Lockdown-Folgen in Düsseldorf Modehandel gibt Rekordrabatte

Düsseldorf · Der Lockdown führt dazu, dass sich die Winterware im Lager türmt wie nie. Der Handel muss reagieren und passt Strategien an. Ein Teil davon sind besondere Sale-Aktionen und eine längere Phase von Sonderangeboten.

 Daniela Perak verkauft in ihrem Geschäft Roberta nachhaltige Mode. Jetzt bot sie mit Ware gefülte Tüten zu Schleuderpreisen an.

Daniela Perak verkauft in ihrem Geschäft Roberta nachhaltige Mode. Jetzt bot sie mit Ware gefülte Tüten zu Schleuderpreisen an.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Während der Modehandel unter den Folgen des Lockdowns ächzt, bieten sich für Schnäppchenjäger besonders gute Aussichten auf Erfolg.  Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband des Textileinzelhandels (BTE), hatte im Interview mit unserer Redaktion für die Zeit nach dem Lockdown bereits Rabatte von bis zu 90 Prozent vorausgesagt. Händler aller Größen reagieren allerdings schon jetzt mit besonderen Nachlässen auf den Stau von Winterware.

Während die Filiale von Breuninger in den Libeskind-Bauten geschlossen ist, gewährt das Unternehmen aus Stuttgart zum Beispiel Sonderangebote von 50 bis 70 Prozent in seinem Online-Shop. Das Düsseldorfer Unternehmen Peek & Cloppenburg KG hat Sale-Artikel im Online-Shop nun noch einmal pauschal um weitere 25 Prozent reduziert. Der Verkauf könne die Verluste durch den Shutdown jedoch nicht ansatzweise abfedern.

Zu aktuellen Rabatten sagt der Konzern, dass sich aufgrund der Lage die Laufzeit der Aktionen verlängern werde. „Den stationär ausgefallenen Sale holen wir nach der Wiedereröffnung unserer Häuser nach.“ Zurzeit liege auch an der Schadowstraße „hochpreisige Ware mit einer guten Marge in hohen Stückzahlen teilweise unberührt auf der Fläche“. Obwohl die bei wärmeren Temperaturen nicht mehr nachgefragten Produkte gerade jetzt abverkauft werden müssten.

Mit der Ware im Überfluss wird unterschiedlich umgegangen. „Anlassbezogene, zeitlose und weniger kurzlebigen Trends unterworfene Mode“ soll zum Beispiel erst später verkauft werden. Zudem müsse mit Lieferanten über Retouren, Stornierungen und Lieferterminverschiebungen verhandelt werden.

Wie Breuninger weist übrigens auch P&C darauf hin, dass die Vernichtung von Ware nicht vorgesehen sei. Diese Sorge hatte jüngst Greenpeace geäußert.

Auch bei Jades ist das kein Thema. Vielmehr versuche man diese „Zerreißprobe“ zu meistern, in dem man mit aller Kraft den Onlinehandel stärken wolle, auch wenn dort die Konkurrenz sehr stark sei, wie Sprecherin Nicole-Beatrice Hubert sagt. Teil der Strategie: „Rabatte, die höher als sonst waren.“ Zudem habe man noch nie so früh angefangen, Rabatte von 50 Prozent zu gewährleisten. „Uns blieb aber nichts anderes übrig.“

Auch abgeholt werden kann die per Telefon oder Whatsapp bestellte Ware an der Tür der Geschäfte an der Breite Straße. Dort sei jetzt nicht nur der Stau bei der Winterware ein Problem, auch der Abverkauf von Frühjahrs- und Sommerkollektion, der normalerweise schon im November starte. „Da fehlen uns jetzt drei Monate, um die Sommerware zu normalen Konditionen zu verkaufen.“

Auch deshalb gehen die Rabatte durch die Decke, erst recht bei kleineren Unternehmen. Bei Nowadays mit Sitz in Unterbilk sind gerade im Online-Shop alle reduzierten Teile noch einmal um 50 Prozent reduziert worden. Anders ist Daniela Perak von Roberta mit ihrer fair hergestellten und nachhaltigen Mode an der Nordstraße vorgegangen. Sie bot Kunden individuell nach Vorlieben zusammengestellte Warenpakete für 50 Euro bei einem Gegenwert von 250 Euro an. Am Freitag vor einer Woche machte sie die Aktion bekannt, einen Tag später waren alle 100 Überraschungsboxen per E-Mail bestellt, wie sie sagt.

Der Einkaufspreis allein habe pro Box bei 100 Euro gelegen. „Ich musste aber einfach verkaufen, weil ich sonst die neue Ware nicht bezahlen könnte.“ Deshalb hätte auch Einlagern nicht geholfen. So eine Aktion habe sie noch nie gemacht. Die Winterware sei eigentlich zu dieser Jahreszeit längst zum großen Teil verkauft, „nun waren die Regale voll“. Mit ihren Lieferanten bestehe immerhin ein guter Kontakt, so dass auch mal Ratenzahlung vereinbart oder Ware umgetauscht werden könne.

Axel Augustin vom Handelsverband Textil kennt die  Probleme. „Die Situation ist einmalig. So viel Ware war zu dieser Zeit noch nie übrig.“ Sonst seien um diese Zeit die Kassen voll und die Regale leer. „Nun ist es umgekehrt.“  Hohe Rabatte seien  wegen der Erstattung des Einkaufspreises im Zuge staatlicher Hilfen möglich. „Ansonsten sind solche Nachlässe eigentlich tödlich für den Händler.“ Zumal zurzeit im Durchschnitt gerade einmal zehn bis 20 Prozent der normalen Umsätze erzielt würden.

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