Demonstration in Düsseldorf Reisebüros fordern wegen Corona Geldhilfe vom Staat

Düsseldorf · Inhaber von Reisebüros haben am Mittwoch vor dem Landtag in Düsseldorf demonstriert. Sie wollten damit auf die schwere wirtschaftliche Misere aufmerksam machen, in der sie wegen des Coronavirus stecken.

 Udo Pass (Mitte) führt zwei Reisebüros in Düsseldorf und fordert staatliche Hilfen. Nils Jenssen und Volker Heisig vom Alltours Reisecenter Düsseldorf (hinten, v.l.) waren bei der Demo "Rettet die Reisebüros!" dabei.

Udo Pass (Mitte) führt zwei Reisebüros in Düsseldorf und fordert staatliche Hilfen. Nils Jenssen und Volker Heisig vom Alltours Reisecenter Düsseldorf (hinten, v.l.) waren bei der Demo "Rettet die Reisebüros!" dabei.

Foto: Holger Lodahl

Viele Wirtschaftszweige sind von den Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus betroffen. Die Reisebranche und damit auch die vielen Reisebüros leiden unter dem Shutdown und den Reisebeschränkungen innerhalb Europas. Zwar haben die Büros geöffnet, aber zum Buchen kommt kaum ein Kunde zu den Reisefachleuten. „Bei uns dreht sich das Karussell der Geschäfte rückwärts“, sagt Udo Pass, der zwei Reisebüros betreibt – eines in Benrath an der Friedhofstraße und eines in Wersten an der Kölner Landstraße.

Pass war am Mittwoch zusammen mit etwa 40 Kollegen der Branche zum NRW-Landtag in Düsseldorf gekommen, um bei einer Demonstration auf die schlechte wirtschaftliche Lage aufmerksam zu machen.

 Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, hörte sich die Sorgen der Reisebüro-Inhaber an.

Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, hörte sich die Sorgen der Reisebüro-Inhaber an.

Foto: Holger Lodahl

„Das Geld für bereits bezahlte, aber nun durch die Reisebeschränkungen nicht durchführbaren Reisen müssen wir an die Kunden erstatten“, sagt Pass. Das sei ein sehr großer Aufwand, denn er ruft jeden seiner Kunden an, um in Ruhe zu besprechen, ob der Kunde seine Reise verschieben oder eben sein Geld zurück haben möchte.

Das dauert lange, sodass Pass plant, seine eigentlich in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiter zurückzuholen, um zeitnah jeden Kunden informieren zu können. „Dann zahle ich die Gehälter wieder selbst, was ja kurios ist, denn statt Geld zu erwirtschaften, zahlen wir es zurück.“

 Mit diesem Plakat sorgte die Demo Rettet die Reisebüros vor dem Landtag NRW für Aufmerksamkeit.

Mit diesem Plakat sorgte die Demo Rettet die Reisebüros vor dem Landtag NRW für Aufmerksamkeit.

Foto: Holger Lodahl/Holger Lodhl

Das gleiche Problem hat Andrea Groß. Sie führt ein Reisebüro in Mülheim an der Ruhr und sagt: „Ich kenne keine Branche, die ihre Einnahmen für bereits geleistete Arbeit zurückzahlen muss.“ Bei der Demonstration fordern die Reisebüro-Inhaber staatliche Rettungsmaßnahmen ihrer Arbeitsplätze.

„Touristik besteht nicht nur aus großen Konzernen wie TUI oder Lufthansa“, sagt Torsten Höber, der die Demo mit dem Namen „Wir zeigen Gesicht! Rettet die Reisebüros – rettet die Touristik!“ mit Kollegen organisiert hat. „Fast völlig unbeachtet von der Politik bleiben zehntausende klein- und mittelständischen Unternehmen der Branche“, sagt er. „Wir als Reisebüros mit rund 11.000 Betrieben sichern bis zu 100.000 Arbeitsplätze. Viele von uns stehen vor dem Aus.“

Die Corona-Pandemie habe die Touristik in Deutschland und weltweit in einem Ausmaß getroffen, wie es bei keiner anderen Branche der Fall sei. „Die Reisebranche steht still. Tausende Unternehmen verzeichnen keinerlei Einkünfte.“

In Deutschland hängen nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) rund 2,9 Millionen Arbeitsplätze an der Touristik. Eine finanzielle und nicht rückzahlbare Soforthilfe sollte zeitnah ausbezahlt werden, so die Forderung der Demo-Veranstalter.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hörte sich die Sorgen und Forderung der Demonstrierenden an. „Wir beobachten die Lage während dieser Corona-Krise genau und wissen um die angespannte Situation der Reisebranche“, sagte er. „In Zusammenarbeit mit dem Ausland werden wir die Reisebeschränkungen schrittweise so lockern, wie es möglich ist.“

Mit Zusagen zu finanziellen Hilfen hielt er sich zurück, was auf Unverständnis stieß. „Meine Mitarbeiter und ich wollen wir unsere geleistete Arbeit entlohnt werden. Und das scheint zurzeit nur der Staat leisten zu können“, sagt Udo Pass.

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