Kennedydamm in Düsseldorf Wieso das Einsteigen in Straßenbahnen manchmal unmöglich ist

Düsseldorf · Wenn Karl-Dieter und Christel Koßmann Termine haben, planen sie viel Zeit für die Anreise mit der Straßenbahn ein. Am Kennedydamm muss das Paar oft Züge vorbeifahren lassen, weil Christel Koßmann nur in bestimmte Rheinbahn-Modelle einsteigen kann.

Das Ehepaar Christel (mit Rollator) und Karl-Dieter Koßmann kann viele Bahnen, die am Kennedydamm halten, nicht benutzen.

Das Ehepaar Christel (mit Rollator) und Karl-Dieter Koßmann kann viele Bahnen, die am Kennedydamm halten, nicht benutzen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Wenn Christel und Karl-Dieter Koßmann zum Arzt wollen, müssen sie früh das Haus verlassen. „Wenn wir um 11 Uhr einen Termin haben, müssen wir spätestens um 10.15 Uhr los“, sagt Karl-Dieter Koßmann. Für Termine, die sie mit der Bahn erreichen, planen sie immer genügend Puffer ein. Das Ehepaar wohnt an der Rolandstraße, es steigt an der Haltestelle Kennedydamm in die Bahn – und von dort sind es eigentlich nur wenige Stationen in die Innenstadt. Doch trotzdem verpassen die Koßmanns regelmäßig ihre Arzttermine. „Beim letzten Mal mussten wir darum sogar eine Ausfallgebühr bezahlen“, sagt Karl-Dieter Koßmann. Trotz großzügiger Zeitplanung schaffen es die beiden nicht pünktlich zu ihren Terminen, denn oft genug muss das Ehepaar Bahnen einfach fahren lassen. Weil sich bei einigen Wagen der Einstieg als unmöglich gestaltet für die gehbehinderte Christel Koßmann.

Während zahlreiche Düsseldorfer Haltestellen mittlerweile einen Hochbahnsteig besitzen, ist der „Kennedydamm“ bisher ohne. Das bedeutet, dass für den Einstieg Stufen  ausgefahren werden. Drei oder vier Stück – abhängig vom Wagenmodell. Die Rheinbahn setzt momentan die dreistufigen, sogenannten Stahlwagen (Baujahr: 1981) ein und die etwas neueren, vierstufigen „Aluwagen“. Beide sind nicht barrierefrei. „Doch bei den Bahnen mit vier Stufen geht der Einstieg unter größter Anstrengung“, sagt Koßmann, „bei den dreistufigen ist es unmöglich“, schreibt Karl-Dieter Koßmann in einem Brief an die Rheinbahn.

Dass insbesondere die letzte Stufe bei den „Stahlwagen“ „verflixt steil“ ist, weiß auch Rheinbahnsprecher Georg Schumacher. Da auf der Nordstrecke (Linien U78 und U79) derzeit die meisten Haltestellen tatsächlich einen Hochbahnsteig besitzen, würden die verbliebenen „Stahlwagen“ eben auf diesem Linienweg eingesetzt, neben den neueren Aluwagen. Die drei Haltestellen ohne Hochbahnsteig sind Theodor-Heuss-Brücke, Golzheimer Platz und Kennedydamm, dort, wo die Koßmanns einsteigen.

„Wir haben uns mittlerweile angewöhnt, uns in der Mitte des Bahnsteigs hinzustellen“, erzählt Koßmann, „damit wir hinten oder vorne einsteigen können – je nachdem wo ein vierstufiger Wagen hält.“ Doch dass eine Bahn im Mischsystem fährt, sei eben auch nicht immer gegeben. „Manchmal sind beide Wagen dreistufig, dann müssen wir auf die nächste Bahn warten.“

„Warum kann man die Wagen unterschiedlicher Bautypen nicht wenigstens im Wechsel fahren lassen“, fragt Koßmann, „oder zumindest im Fahrplan kenntlich machen, wann vierstufige Wagen eingesetzt werden?“ Die Idee sei gut, so Schumacher: „Leider gibt es im Alltagsleben einer Rheinbahn ständig die Situation, dass Wagen ausgewechselt werden müssen. Stichwort: Tür kaputt. Außerdem werden die Wagen jeden Morgen neu zusammengestellt. Die Verlässlichkeit, die die Menschen erwarten, wenn wir so etwas in unserem Fahrplan kenntlich machen, können wir nicht sicherstellen.“

Mittlerweile seien die „Stahlwagen“ aber auch an ihre Grenzen gekommen. „Wir sind dabei, Wagen zu ersetzen. Die Ausschreibung bereiten wir gerade vor.“ Frühestens wären die neuen Wagen jedoch ab 2024 im Einsatz. Am liebsten, so der Rheinbahnsprecher, würde man jedoch komplett auf Hochbahnsteige umsatteln. Das ließe sich bedeutend schneller umsetzen, als neue Wagen anzuschaffen. Außerdem: „Das Ausfahren der Stufen kostet schließlich Zeit.“ Die Rheinbahn baue gerade „wie die Weltmeister neue Bahnsteige“. Das Tempo sei mindestens verdreifacht worden. „Man hat sich lange Zeit gelassen, uns das Ok zu geben“, sagt Schumacher und meint die Politik. Doch für Karl-Dieter und Christel Koßmann dürften diese Zukunftsaussichten ein schwacher Trost sein. Schließlich werden die Pläne nur langfristig Abhilfe schaffen. In ihrem Alltag werden sie sich in den nächsten Jahren weiterhin mit dem Problem konfrontiert sehen. „Die Sache, die ich nicht verstehe“, so Koßmann, „ab und an fahren die Bahnen ja mit zwei unterschiedlichen Wagen.“ Er wünscht sich, dass die Rheinbahn in Zukunft zumindest mehr darauf achtt, die Bahnen der Linien U78 und U79 mit mindestens einem „Aluwagen“ fahren zu lassen. „Wenn das dann mal nicht funktioniert, wäre das dann auch nicht tragisch.“

Hinweis: Die Haltestelle „Theodor-Heuss-Brücke“ wurde in einer früheren Version als „Nordbrücke“ bezeichnet. Das haben wir korrigiert.

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