Neueröffnung in Düsseldorf Kunden stürmen Primark an der Schadowstraße

Düsseldorf · Die Schlange ist lang und reicht fast bis zum Schauspielhaus: Am Dienstagmorgen herrscht auf der Schadowstraße vor der neuen Primark-Filiale Ausnahmezustand. Um 11 Uhr öffnen sich die Türen zum ersten Mal und die ersten, vor allem weiblichen Kundinnen, stürmen den Laden.

Primark: Shoppen am Eröffnungstag
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Primark: Shoppen am Eröffnungstag

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Vorher haben sie geduldig in der Schlange gewartet, die auch eine Stunde nach dem ersten Einlass nicht kleiner wird. Ein Sicherheitsmann lässt immer nur ein Dutzend neue Kunden gleichzeitig in den Laden, dann schließt sich die Absperrung wieder. Polizisten passen auf, dass niemand auf die Straßenbahngleise tritt.

Die meisten haben keine konkreten Pläne, was sie kaufen wollen, sondern sind einfach nur neugierig: "Uns geht es mehr um das Erlebnis, bei der Eröffnung dabei zu sein", sagen Jenny und Susan aus Mönchengladbach: "Wir wollen erstmal in Ruhe gucken." Wobei "in Ruhe" relativ ist, denn die vier Etagen des Primark-Shops füllen sich nach 11 Uhr in erstaunlichem Tempo. Noch hängen Jacken und T-Shirts ordentlich auf den Kleiderbügeln, Jeans liegen noch Kante auf Kante in den Regalen.

Doch mit der Ordnung ist es schnell vorbei. Viele Kunden scheinen nach dem Prinzip vorzugehen: Erstmal alles rein in die Körbe. Die Schlange vor den Umkleidekabinen bleibt erstaunlich kurz - und das hat seinen Grund: "Wer Primark kennt, weiß auch um die meist ewigen Schlangen vor den Umkleidekabinen. Deshalb ist es wichtig, sich zum Shoppen so anzuziehen, dass man die Sachen auch so mal schnell überziehen kann. Also zum Beispiel Leggins und T-Shirt unterm Pulli", erklären Judith (20) und Janine (19) aus Ratingen ihre Shopping-Strategie.

Vor allem junge Kunden sind am Eröffnungstag im Geschäft. Es gibt strahlende Gesichter und aufgeregte Rufe. Sie schwärmen von den bezahlbaren Preisen und der großen Auswahl: Sechs Euro für einen einfachen Pullover, eine kurze schwarze Jacke aus Kunstleder kostet 31 Euro. Kritische Stimmen gibt es aber auch.

Proteste gegen Produktionsbedingungen

Vor der Tür protestiert eine Gruppe von Greenpeace. Ein Mann mit einer Gasmaske über dem Gesicht hält ein Plakat hoch: "Wieviel Gift hinterlässt unsere Wäsche?". Die Umweltaktivisten kritisieren Primark für mangelnden Umweltschutz und schlechte Produktionsbedingungen. Mit dabei: Der 27-jährige Benoit Renschel. Für den Umweltaktivisten schneidet Primark im Vergleich zu anderen preisgünstigen Modeketten beim Thema Umweltschutz schlecht ab: "Wir haben den Kontakt zu H&M und C&A aufgenommen und konnten mit beiden Labels in Kontakt treten. Uns wurde zugesichert, dass sich hier in Sachen Chemikalien etwas ändern wird. Mit Primark ist ein solcher Dialog nicht möglich. Außerdem wissen wir, dass Primark die verwendeten Chemikalien in den Produktionsländern ungefiltert in die Flüsse ablässt." Mit ihrer Aktion wollen die Greenpeace-Aktivisten an diesem Morgen besonders den Jugendlichen die Augen öffnen, die bisher nur auf's Preisschild geschaut haben. Eine große Aufgabe - schließlich sind die Primark-Kollektionen ziemlich stylisch.

Auch DGB-Jugend, Verdi-Jugend und die Jugendorganisation der Grünen sind vor Ort: "Hier Chic angezogen — da beim Nähen abgezogen" steht auf den Flyern mit denen sie auf die "prekären Arbeitsbedingungen des Textildiscounters" hinweisen wollen: "Man muss den Menschen klarmachen, dass eine Jeans für zehn Euro niemals unter menschenwürdigen Bedingungen produziert werden kann", so Thomas Ziegler, Jugendbildungsreferent beim DGB.

Und auch die Kundinnen sind sich bewusst: "Bei den niedrigen Preisen werden die Sachen wohl in Billiglohnländern wie Bangladesch oder Indien produziert,. Und die Frage ist, ob da immer faire Bedingungen herrschen, selbst wenn das Unternehmen dies beteuert", sagt die 24-jährige Katharina Mengler aus Düsseldorf.

Primark selbst bestreitet, dass die niedrigen Preise zu schlechteren Arbeitsbedinungen in den Produktionsländern führen: "Wir lassen in den gleichen Fabriken produzieren, wo auch alle andere Modelabels der Schadowstraße ihre Kleidung produzieren lassen. Der Einkaufspreis der einzelnen Teile ist genau gleich. Wir kaufen lediglich eine höhere Stückzahl und können die Kleidung so am günstigsten verkaufen", so Primark-Chefin Breege O'Donoghue

An der Schadowstraße 56, dem früheren Standort des Achenbachhauses, bietet die Kette ihr Sortiment auf fast 5700 Quadratmetern über vier Etagen an. Auf insgesamt 5.667 Quadratmetern und vier Etagen gibt es Mode und Accessoires für Frauen, Männer und Kinder.

(anch)
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