Ärger wegen Schaufensterplakat in Düsseldorf Parfümerie in Oberkassel bald ohne Chanel

Düsseldorf · Ein kleiner Fehler kann zu großen Konsequenzen führen. Das merkt gerade Heinrich Nagelschmitz, der nach über 30 Jahren alle Chanel-Produkte aus dem Sortiment nehmen muss. Was er falsch gemacht hat.

Bis zum 30. November muss Heinrich Nagelschmitz alle Schriftzüge und Logos aus dem Geschäft sowie die Produkte aus den Regalen entfernen.

Bis zum 30. November muss Heinrich Nagelschmitz alle Schriftzüge und Logos aus dem Geschäft sowie die Produkte aus den Regalen entfernen.

Foto: Anne Orthen (orth)

In dieser Geschichte geht es um den Düsseldorfer Einzelhändler Heinrich Nagelschmitz und den Weltkonzern Chanel. Am Anfang war ein schlichtes Plakat, am Ende blieb ein Scherbenhaufen. Und was hätte Coco Chanel, Stilikone mit den flotten Sprüchen, wohl dazu gesagt? Vielleicht das: „Man lernt nicht aus dem Erfolg, sondern aus dem Fiasko.“

Ein Blick zurück: An einem sonnigen Tag im Mai hatte Nagelschmitz, Besitzer der gleichnamigen Parfümerie in Oberkassel, die dufte Idee, einmal andere Schaufenster zu gestalten, als sie sonst vorgegeben sind. Denn üblicherweise läuft das nach seinem Bekunden so: Chanel diktiert ein Konzept für die Dekoration, liefert die Plakate, die Podeste und schließlich Fotos, auf denen jedes Detail exakt vorgeschrieben wird – bis zur Zahl der Lippenstifte, die in ihren schwarzen Hüllen im Schaufenster glänzen sollen.

Nagelschmitz aber ließ dieses eine Mal ein eigenes Plakat drucken; es war groß, und auf weißem Grund war das schwarze Chanel-Signum zu sehen, die berühmten zwei in einander verschlungenen „C“, Initialen der Konzerngründerin. Darüber standen nur zwei Wörter: „Luxus preiswert“. Er habe damit ausdrücken wollen, so Nagelschmitz, dass dieser Luxus seinen Preis wert ist. Eine Verneigung vor der Kultmarke.

Bewirkt hat er mit der Aktion allerdings das Gegenteil: einen Riesenärger. Denn irgendjemand muss noch am selben Abend ein Foto der Schaufenster gemacht und an die Hamburger Chanel-Zentrale geschickt haben. Die Reaktion darauf kam prompt per Mail: „Bitte entfernen Sie umgehend das Schaufensterplakat. Die eigenmächtige Verwendung des Chanel-Markennamens oder Logos ist zu keiner Zeit gestattet.“ Außerdem wurden ihm „weitere Maßnahmen“ angekündigt.

Der Geschäftsinhaber entschuldigte sich daraufhin für seine Aktion, hatte das Plakat aber zu diesem Zeitpunkt längst entfernt. „Eigentlich glaubte ich, dass die Angelegenheit damit erledigt war.“ Da irrte er sich. Denn Ende Mai bekam er von der Deutschland-Zentrale in Hamburg per Einschreiben die Kündigung seines Vertrags mit Chanel zum 30. November, da eine Vertrauensbasis für die weitere Zusammenarbeit nicht mehr gegeben sei. Bis zu diesem Zeitpunkt habe er auch alle Schriftzüge und Logos aus dem Geschäft zu entfernen, die ihm zur Verfügung gestellten Materialien dürfe er nicht eigenständig vernichten, sie müssten an die Zentrale zurückgeschickt werden.

Mit dieser Reaktion hatte der Düsseldorfer Geschäftsmann nicht gerechnet und reagierte entsprechend: „Ich war bestürzt“, sagt er. Darüber, dass eine mehr als 30-jährige Zusammenarbeit einfach gekippt worden sei, ohne seiner Einladung zu einem persönlichen Gespräch zu folgen. Er schrieb an das Unternehmen: „Ich war offenbar so blauäugig anzunehmen, dass die besondere Herausstellung der Marke auch in Ihrem Interesse liegt.“

Und nun? Zweifellos zählt die Marke Chanel zu den wichtigsten der Branche, die Düfte wie Chanel No. 5 sind legendär, die dekorative Palette, vor allem Lippenstifte und Nagellacke gelten als Top-Produkte. Ohne Chanel, das größte Depot in der Oberkasseler Parfümerie, gäbe es eine empfindliche Lücke im Sortiment.

Auch viele Kundinnen reagierten empört und sicherten Nagelschmitz ihre Unterstützung zu. Mittlerweile haben sie eine Unterschriftenliste initiiert, auf der bereits mehr als 200 Namen stehen. Ob die Protestnote aus Düsseldorf in der Konzernzentrale ein Umdenken bewegt, bleibt fraglich. Auf Anfrage unserer Redaktion mochte Chanel keine Stellungnahme zu dem Fall abgeben. Eine Sprecherin: „Wir äußern uns weder über Geschäftspartner noch über Vertragsinhalte“, hieß es aus dem Unternehmen.

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