Tag des Wassersports in Düsseldorf Ruderer kämpfen um die „Macht auf dem See“
Düsseldorf · Die Rudergemeinschaft Gymnasium Gerresheim hat ihr eigenes Bootshaus am Unterbacher See. Das Gelände ist nicht nur ein Klassenzimmer im Grünen, sondern auch ein Freizeittreffpunkt. Wir haben uns am Tag des Wassersports dort umgesehen.
Windböen ziehen am Freitagnachmittag über den Unterbacher See, gegen den Steg vor dem Bootshaus der Rudergemeinschaft Gymnasium Gerresheim (RGG) schlagen sanft mehrere Boote aneinander. Rund um den Steg herrscht bereits geschäftiges Gewusel. Vier Jugendliche tragen ein Ruderboot über ihrem Kopf durch die Gegend. Es ist Tag des Wassersports und in wenigen Minuten werden hier auf dem See die Stadtmeisterschaften starten. 114 Teams von 19 Schulen werden teilnehmen.
„Die Meisterschaften sind ein Kampf um die Ehre“, sagt Charlotte Wensel, genannt Lotti. „Heute geht es darum, wer die Macht auf dem See hat.“ Die 17-Jährige ist Jugendvorstand bei der Rudergemeinschaft Gymnasium Gerresheim. Seit rund sechs Jahren rudert sie. Angefangen hatte Wensel in der fünften Klasse. „Ich habe damals an einem Anfängerwochenende teilgenommen, einen Tag später war ich bei meinem ersten Training und eine Woche darauf hatte ich den Mitgliedsantrag ausgefüllt“, erzählt Wensel.
Wensels Ruder-Biografie scheint beim RGG nicht so selten zu sein. Auch Maxi Gilbert hat als Schüler beim RGG begonnen, heute ist er im Vorstand des Vereins. Das Schulleben am Gerresheimer Gymnasium ist seit jeher eng mit der 1965 gegründeten Rudergemeinschaft verquickt. „In der fünften Klasse gibt es Anfängerangebote“, erklärt Gilbert. „In der achten und neunten Klasse findet dann der Sportunterricht hier draußen statt.“ Hier draußen, das ist das Bootshaus am Unterbacher See. Wenige Jahre nach Gründung der Rudergemeinschaft gebaut, ist es heute ein Klassenzimmer im Grünen. Hier gibt es nicht nur das Lager für die unterschiedlichen Ruderboote und seit drei Jahren auch eine eigene Werkstatt, sondern auch ein vollständig eingerichtetes, externes Klassenzimmer des Gerresheimer Gymnasiums. „Alle unsere achten und neunten Klassen werden hier im Sommer unterrichtet“, so Gilbert. „Ein Teil hat vormittags drei Stunden Unterricht im Klassenzimmer, ein anderer Teil ist derweil mit den Booten draußen auf dem See. Danach wird getauscht.“ So werden die Schülerinnen und Schüler an das Rudern herangeführt. Und in manchen Fällen ist es bald nicht nur Teil des Schul-, sondern auch des Privatlebens.
Das Bootshaus ist nicht nur ein Klassenzimmer, für die Mitglieder der Rudergemeinschaft ist es auch Treffpunkt. Hier finden freie Trainings zum Spaß und für Wettkämpfe statt, es kann Badminton gespielt oder gegrillt werden. „Die Jugendlichen kommen hier nicht nur zum Rudern hin“, berichtet Gilbert. „Sie können hier selbstständig die Boote reparieren und abends mit ihren Freunden zusammensitzen.“ Die Mitglieder haben auch außerhalb der Schul- und Trainingszeiten Zugang zu dem Bootshaus. „Die Jugendlichen lernen hier Eigenständigkeit, sich zu organisieren, Verantwortung zu übernehmen für sich, für andere und für diesen Ort“, berichtet Gilbert, während er über das Gelände führt, in das in den vergangenen Jahren viel Geld seitens des Vereins investiert worden ist. Das meiste davon stammt aus Beiträgen, Spenden und von Sponsoren. Viele Anträge verfassten die Jugendlichen selbst, sagt Gilbert.
„Das hier ist kein typischer Sportverein“, sagt Jugendvorstand Lotti Wensel. Das Prinzip sei: Jugend leitet Jugend an. „Ich habe hier selbst als Fünftklässlerin angefangen und heute bringe ich den jetzigen Fünftklässlern bei, wie man rudert.“ Sie komme selbst gern mit ihrer besten Freundin zum Bootshaus und rudere mit ihr. „Ich mag die Ruhe dort draußen und dass man abschalten kann.“ Heute hat sie wenig Ruhe, sie ist fest in die Organisation der Regatta eingebunden, später wird sie selbst noch rudern.
„Der Wellenschlag war schon sehr stark“, berichtet kurz darauf Max von seinem ersten Rennen. Der Neuntklässler steht mit seinen Freunden Louis, Frederick und Oskar zusammen. Sie freuen sich später besonders auf die Siegerehrung, sagen sie. Zuvor werden sie noch selbst zu viert ein Rennen fahren. Louis schaut auf die Uhr: „In acht Minuten müssen wir aufs Wasser.“ Dann stürmen die drei in Richtung Steg. Immerhin geht es um die „Macht auf dem See“.