Neuer Rotlicht-Prozess in Düsseldorf Prostituierte sollen Freier im Bordell unter Drogen gesetzt und abgezockt haben

Düsseldorf · Vier Prostituierte und ein Wirtschafter des Bordells „Hinterm Bahndamm“ sollen Freier unter Drogen gesetzt und beklaut haben. Der Schaden liegt bei 120.000 Euro. Nächste Woche startet der Prozess.

Vor Gericht geht es jetzt um Betrugsfälle im Bordell „Hinterm Bahndamm“ in Düsseldorf.

Vor Gericht geht es jetzt um Betrugsfälle im Bordell „Hinterm Bahndamm“ in Düsseldorf.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Mit einem weiteren, neuen Rotlicht-Prozess startet das Landgericht am Montag kommender Woche. Ab dem 29. April wird gegen vier Prostituierte sowie einen Wirtschafter des Bordells „Hinterm Bahndamm“ verhandelt, weil sie laut Anklage über mehr als anderthalb Jahre hinweg als Bande etliche Freier unter Drogen gesetzt, dann deren Bank- oder Kreditkarten ohne sexuelle Gegenleistungen heimlich belastet haben sollen. Der Mindestschaden wird nach Angabe  der Staatsanwaltschaft auf rund 120.000 Euro beziffert.

    Die angeblichen Tricks des Quintetts sind im Düsseldorfer Milieu detailgenau bekannt: Schon 2012 gerieten Edelbordelle an der Rethelstraße aus dem gleichen Grund ins Fadenkreuz der Ermittler, ihr damaliger Chef ist nach einem Mammutprozess inzwischen zu mehr als acht Jahren Haft verurteilt worden.

Im Unterschied zu den damaligen Vorwürfen geht die Polizei im aktuellen Verfahren aber nicht von derart breit organisierter Kriminalität aus, sondern lediglich von einer kriminellen Bande – also von mindestens drei Personen, die sich ohne jeglichen Kontakt zu den Rethelstraßen-Bordellen zur dauerhaften Begehung von Straftaten zusammen getan haben.

Fünf Prostituierte, zwei Hauswirtschafter und ein dritter Gehilfe sollen demnach von Ende 2016 bis Juli 2018 „Hinterm Bahndamm“ und hinter dem Rücken der vermutlich arglosen Bordell-Leitung reihenweise Freier mit Alkohol und Drogen außer Gefecht gesetzt haben. Bis die Gäste wieder zu sich kamen, sollen durch Einsatz von deren Bankkarten erhebliche Summen von ihren Konten abgezweigt worden sein. Teils sollen die Täter auch an Bankautomaten unerlaubt Bargeld gezogen oder ihre Opfer mit kompromittierenden Fotos erpresst haben.

Vier der fünf Frauen zwischen 35 und 52 Jahren müssen dafür jetzt auf die Anklagebank – und mit ihnen ein 55-jähriger Wirtschafter. Sein langjähriger Kollege (62), der wegen der Vorwürfe in Kölner Untersuchungshaft saß, hat sich dort inzwischen das Leben genommen. In seiner Wohnung waren bei einer Razzia gegen die vermeintliche Bande im Juli 2018 rund 100.000 Euro in bar und auch Waffen gefunden worden.

Bestätigen sich die Vorwürfe gegen das angeklagte Quintett, könnten den vier Frauen und dem Wirtschafter wegen bandenmäßiger, also schwerer räuberischer Erpressung jetzt mehrjährige Haftstrafen drohen. Gewissheit dürften sie schnell erlangen. Denn aktuell geht man im Justizzentrum am Oberbilker Markt davon aus, dass das Verfahren  schnell abgewickelt wird. Das Gericht will noch vor dem 1. Mai zu einem Urteil kommen.

Die nur wenige Meter vom Hauptbahnhof befindlichen Häuser sind in den frühen 1960er Jahren als „Dirnenquartier“ errichtet worden, um die Straßenprostitution um den Bahnhof zu bekämpfen. Nach den Festnahmen im Juli hieß es aus dem Polizeipräsidium, dass anders als an der Rethelstraße nicht gegen den  derzeitigen Betreiber des Etablissements ermittelt werde.

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