Straßennamen „Düsseldorf postkolonial“ - Sodenstraße soll auch auf Streichliste

Düsseldorf · Der Arbeitskreis kann nicht nachvollziehen, warum Gouverneur Julius von Soden vom Beirat als unbedenklich eingestuft wurde.

 Die Sodenstraße wurde vom wissenschaftlichen Beirat in die Kategorie C „unkristisch“ eingestuft. Die Leutweinstraße erhielt dagegen die Empfehlung einer Namensänderung.   RP-Foto: Könemann

Die Sodenstraße wurde vom wissenschaftlichen Beirat in die Kategorie C „unkristisch“ eingestuft. Die Leutweinstraße erhielt dagegen die Empfehlung einer Namensänderung. RP-Foto: Könemann

Foto: Maren Könemann

Dem Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ gehen die Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats, der zwölf Straßennamen wegen ihrer Namensgeber auf eine Streichliste setzte, nicht weit genug. Der Arbeitskreis, der sich für die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte einsetzt, befürchtet, dass der Beirat den Kolonialismus in Tragweite und Folgen für die Gegenwart unterschätzt.

So wurde etwa die nach Julius von Soden benannte Sodenstraße in Urdenbach vom Beirat in die Kategorie C (unkritisch) einsortiert. Soden war Gouverneur von zwei Kolonien, stand an der Spitze des dortigen Kolonialsystems. „Düsseldorf postkolonial“ meint: „Während Sodens Amtszeit in Kamerun wurden kriegerische Expeditionen durchgeführt, die Hunderte von Menschenleben kosteten. Große Landflächen wurden enteignet. Soden war – als Anteilseigner an diesen Plantagen – Nutznießer seiner eigenen Politik.“ Der Arbeitskreis versteht nicht, warum dieser als unbedenklich eingestuft wurde. Der Beirat hält ihn für „historisch minderbelastet“. Im Abschlussbericht heißt es, dass Soden von der historischen Forschung allenfalls fragmentarisch in den Blick genommen wurde: „Dieser Umstand ist zum einen mit dem Fehlen von autobiographischen Quellen verbunden, resultiert aber vor allem aus der gemäßigten Politik von Sodens, die sich von den teils brutalen Praktiken seiner deutschen Kollegen (Carl Peters, Hermann von Wissmann) deutlich absetzte.“ Bei der Suche nach neuen Straßennamen will „Düsseldorf postkolonial“, dass sie unter Beteiligung der Gesellschaft und kolonialhistorischer Expertise stattfindet, „um Namen auszumachen, die für eine dekoloniale und diverse Stadtgesellschaft stehen, ohne die Erinnerung an die Kolonialgeschichte auszuradieren“. Der Beirat schlägt vor, Regularien aufzustellen: „Die geehrte Person sollte dem Leitgedanken der Landeshauptstadt von Weltoffenheit, Toleranz und Menschlichkeit nicht entgegenstehen. Jüngere Generationen müssen in der geehrten Person einen Vorbildcharakter für ein gesamtstädtisches Gemeinwesen erkennen können.“

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