Landgericht Düsseldorf Kein Schlips, kein Anwalt
Düsseldorf · Das ist ihm in seiner 22-jährigen Laufbahn auch noch nicht passiert: Weil er ohne Krawatte unter der Robe zum Gericht kam, hat ein Düsseldorfer Richter Anwalt Joachim Müller von der Verhandlung ausgeschlossen.
Das hat Joachim Müller in 22 Jahren als Rechtsanwalt auch noch nicht erlebt. In eigener Sache hatte er am Montag beim Zivilgericht zu tun, erschien pünktlich im weißen Hemd unter der schwarzen Robe im Saal. Und hörte, dass er dort nicht zugelassen ist. Was fehlte, war der Schlips.
Tatsächlich schreibt die Gerichtsordnung nur vor, dass ein Anwalt bei Gericht Robe zu tragen hat. Der weiße Langbinder darunter aber gilt bei vielen Richtern auch als unerlässlich. Zumindest in NRW. In Baden-Württemberg ist die Krawattenpflicht schon vor vier Jahren aufgehoben worden. Aber noch gilt der Spruch des Bundesverfassungsgerichts, das die Beschwerde eines Anwalts, der wie Müller von einem Richter abgewiesen worden war, verwarf. Danach hat jeder Richter das Recht, einen Anwalt als nicht anwesend zu betrachten, der ohne Krawatte vor ihm erscheint.
Versäumnisurteil riskiert
Das war bei Müllers Richter am Montag gleich mehrfach der Fall. Denn vor dem Düsseldorfer Anwalt war ein Kollege aus München bei 30 Grad Sommerhitze in derselben Kammer abgeblitzt. Er hätte unverrichteter Dinge zurück nach Bayern fahren müssen, dabei noch ein Versäumnisurteil riskiert. Zum Glück hat der Anwaltsverein aber nicht nur ein Büro, sondern auch einen Reserveschlips im Gerichtsgebäude und konnte damit erst dem Münchener und danach Joachim Müller aushelfen. Dessen Prozess endete am Mittag dann auch mit einem Vergleich.
