Düsseldorf Unter Bankern

Düsseldorf · Vor 2500 Sparkassen-Größen verteidigte Oberbürgermeister Thomas Geisel seine Pläne zur Gewinnausschüttung der Stadtsparkasse.

 Podium in der Messehalle 6: Moderatorin Susanne Holst, Oberbürgermeister Thomas Geisel, Michael Breuer (Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes) und Roland Schäfer (Präsident des Städte- und Gemeindebundes, v.l.)

Podium in der Messehalle 6: Moderatorin Susanne Holst, Oberbürgermeister Thomas Geisel, Michael Breuer (Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes) und Roland Schäfer (Präsident des Städte- und Gemeindebundes, v.l.)

Foto: Bretz, Andreas (abr)

2500 Banker in einem Saal. Das gibt es nicht oft auf der Welt außerhalb der Kantine von Goldman Sachs oder der in den spiegelnden Türmen der Deutschen Bank in Frankfurt. Am Donnerstag war diese seltene Zusammenkunft in Düsseldorf: der 25. Deutsche Sparkassentag. Jubiläum und ein Grund der familiären Szene des öffentlich-rechtlichen Kreditsektors, sich selbst zu loben. Kundennähe, Filialdichte, Bürgernähe, regionales Engagement - glaubt man Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon dann sind die Sparkassen vor allem eines: super.

Ein - im Vergleich zum riesigen Sektor kleiner - Streit ist eines der Lieblingsthemen der versammelten Sparkassen-Vorstände: der zwischen Düsseldorfs Sparkassenchef Arndt Hallmann und Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) um den Gewinn der kommunalen Bank. Der zieht sich seit mehr als 18 Monaten hin, und Geisel ließ es sich nicht nehmen, wieder die große Öffentlichkeit für seine Argumente zu suchen. Mutig war er aufs Podium getreten, um seine Variante der Gewinnausschüttung vor dem Präsidenten des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, Michael Breuer, und dem Präsidenten des Städte- und Gemeindebundes, Roland Schäfer, zu verteidigen - vor 2500 Sparkassengrößen, die allermeisten Bank-Vorstände mit deutlich sechsstelligen Gehältern. Der Auftritt Geisels war prominent platziert, nach der Eröffnung, zwischen den Reden von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Noch bevor er auf die Bühne kommt, erhält Geisel die erste Breitseite, von Fahrenschon, Deutschlands oberstem Sparkassenfunktionär, in dessen Begrüßungsrede. Die Sparkassen arbeiteten an einer 90-prozentigen Eigenkapitalquote, auch die Düsseldorfer. Gelächter im Saal, ein Bankerwitz. Banken haben meist nur knapp zweistellige Eigenkapitalquoten. Stärkung des Eigenkapitals oder Gewinnausschüttung, das ist der Kern des Streits zwischen Geisel und Hallmann. Denn Geisels Ausschüttungspläne konterkarreren das Ziel "hohes Eigenkapital".

 OB Thomas Geisel nach seinem Auftritt auf dem Sparkassentag vor 2500 Bankern - die meisten mit anderer Meinung als er.

OB Thomas Geisel nach seinem Auftritt auf dem Sparkassentag vor 2500 Bankern - die meisten mit anderer Meinung als er.

Foto: Andreas Bretz

Als Geisel auf dem Podium ist, lobt er zunächst mal die Sparkassen. "Nah bei den Menschen", "größtes Filialnetz", "Bank der Häuslebauer", das, was alle sagen, quasi die Eintrittskarte für das Podium des Sparkassentages. Dann argumentiert der OB Geisel-typisch, erinnert an den "Gemeinwohlauftrag der Sparkassen", dass sie eine "Einrichtung der Kommunen" seien und sagt recht deutlich, dass das Verhältnis zwischen Verwaltungsrat, Vorstand und Oberbürgermeister zerrüttet ist. Wenig überraschend führt Sparkassenpräsident Breuer aus, dass es ein "großes Interesse an eigenkapital-starken Sparkassen" gibt. Absage an Geisel. Schon eher überraschend die Aussage des Städtebunds-Chefs Schäfer: "Es führt kein Weg an einer Eigenkapitalstärkung vorbei, nur was übrig ist, darüber können wir uns unterhalten." Und das müsse nicht zwingend eine Ausschüttung sein, sondern möglicherweise auch eine Hilfe für Vereine, Kultur oder Soziales in der Stadt. Nicht gerade das, was Geisel präferiert.

Der verteidigt seine Position. "Es darf da jetzt kein falscher Eindruck entstehen, wir stopfen keine Haushaltslöcher." Die Bank sei ausschüttungsfähig, das Risiko der Bank überschaubar. Also mit anderen Worten: mehr Eigenkapital ist nicht nötig. Und dann benennt Geisel den echten Kern des Streits. Er wolle nicht, dass über den Gewinn des Instituts "am Vorstandsküchentisch entschieden wird". Darum gehts, wer hat die Macht in der Bank, auch operativ - der Vorstand oder die Politik? Zahlen über die Höhe einer möglichen Ausschüttung werden gar nicht mehr genannt.

Dann holt der tapfere SPD-OB noch zum Rundschlag im Saal aus gegen die hohen Bezüge der Vorstände, die viel höher als die eines Oberbürgermeisters seien. "Trotzdem bin ich lieber OB als Sparkassendirektor." Das wohldotierte Publikum bleibt beim Applaus vornehm zurückhaltend. Städtebundchef Schäfer verteidigt die Vorstandsgehälter: "Wenn man gute Leute haben will, darf man sich bei den Vorstandsgehältern nicht am Öffentlichen Dienst orientieren." Schäfer bekommt sehr viel Applaus.

Sparkassenchef Hallmann sitzt etwas versteckt im Publikum. Er äußert sich auch nicht zu Geisels Auftritt. Doch in den Pausen ist er einer der gefragtesten Gesprächspartner. Wie geht der Streit am Ende aus? Er könnte für alle Sparkassen eine Signalwirkung haben. Gibt es am Ende doch einen Kompromiss, wird Geisel beim Verlassen des Saals gefragt. "Da muss ich ausgerechnet Martin van Gemmeren (Risikovorstand der Sparkasse; Anm. d. Red.) zitieren: Rechtsfragen sind keine Kompromissfragen", sagt Geisel. Ob er nicht mit Herrn Hallmann einfach ein Bier trinken gehen könne, um die Sache friedlich zu lösen? "Da gibt es ein Problem", sagt Geisel, "Herr Hallmann trinkt kein Bier."

Nicht nur das Tischtuch ist zerschnitten, sondern der ganze Tisch.

(tb.)
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