Josef Rick aus Düsseldorf Multimillionär fordert, dass nur Reiche Steuern zahlen – zahlt aber selbst kaum
Düsseldorf · Der Düsseldorfer Immobilienentwickler Josef Rick verdient ein Vermögen und nutzt sämtliche Steuerprivilegien, um möglichst wenig abzugeben. Ändern will er nicht sich – sondern das System.
Josef Rick ist der Gegensatz in Person. Einerseits Multimillionär, reich geworden mit Immobilien, siebenstelliges Einkommen pro Jahr. Andererseits lautstarker Verfechter einer These, die man eher von linken Aktivisten erwartet. „Wir müssen das Steuersystem komplett kippen“, sagt Rick. Anstatt alle Einkommen zu besteuern, sollten nur Personen mit jährlichen Einkünften ab etwa 200.000 Euro etwas abgeben – und zwar 35 Prozent, ohne Ausnahme. Dann kommt der größte Kontrast: Obwohl er all das fordert, nutzt Rick bestehende Steuerprivilegien voll aus und zahlt deshalb dieses Jahr keinen Cent Einkommensteuer.
Weil Medien Menschen und Geschichten mit Gegensätzen lieben, ist der 68-jährige Immobilienentwickler aus Düsseldorf ein gefragter Mann in Funk und Fernsehen. Anfang August saß er mit roter Hose und Luxusuhr auf dem Sofa des ARD-Morgenmagazins, um über „Soziale Gerechtigkeit“ zu sprechen. Im Doku-Magazin „Monitor“ war er Protagonist zum Thema „Reichtum verpflichtet?“. Und kommenden Montag wird er bei der Talkshow „Hart aber Fair“ im WDR über Steuern streiten.
Rick hat keine Scheu, über sein eigenes Vermögen zu sprechen – allein das ist schon ungewöhnlich für einen reichen Deutschen. Dass er dann aber noch transparent macht, wie wenig er in manchen Jahren an den Staat abgibt, ist wirklich verblüffend. Schon 2017 präsentierte er einen Einkommensteuerbescheid in der RTL-Sendung „Stern TV“ vor einem Millionenpublikum. Der Bescheid stammte aus seiner Zeit als Unternehmensberater: Bei der Boston Consulting Group (BCG) verdiente er bereits in den Neunzigern mehr als eine Million Mark – und bekam wegen geschickter Verrechnung mit Immobiliendeals sogar noch Geld vom Finanzamt zurück.
Rick betont, er gehe nicht in die Öffentlichkeit, um zu prahlen. Stattdessen will er anprangern: Der deutsche Staat lasse zu, dass Reiche wie er die Steuerlast dank ihres Immobilien- und Kapitalvermögens selbst steuern können – ganz im Gegensatz zu Otto Normalarbeitnehmern, die in der Mehrheit nicht mal eine einzige Wohnung besitzen. „Das ist ungerecht“, sagt der Multimillionär. „Das muss sich ändern.“
Er selbst will und wird sich aber nicht ändern. 2024 wird nichts von seinen jährlichen Einkünften an den deutschen Staat fließen, erzählt Josef Rick bei einem Treffen in einem frisch modernisierten Mehrparteienhaus an der Charlottenstraße in Düsseldorf. Es ist eines von rund 30 Objekten, die zu seinem Privatbesitz zählen. Vor allem mit Einnahmen aus der Vermietung kommt er auch viele Jahre nach seiner Zeit als BCG-Berater auf ein Einkommen jenseits von einer Million Euro.
Halt stopp, Moment mal kurz: Ein Reicher fordert mehr Steuern für Reiche, zahlt aber selbst gar keine. Ist das nicht so, als wenn Klimaaktivistin Greta Thunberg Jetsetterin wäre? Oder Papst Franziskus sexsüchtig? Reichtumsforscher und Immobilieninvestor Rainer Zitelmann regte sich einst in der Talkshow „Maischberger“ über Rick auf und sagte: „Wenn Sie das Gefühl haben, zu wenig Steuern zu zahlen, dann machen Sie doch nicht so was!“
Der Düsseldorfer Immobilienentwickler aber sieht sich keineswegs als Doppelmoralapostel. „Ich bin nicht Mutter Theresa“, sagt Josef Rick. „Wenn sich ein Einzelner ändert, ändert sich nichts.“ Unglaubwürdig mache ihn das nicht. Schließlich sei auch ein Grüner, der um die Welt fliege, kein schlechter Mensch. „Stattdessen muss man das Fliegen begrenzen.“
1000 ganz legale Steuertricks anwenden und gleichzeitig die Abschaffung von Steuerprivilegien für die Privilegierten fordern. Vermögend sein, aber befürworten, dass Reiche den größten Teil der Einkommensteuern stemmen. Diese Kontraste machen Rick interessant. Und angreifbar. Seht her, ein reicher Robin Hood. Warum tut er das?
Der Immobilienentwickler sagt, er wolle ein systemisches Problem aufzeigen, darüber diskutieren, den Finger in die Wunde legen – ganz persönlich und beispielhaft: Warum musste er vor Jahren beim Verkauf seiner Kapitalanteile an dem Unternehmen Flaschenpost nur 60 Prozent des Gewinns versteuern? Wieso darf er seine Immobilien nach zehn Jahren steuerfrei verkaufen? Weshalb darf er bei einem Neubau wie an der Münsterstraße in Mörsenbroich über Jahre jeweils neun Prozent der Investition abschreiben und damit seine Steuerlast stark mindern?
Rick sagt: „Als Steuerpflichtiger finde ich all das natürlich gut. Aber für die Gesellschaft kann das nicht sinnvoll sein. Warum redet da niemand drüber?“ Dass er damit bei anderen Reichen auch mal anecke, sei ihm egal. „Ich habe mein Leben noch nie danach ausgerichtet, ob ich mich beliebt mache.“ Den Beweis dafür wird er am Montagabend im WDR antreten – persönlich und live, zur besten Sendezeit, vor Millionen von Fernsehzuschauern.