Kanzler Scholz beim Nachhaltigkeitspreis in Düsseldorf „Wir kommen wohl durch den Winter“

Düsseldorf · Bei der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises in Düsseldorf zeigte sich Olaf Scholz zuversichtlich. Der Chef der Netzagentur kritisierte dagegen, dass die Haushalte nicht genug Gas sparen, er schließt eine Mangellage im Februar nicht aus.

 Olaf Scholz bei der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises in Düsseldorf.

Olaf Scholz bei der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises in Düsseldorf.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Wie kommt Deutschland durch die Energiekrise, ohne dass der Klimaschutz unter die Räder kommt? Darum ging es beim Kongress zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis in Düsseldorf. Olaf Scholz (SPD) zeigte sich zuversichtlich: „Wir werden wohl durch den Winter kommen“, sagte der Kanzler am Freitagabend. Putin setze zwar Energie als Waffe ein und habe die Gaslieferungen gestoppt. Doch Deutschland habe mit dem Flüssiggas-Ausbau und der Rückholung der Kraftwerke gut reagiert. „Wir haben dramatische Entscheidung getroffen, damit es im Winter nicht kalt bleibt.“

Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur.

Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur.

Foto: dpa/Oliver Berg

Den Klimaschutz vernachlässige man dennoch nicht: „Ich bin sehr froh, dass NRW den Kohleausstieg für 2030 vereinbart hat. Wir sparen Hunderte Millionen Tonnen an Kohlendioxid“, so Scholz. Es gibt Studien, die das anders sehen. Zugleich mahnte der Kanzler: „Wir müssen das Thema Nachhaltigkeit anders erzählen und dürfen es nicht immer mit Verzicht gleichsetzen.“ Nachhaltigkeit und Wachstum seien keine Widersprüche, dafür könne der technische Fortschritt sorgen. Auch könne der Norden Afrika und Asien nicht verwehren, einen ähnlichen Wohlstand zu erreichen. „Deutschland wird bis 2045 klimaneutral“, bekräftigte Scholz.

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Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ist skeptischer als der Kanzler. Er schloss am Nachmittag eine Gasmangellage im Winter nicht aus: „Die Industrie spart 25 Prozent, das ist gut. Die Haushalte sparen nur 17 Prozent - das ist zu wenig“, sagte Müller und forderte mehr Einsparungen. Der Gasverbrauch lag zuletzt um 21 Prozent unter dem Verbrauch der vergangenen vier Jahre, ist aber gegenüber der Vorwoche um zwölf Prozent gestiegen. Die Temperaturen sinken, es wird ausgespeichert: Der Speicherstand in Deutschland liegt bei 98 Prozent.  „Der Februar ist der Risikomonat“, warnte Müller.

Gelassener ist er beim Strom. „Die Wahrscheinlichkeit für einen Blackout beim Strom ist extremst gering.“ Das Bundesamt für Katastrophenhilfe habe sich unlängst anders, aber unglücklich geäußert. Es gebe viele Absicherungen im Stromnetz, betonte Müller. Als Risikofaktor blieben aber die französischen Atomkraftwerke, hier gebe es mehr Probleme, als im letzten Stresstest erwartet.

Achim Dercks, Vize-Chef des Industrie- und Handelskammertags, meint: „Die Industrie wird mit einem blauen Auge durch diesen Winter kommen, der nächste Winter wird herausfordernd.“ Daniel Kleine, Standortleiter des Henkel-Werks in Düsseldorf, sagte, Hauptproblem seien fehlende Rohstoffe. Henkel werde grüner werden, doch Planverfahren seien zu lang. „Wir werden jetzt einen Solarpark in Spanien bauen, weil wir es genehmigungstechnisch in Deutschland nicht hinbekommen“, so Kleine.

Der Nachhaltigkeitskongress in Düsseldorf fand zum 15. Mal statt. Hier werden „wegweisende Beiträge“ von Organisationen, Unternehmen und Persönlichkeiten prämiert, die zeigen, wie ökologischer und sozialer Fortschritt schneller gelingen kann. Der Preis wird in verschiedenen Kategorien vergeben: Die französische Sängerin Zaz wurde für ihr ökologisches Engagement geehrt, das deutsche Model Toni Garrn für ihren Einsatz für Gleichberechtigung von jungen Frauen in Afrika. Fürst Albert II. von Monaco erhielt einen Ehrenpreis als Gründer einer Umweltstiftung. Ein weiterer Preis ging an Michael Braungart, der Chemiker hat das Cradle-to-cradle-Konzept (für englisch: von Wiege zu Wiege) entwickelt. Dabei geht es um eine konsequente Kreislaufwirtschaft - alle Materialien etwa eines Hauses sollen wiederverwertet werden können. Der Next-Economy-Award, der Preis für grüne Gründer, geht an Installion (Vermittlung von Solaranlagen-Installateuren), Protein Distillery (Protein-Herstellung) und an Traceless Materials   (Biomaterial-Herstellung).  Begleitend diskutierten zwei Tage lang Wissenschaftler, Manager, Klimaschützer und Politiker über nachhaltiges Produzieren und Konsumieren.

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