gesundheitsbereichs sehr ungewöhnlich, einen ähnlichen Fall hat es in Düsseldorf in den vergangenen Jahren offenbar nicht gegeben.

Das Krankenhaus betonte, alle betroffenen werdenden Mütter seien informiert worden. Da sich werdende Eltern in der Regel vorab über die Klinik informieren und oft auch dort vorstellen, sind unangemeldete Entbindungen selten. Frauen, die dennoch zur Geburt ihres Kindes in die Gerresheimer Klinik kommen, würden mit einem „Storchen-Taxi“ nach Benrath gebracht – oder in eine andere Klinik ihrer Wahl. Im Falle eines Notfalles könnten Schwangere aber auch weiterhin in Gerresheim entbinden, „denn es sind zu jeder Zeit genügend Ärzte im Haus, um Not-Kaiserschnitte durchführen zu können“, erklärte das Klinikum.

Die Betriebsratsvorsitzende des Krankenhauses, Susanne Quast, sagte, wegen der längerfristigen Krankmeldungen sei der Betrieb im Kreißsaal seit Wochen mit einer „maximalen körperlichen Überforderung“ der verbliebenen Hebammen einhergegangen. Diese hätten aus Pflichtgefühl hohen Einsatz gezeigt und den Betrieb aufrechtzuerhalten versucht: „Das Team tut alles, was es kann, weil die Frauen ihre Arbeit sehr lieben.“ Entsprechend schwer sei der Klinik und den Hebammen die Entscheidung zur Schließung gefallen. Zudem hätte man sich eigentlich gewünscht, möglichst ab kommendem Montag wieder zu öffnen. „Wir wissen jetzt aber, dass wir das nicht schaffen.“

Dass schwierige Arbeitsbedingungen in der Geburtshilfe der Klinik mit zu der Situation geführt haben könnten, wollte Quandt so nicht bestätigen. „Kommunikation unter Stress ist natürlich nicht immer einfach“, sagte sie im Hinblick auf die Zusammenarbeit etwa der Hebammen mit den Ärzten des Hauses. Das sei aber normal und in Gerresheim nicht ausgeprägter als in anderen Krankenhäusern.

Die Klinik will weitere Hebammen einstellen, die bisherigen Versuche zur Aufstockung des Teams seien aber nicht erfolgreich gewesen, hieß es. Unter anderem habe man deutschlandweit Anzeigen geschaltet. Wegen des Hebammenmangels sei es schwer, neue Kräfte zu finden. Im Gerresheimer Krankenhaus gab es im Jahr 2017 rund 600 Geburten.

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