Unternehmen in Düsseldorf Flaschenpost sorgt für Konkurrenz

Düsseldorf · Das Start-up Flaschenpost macht mit Niedrigpreisen und Lieferungen bis in den Abend alteingesessenen Getränkelieferanten Konkurrenz. Die halten mit persönlichem Profil dagegen. Wir machen den Vergleich.

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Interview Ekkehard Zimmer
 GetrŠnkelieferant Biertaxi hat lokale wie exotische Hersteller im Sortiment (Limo aus Hawai)
v.l. Bastian und Daniel Pagalies
Bild: Andreas Bretz

220618 Interview Ekkehard Zimmer GetrŠnkelieferant Biertaxi hat lokale wie exotische Hersteller im Sortiment (Limo aus Hawai) v.l. Bastian und Daniel Pagalies Bild: Andreas Bretz

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Eine Lieferung in 120 Minuten verspricht Flaschenpost auf der Webseite. Außerdem: keine Liefergebühr und „günstige Preise wie im Supermarkt“. Auf diese Weise hat das Unternehmen den Markt an seinem Stammsitz Münster aufgemischt. Seit einigen Wochen liefern die bunten Bullis im Düsseldorfer Stadtgebiet aus. Die lokalen Anbieter bekommen mächtige Konkurrenz. Eine Telefonnummer des Unternehmens sucht man vergeblich, bestellt wird online.

Mit persönlichem Ansprechpartner und besonderem Service halten die alteingesessenen Lieferanten dagegen. Hier ein Überblick, wie eine Auswahl von ihnen – von klein bis groß und in unterschiedlichen Stadtgebieten – ihr Angebot positioniert. Dazu ein Preisvergleich, was ein Kasten Füchschen Alt (16-mal 0,5Liter), ein Kasten Cola (12-mal ein Liter) und ein Kasten Gerolsteiner Medium (PET, 12-mal ein Liter)kostet.

Biertaxi Mit 40 Mitarbeitern war das Familienunternehmen bislang der größte Getränkelieferant in Düsseldorf. Es besteht seit 60 Jahren. „Wir beliefern alle, vom Christopher Streetday bis zur Privatperson, der wir fünf Kisten liefern und leere wieder mitnehmen“, sagt Daniel Pagalies, der mit Vater und Bruder die Geschäfte in Heerdt leitet. Mit 15 Fahrzeugen liefert die Firma eine breite Spanne von Getränken aus, anders als der Name Biertaxi auf den ersten Blick vermuten lässt. Für Trendgetränke sei man häufig erster Ansprechpartner in NRW, sagt Pagalies. Besonders angesagt ist zurzeit Kona, ein Bier aus Hawaii. Auch Düsseldorfer Hersteller von Craft Bieren und Limonaden wie Rosi oder Soul Soda wenden sich an den Lieferanten, um auf dem Markt Fuß zu fassen. Wie bei Flaschenpost verzichtet Biertaxi auf eine Liefergebühr. In der Woche sind die Lieferzeiten von 8 bis 16/17, samstags von 8 bis 14 Uhr. Die Bestellung verspricht Pagalies „zeitnah“, spätestens am nächsten Werktag. Die drei Kästen kosten 46,49 Euro.

Durstbunker Siegfried Wüster liefert seit 1979 Getränke. Damals noch aus dem Bunker an der Eulerstraße – deshalb der Name. Seit 2002 betreibt er sein Geschäft an der Herzogstraße. Drei Fahrzeuge beliefern Kunden im Zentrum, aber auch angrenzende Stadtteile wie Grafenberg und Oberkassel bis nach Stockum. Ausgeliefert wird in der Woche von neun bis etwa 16, samstags von zehn bis 14 Uhr. Für die Anfahrt zahlen die Kunden 1,50 Euro, macht bei den drei Kästen 45,90 Euro.

Getränke Siekmann Bei dem Betrieb der drei Brüder in Lohausen geht es familiär zu. „Wir wollen unsere Mitarbeiter nicht knechten, der Job ist hart genug“, sagt Benjamin Siekmann. Er weiß: „Wir sind nicht die günstigsten.“ Das schreckt viele Kunden aber nicht ab. Sie lassen sich gern auch am Telefon beraten. Die drei Fahrzeuge fahren unterschiedliche Stadtteile zu festgelegten Tagen an, in der Woche von 9 bis 17 Uhr, samstags stehen vor allem Notlieferungen für die Gastronomie und Veranstaltungen auf dem Programm, für die die Brüger alles von der Hüpfburg bis zur Popcornmaschine vermieten. Die drei Kästen kosten 50,40 Euro, die Lieferkosten betragen je nach Entfernung – zwischen 0 und 15 Euro.

Flaschenpost Im Hafen hat das Unternehmen eine Lagerhalle angemietet. Mehr als 200 Mitarbeiter und 80 Fahrzeuge seien zurzeit im Einsatz, sagt Firmensprecher Christopher Huesmann. Ausgeliefert wird montags bis samstags von 9 bis 21 Uhr, bestellt wird nur online. Die günstigen Preise erklärt der Sprecher mit großen Abnahmemengen direkt vom Hersteller. Bei 500 bis 600 Aufträgen aus Düsseldorf, Neuss und Meerbusch seien die Wege zwischen den einzelnen Kunden kürzer als bei kleinen Lieferanten mit weniger Auslieferungen. Den Vorwurf, Flaschenpost wolle mit den niedrigen Preisen erst andere Anbieter aus dem Markt drängen, um später die Preise zu erhöhen, kennt er gut. Aber das Geschäftsmodell sei mit niedrigen Preisen profitabel, sagt Huesmann. Das habe man am ersten Standort Münster bereits gezeigt. Auf der Webseite beklagen einzelne Kunden allerdings Preiserhöhungen an anderen Standorten. Eine Beschwerde über eine nicht eingehaltene Lieferzeit begründet Flaschenpost mit zeitweiser Überlastung. In Düsseldorf kosten die drei Getränkekästen 40,70 Euro.

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