Haus der Geschichte in Düsseldorf NRW-Ausstellung zeigt packende Geschichte(n)
Düsseldorf · Mit einem Familienwochenende endete die einjährige Ausstellung zum Landesjubiläum. Da der Behrensbau umgebaut werden soll, wird es ab Oktober ein mobiles Museumsprojekt geben.
Wer am Ende der Ausstellung angekommen ist, wird nicht einfach so entlassen. Und der Besucher ist auch froh, nach dem Gesehenen und Erlebten von Sascha Thiele und seiner Band in Empfang genommen zu werden. Denn die leichte Musik mit deutlichem Lokalkolorit lädt unweigerlich nochmal zum Verweilen ein. Also nimmt der Besucher Platz und denkt mit Blick auf den Rhein über die großen Momente der Zeitgeschichte ebenso nach wie über die eindringlichen persönlichen Lebenswege, die die Ausstellung nachgezeichnet hat.
Und von diesen großen und kleinen Geschichten gab es viele in der Jubiläumsausstellung „Unser Land. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“, die mit einem Familienwochenende ihren Abschluss fand. Ein Jahr lang zeigte die im Behrensbau am Mannesmannufer beheimatete Stiftung Haus der Geschichte Exponate der 75-jährigen Landesgeschichte. Der Rundgang führte den Besucher durch acht Ausstellungskapitel: Es ging um Not und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, um NRW als Zufluchtsort, um den Strukturwandel und brach liegende Zechen, um die Fragen der Sicherheit und das Miteinander der Religionen.
Es sind die Stimmen der Betroffenen und die Leihgaben von Privatpersonen und Museen, die der Geschichtsstunde Leben verleihen und Anteilnahme einfordern. Da dürfen die Gründungsurkunden der britischen Besatzer samt Anekdoten zur NRW-Wappen-Bildung nicht fehlen. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe zu eingespielten Zeitzeugenberichten, wie jenem von Esther Betz, die über die erlebte Armut der Nachkriegsjahre berichtet.
Anrührend ist hier auch ein selbstgenähter Teddybär der damals dreijährigen Heidrun Böhm, die 1947 vor der Roten Armee aus Dresden floh. Auch Mopeds und Motoren finden Eingang in die Ausstellung, ebenso eine Porträtsammlung von Obdachlosen, mit denen die Künstlerin Katharina Mayer auf Wohnungslosigkeit und Armut aufmerksam macht.
Mit Tränen in den Augen verfolgen Annika und Alessandro die neben Fundstücken eingespielte Berichterstattung zum Unglück bei der Loveparade 2010. Dabei erinnern sie sich, wie sie mit ihren Eltern am Küchentisch darüber sprachen und glücklich waren zu erfahren, dass ihre Freunde vorort unversehrt geblieben waren.
Mit Führungen und Kinder-Workshops ging das Ausstellungsjahr zu Ende, über 50000 Besucher kamen in den Behrensbau, der bis 2028 umfangreich umgebaut werden soll, um als ehemaliges Verwaltungs- und Bürogebäude künftig noch besser als Museum genutzt werden zu können.
Für die Zwischenzeit, so berichten Silke Günnewig und Jürgen Schmied, hat die Stiftung das „MuseumMobil“ ins Leben gerufen, bei dem ein Container mit Objekten alle Kreise und Kreisfreien Städte in NRW anfahren und für zehn bis zwölf Tage vorort sein wird. Die ersten Stationen ab Oktober werden Aachen, Gelsenkirchen und Detmold sein.