Kritik an Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel flog für 7000 Euro im Privatjet

Düsseldorf · Thomas Geisel ist Mitte Januar im Privatjet von London nach Düsseldorf geflogen. Dafür wird er nun kritisiert. „Er predigt Wasser und trinkt Champagner“, sagt FDP-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

 Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Ein Sprecher Geisels bestätigte am Mittwoch, dass der Verwaltungschef mit drei Begleitern im Januar von London aus eine „Cessna Citation“ nahm, um Abends wieder bei einem Termin in Düsseldorf zu sein. Die CDU nannte Geisel „maßlos und abgehoben“. Der Sprecher des OB verteidigte den Flug.

Geisel war am Abend des 15. Januar mit drei Begleitern per Linienmaschine nach London geflogen, wo Düsseldorf Kostenpflichtiger Inhalt als Ausrichter der „Invictus Games“ vorgestellt wurde. Am Tag darauf gab es Termine in der deutschen Botschaft und später im Buckingham Palace. Dort traf er den Gründer der Spiele, Prinz Harry. Am Abend wurde Geisel – neben Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) – als Redner beim Festakt zum 50. Geburtstag des Düsseldorfer Schauspielhauses erwartet.

Da der Termin in London erst kurzfristig festgestanden habe und Geisel es per Linie nicht rechtzeitig nach Düsseldorf zurück geschafft hätte, habe man den viersitzigen Privatjet gebucht, so ein Rathaussprecher. An Bord waren neben Geisel ein Referent sowie zwei Mitarbeiter der städtischen Veranstaltungsagentur D.Live. Die Kosten von 6960 Euro seien zwischen Stadt und der Stadttochter geteilt worden. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst über den Vorgang berichtet.

Geisel sagte unserer Redaktion, er habe zuerst den Termin beim Schauspielhaus zugesagt, später sei der Termin in London dazugekommen. „Es gehört sich dann nicht, den Termin im Schauspielhaus abzusagen.“ Der Ministerpräsident haben ebensowenig einen Minister geschickt wie die Verteidigungsministerin in London einen Staatssekretär. „Bei beiden Anlässen war es richtig, dass Düsseldorf mit dem Oberbürgermeister vertreten ist“, so Geisel.

Der Privatjet habe nichts mit Prestige zu tun, sondern mit Pragmatismus. „Darin gab es weder eine Toilette noch einen Bordservice“, so Geisel, „nur ein Tütchen Mandeln.“  Er habe in seiner Zeit bei Ruhrgas öfter im Privatjet gesessen, wenn der Vorstand dies gewünscht habe. Als Oberbürgermeister habe er diese Möglichkeit erst dieses eine Mal genutzt und er glaube auch nicht, dass es eine ähnliche Konstellation bis zur Wahl noch einmal gebe.

Der Parteichef der CDU in Düsseldorf, Thomas Jarzombek, kritisiert gegenüber unserer Redaktion Geisel. Die Kosten des Privatflugs seien viel zu hoch. Im Internet finde er Flüge bei Easyjet für 40 Euro. Geisel müsse seinen Anspruch auf Unverzichtbarkeit überdenken. Jarzombek fordert Geisel auf, sich zu erklären. „Was macht er denn bei der nächsten Terminkollision? Gibt es eine Linie bei solchen Fällen oder nicht?“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die FDP-Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl im Herbst, meint, Geisel hätte den Abendtermin abgeben können. „Der OB hat Stellvertreter. Jeder im Saal hätte bei einer entsprechenden Erklärung Verständnis gehabt, wenn er einen Stellvertreter geschickt hätte.“

Strack-Zimmermann kritisiert Geisel hart: Der Oberbürgermeister richte Umweltspuren ein und lasse Tausende im Stau stehen, er selbst aber fliege auf Kosten des Steuerzahlers im Privatjet. „Er predigt Wasser und trinkt Champagner“, sagt Strack-Zimmermann. Dies auch, weil er sich für unersetzlich halte. Dann brauche man irgendwann Privatjets oder Helikopter.

Stefan Engstfeld, Herausforderer von Geisel für die Grünen bei der OB-Wahl am 13. September, hätte ebenfalls anders gehandelt: „Jeder hätte Verständnis gehabt, wenn ein Vertreter das Grußwort gehalten hätte. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen hätte er auf den Rückflug mit einem Privatflugzeug verzichten sollen.“

Politikwissenschaftler Stefan Marschall von der Universität Düsseldorf bezeichnet den Flug mit dem Privatflieger als „keinen klugen Move“. In Zeiten der Klimadebatte und von Politikverdrossenheit hätte Geisel damit rechnen müssen, dass er nun mit Fragen konfrontiert werde: „Zum einen haben wir in Düsseldorf eine Diskussion wegen der von ihm befürworteten Umweltspuren, zum anderen liefert er Argumente dafür, dass Politiker ihre Privilegien ausnutzen und sich etwas gönnen. Die Aktion ist doppelt schwierig.“ Wenn der OB aber den Flug bezüglich seiner Notwendigkeit sachlich gut begründe und dies geprüft werde, sei dieser in Ordnung.

Geisel kam übrigens trotz des Flugs im Privatjet zu spät ins Schauspielhaus. Die Rede von Laschet wurde kurzerhand vorgezogen, auch Schauspielhaus-Intendant Wilfried Schulz musste in der Rednerliste vorrücken. Mit Humor begründete Schulz den „Verstoß gegen das Protokoll“.

Mehrfach wurde dem Publikum im vollbesetzten Saal mitgeteilt, wo sich Geisel gerade befindet: dass er noch in der Luft sei, dass er gerade gelandet oder auf dem Weg sei, was zunehmend zu Gelächter führte. Geisel entschuldigte sich später ebenso humorvoll und erhielt Applaus.    

OB Geisel kann man aus vielerlei Gründen kritisieren, aber hier ist die intensive Kritik ein „Touch too much“, findet Lokalchef Uwe-Jens Ruhnau in seinem Kommentar.

(csr/dpa)
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