„Wir sind nicht auf Island“ Düsseldorfer Radfahrer kritisieren schlecht geräumte Radwege – Stadtreinigung wehrt sich

Der Fahrradverein ADFC dokumentiert Schnee und Eis auf Radwegen und fordert eine gründlichere Reinigung. Das zuständige Unternehmen Awista hat auf die Kritik reagiert – in teilweise rustikalem Tonfall. Die Radfahrer erhalten einen Tipp.

 Der ADFC kritisiert schlecht geräumte Radwege, hier am Sonntag auf der Vagedesstraße.

Der ADFC kritisiert schlecht geräumte Radwege, hier am Sonntag auf der Vagedesstraße.

Foto: ADFC

Düsseldorfer Mitglieder des Fahrradvereins ADFC zeigen sich verärgert über zugeschneite und vereiste Radwege in der Landeshauptstadt – und stoßen bei der Stadtreinigung Awista mit ihrer Kritik offenbar nicht nur auf Verständnis. Die Stadtwerketochter, die auch für den Winterdienst auf öffentlichen Straßen zuständig ist, hat bei Facebook reagiert – und einen Tipp für Radfahrer, die auf Nummer sicher gehen wollen.

Zwar ist das Fahrrad bei Wintereinbrüchen nicht für viele Menschen das Verkehrsmittel der Wahl, die Radwege sollen und müssen aber genauso geräumt werden wie Bürgersteige oder Fahrbahnen. Das ist in der Regel der Auftrag der Awista. ADFC-Mitglieder haben in den vergangenen Tagen fleißig mit Fotos dokumentiert, dass es in der Praxis oft hakt. Zu sehen ist, dass teilweise selbst auf Hauptstraßen nur die Autospuren, nicht aber die Radwege von Schnee und Eis befreit sind.

Der ADFC betont, dass die Stadt verpflichtet sei, Radwege zu räumen. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs seien Kommunen verpflichtet, „verkehrswichtige Radwege“ zu räumen. Wenn eine Radfahrerin oder ein Radfahrer ohne eigenes Verschulden auf einem ungeräumten Radweg stürze, sei die Landeshauptstadt in der Haftung.

Der ADFC beklagt zudem, dass Privatleute oder beauftragte Unternehmen bisweilen nicht wie vorgeschrieben einen mindestens einen Meter breiten Streifen auf dem Gehweg räumen, weil sie es für ausreichend halten, wenn ein benachbarter Radweg von der Awista geräumt worden ist. In diesem Fall aber müssen sich Fußgänger und Radfahrer den Radweg teilen – was die Unfallgefahr erhöht.

Die Awista äußerte sich auf ihrer Facebook-Seite in einem längeren Beitrag zur Kritik der Radfahrer – in teilweise recht rustikalem Tonfall. „Bitte mal zur Kenntnis nehmen“, heißt es zu Beginn des Beitrags. „Natürlich“ komme man dem Auftrag zur Räumung der Radwege nach, sei aber nicht für alle Radwege zuständig und könne auch nicht verhindern, wenn sie schnell wieder zuschneien. „Wir sind nicht auf Island, es gibt also keine beheizten Straßen“, schreibt das Unternehmen.

Für die Radfahrer hat das Unternehmen einen Tipp, der nicht im Sinne der ADFC-Aktivisten ist: lieber ein anderes Verkehrsmittel wählen. „Im Übrigen gilt auch für Fahrradfahrer: zur eigenen Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer das Rad lieber mal stehen lassen, wenn es die Wettersituation erfordert.“

Die Awista wehrt sich auch gegen Kritik, dass ihre Mitarbeiter den Schnee von der Fahrbahn auf Radwege schieben würden. Schnee werde eben zur Seite geschoben, schreibt das Unternehmen. „Irgendwo muss er also hin.“ Die Zeiten, wo Schnee auf LKW geladen und in den Rhein gekippt worden sei, seien lange vorbei. „Dann kann es vielleicht mal einen Fahrradweg treffen, wenn er auf die Straße gepinselt wurde.“ Das sei „sicher nicht optimal und verbesserungswürdig“, aber nicht dem Winterdienst anzulasten.

Die ADFC-Mitglieder überzeugt diese Argumentation nicht: Sie sammeln weiter Fotos von schlecht geräumten Radwegen. Und haben einen Tipp für die hartgesottenen Radfahrer, die sich von Kälte, Eis und Schnee nicht abhalten lassen wollen: „Wenn Radwege nicht geräumt sind, dürft ihr die Fahrbahn benutzen“, heißt es bei Facebook. „Vorsicht, auch die sind nicht geräumt, aber oft besser nutzbar.“

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