Cirque du Soleil in Düsseldorf Eine Reise durch die Evolution im Zirkuszelt

Düsseldorf · Der kanadische Cirque du Soleil feierte in Gerresheim eine fast perfekte Premiere seines Programms Totem.

 Carapace zähkt zu den herausragenden Akteuren der aktuellen Cirque-du-Soleil-Produktion.

Carapace zähkt zu den herausragenden Akteuren der aktuellen Cirque-du-Soleil-Produktion.

Foto: Matt Beard

Nichts weniger als die Geschichte der Menschheit soll die neue Show des Cirque du Soleil wiedergeben. Totem zeigt episodenhaft die Erhebung des Individuums aus dem Urschlamm, streift den Neandertaler und endet beim Anzugträger mit Handy am Ohr. All das wird natürlich verpackt in halsbrecherische Akrobatik, schon die Eingangszene lässt dem Zuschauer im Grand Chapiteau im Gerresheimer Glasmacherviertel den Atem stocken: An einer einem Schildkrötenskelett nachempfundenen Reck-Kombination beweisen die Künstler in Froschkostümen, dass sie früher alle Hochleistungssportler waren.  Sodann betreten Indianer mit einer  Hula-Hoop-Reifen-Nummer die Bühne, die dem Programm den eigentlichen Namen geben. Und da wären wir auch schon am einzigen Kritikpunkt bei der Show. Er hat weniger mit den Leistungen der Artisten zu tun als vielmehr mit dem Anspruch der Dramaturgie, sowohl die Evolutionsgeschichte als auch noch das Schicksal der indigenen Völker abzubilden – das ist dann vielleicht doch schlichtweg zu viel des Guten.

 In einer recht rasanten Nummer fahren die Artisten auf einem Einrad und präsentieren gleichzeitig Akrobatik.

In einer recht rasanten Nummer fahren die Artisten auf einem Einrad und präsentieren gleichzeitig Akrobatik.

Foto: Cirque du Soleil/Matt Beard

Das ändert aber nichts daran, dass Totem einen vergnüglichen Abend garantiert, an den jeder Zuschauer noch lange denken wird. Denn jede bekannte Zirkusnummer, ob am Trapez auf dem Einrad oder an den Ringen wird hier immer noch bisschen perfekter, gewagter, riskanter gezeigt als anderswo.

Die Live-Musik ist das Salz in der Suppe dieser Produktion, die seit der Weltpremiere 2010 in Montreal über 2800 Mal in über 45 Städten weltweit aufgeführt wurde. Bisher sahen Totem über fünf Millionen Zuschauer, auch in Düsseldorf ist das Interesse groß. Acht Zusatzshows wurde angesetzt – am 2. Februar verlässt der Zirkus die Landeshauptstadt wieder. Im Rhythmus der Musik präsentieren sich die Akteure auf der Bühne, die von jedem Platz aus im großen weißen Zelt gut einsehbar ist. Da sind zum Beispiel die Indianertänzer mit ihren Ringen, die in eine magische Welt entführen. Dazu gesellt sich der Kristallmann – er kommt aus dem All, um den Lebensfunken auf der Erde zu entzünden.

Am Anfang der Show sehen wir, wie er das Skelett der Schildkröte zum Leben erweckt, und am Ende taucht er in eine Lagune ein. Von Bollywood inspirierte Musik begleitet zwei Männer, die miteinander an den Ringen konkurrieren – bis eine Frau erscheint und ihnen zeigt, wie man es richtig macht. Verärgert durch gedankenlose Verschmutzungen verwandelt sich der Fährtensucher in einen Stierkämpfer. Er wirbelt, jongliert und wirft das Diabolo zu einem aufbrausenden Flamenco-Rhythmus. Faszination Zirkus aktuell also auch in Gerresheim.

 Totem

Totem

Foto: Matt Beard

„In der kurzen Zeit, in der sie sich in der Luft befinden oder akrobatische Kunststücke vollführen, wachsen Artisten über sich hinaus“, sagt Robert Lepage. Totem ist seine zweite Zusammenarbeit mit dem Cirque du Soleil nach „KÀ“ aus dem Jahr 2004.

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