Katholische Kirche in Düsseldorf Pfarrer will nach Messe über Missbrauchsfall sprechen

Düsseldorf · Das Entsetzen der Düsseldorfer Katholiken über den mutmaßlichen Missbrauch eines Kleinkindes durch einen Seelsorger in den 1970er Jahren ist groß. Einige Gläubige denken nun an Austritt. Am Sonntag soll der Vorgang in der St.-Katharina-Kirche angesprochen werden.

 Pfarrer Oliver Boss will am Sonntag mit Gläubigen über den mutmaßlichen Missbrauchsfall sprechen.

Pfarrer Oliver Boss will am Sonntag mit Gläubigen über den mutmaßlichen Missbrauchsfall sprechen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Fall des 2017 verstorbenen Düsseldorfer Pfarrers O., der Ende der 1970er Jahre ein Kind im Kindergartenalter missbraucht haben soll, trifft die katholischen Gemeinden in Düsseldorf ins Mark. Überwiegend kritisch bewerten engagierte Christen den Umgang des Kölner Erzbistums mit dem Fall, den Kardinal Woelki 2015 pflichtwidrig nicht an den Vatikan weitergemeldet hatte. „Wozu braucht man noch weitere Gutachten, um die eigene Schuld einzugestehen?“, sagt Angelika Fröhling, die sich in der Reformbewegung Maria 2.0 engagiert. „Es sind ausgerechnet einige der besonders Engagierten, die nun sagen: Jetzt trete ich aus der Kirche aus. Das macht mich traurig.“

Schockiert ist auch Pfarrer Oliver Boss. Er leitet die Gemeinde, in der Pfarrer O. mehr als zwei Jahrzehnte tätig war, und will am Sonntag das Thema bei einer Messe in St. Katharina in Vennhausen ansprechen. „Ich möchte die Menschen nicht alleine lassen. Aber auch ich habe nicht die richtigen Worte parat, mit denen ich auf Anhieb erklären könnte, was die zutiefst Enttäuschten noch in der Kirche halten kann.“ Dass der Kardinal den Papst um Klärung der kirchenrechtlichen Vorwürfe gebeten hat, begrüßt Stadtdechant Frank Heidkamp. Klar sei, „dass kirchliche Kräfte, die etwas vertuscht haben auch zur Verantwortung gezogen und namentlich benannt werden müssen“, sagt er. An einen vergleichbaren Fall, wie den Missbrauch eines Kindes, kann sich in Düsseldorf niemand erinnern. „Umso wichtiger ist es, die Veröffentlichung des Gutachtens vorzuziehen“, sagt ein Mitglied des Katholikenrats.

Am heutigen Samstag um 12 Uhr veranstaltet Maria 2.0 unter dem Motto „Schluss mit Schweigen“ eine schon länger geplante digitale Domdemo unter www.facebook.com/Maria-20-Rheinland-108671360960801

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