Kriminalitätsstatistik 2011 Düsseldorf lockt Diebe an

Düsseldorf · Der Ruf der wohlhabenden Stadt mit vielen reichen Bürgern hat auch eine negative Seite: Bei Einbrechern steht Düsseldorf hoch im Kurs. Mehr als die Hälfte aller hier begangenen Straftaten im vergangenen Jahr waren Diebstähle. Aber auch die wachsende Gewalt bereitet der Polizei Sorgen.

Kriminalität in NRW: Die Fakten 2011
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Foto: AP, AP

Sie kommen nicht überraschend, aber besorgniserregend sind sie dennoch, die Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung, die Polizeipräsident Herbert Schenkelberg gestern vorlegte. Mehr Wohnungseinbrüche, mehr Gewalttaten, mehr Jugendkriminalität und mehr Diebstähle — erstmals seit Jahren muss man die polizeilichen Erfolgsgeschichten in der Statistik lange suchen.

Für Schenkelberg ist die Negativ-Entwicklung aber nicht der Polizei zuzuschreiben. "Wir haben es mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun, das uns auch im Straßenverkehr vermehrt auffällt: der wachsenden Bereitschaft, sich nicht an Regeln zu halten", sagte er.

Eigene Interessen würden über Gesetze und Regeln zum Schutz der Allgemeinheit gestellt, der "Zweck kann alle Mittel heiligen", eine verbreitete Einstellung, gegen die in Düsseldorf "nicht allzu viel" unternommen werde, so der Präsident. Für die Wohnungseinbrüche und Diebstahlsdelikte, die zusammen weit mehr als die Hälfte aller Straftaten ausmachen, ist allerdings eine Gruppe verantwortlich, die "mit unseren Werten und Regeln überhaupt nichts am Hut haben".

Die Rede ist von organisierten Banden, die seit einigen Jahren verstärkt aus Osteuropa nach Deutschland einreisen, um hier einzubrechen, Autos aufzubrechen oder ganze Fahrzeuge zu stehlen. Das Image Düsseldorfs als wohlhabende Stadt locke auch diese Banden an, sagte Schenkelberg. "Sie erwarten hier hohe Beute, im Schutz der Anonymität einer Großstadt." Großveranstaltungen und Messen böten reichlich Tatgelegenheiten auch für die Taschendiebe, die im vergangenen Jahr mit 7621 Taten mehr als doppelt so oft zuschlugen wie noch im Jahr 2009.

Gerade bei solchen Gelegenheiten seien — wie auch am Flughafen — nicht bloß die Täter reisende, sondern auch die Opfer. Gegen die so genannten Anstiegsdelikte (Einbruch, Autoaufbruch, Taschendiebstahl) hat Schenkelberg im Herbst eine eigene Soko aufgestellt, in der teils offen, teils verdeckt, dicht an den teilweise bekannten Straftätern ermittelt wird. Observierungen sind rechtlich nicht immer zulässig, die Polizeipräsenz an einschlägigen Treffpunkten dagegen schon — und es hat seit Oktober eine ganze Reihe von Festnahmen gegeben, die dem neuen Fahndungsansatz zu verdanken sind.

Im April 2013 will Schenkelberg die Arbeit der Kommission auswerten lassen, von der er sich Erfolg erhofft. Denn: "Die Zahlen lassen sich nur verbessern, wenn wir mehr Täter fassen." Mehr als 38 Prozent der 3350 Wohnungseinbrüche sind voriges Jahr im Versuchsstadium abgebrochen worden — für die Statistik macht das keinen Unterschied, für Kripochef Jürgen Schneider schon, der darin auch Erfolge der polizeilichen Präventionsberatung sieht. Gleichwohl sind die Zahlen so hoch wie schon lange nicht mehr, und die Aufklärungsgquote ist gesunken.

Von den gefassten Tätern waren 23 drogensüchtig, finanzierten mit den Einbrüchen ihre Sucht. Wenige waren dabei, die einfach eine günstige Gelegenheit ausnutzten, und ein großer Teil, mehr als 48 Prozent der gefassten Einbrecher, war nicht deutsch, sondern vielfach aus Osteuropa. Unter den Autoaufbrechern sei der Anteil von Tätern, die aus baltischen Staaten stammen, auffallend groß, sagte Schneider.

Schon länger ist bekannt, dass etwa in Litauen junge Täter darauf trainiert werden, in Sekundenschnelle bestimmte Autoteile — Airbags und hochwertige Scheinwerfer — auszubauen. Auch komplette Fahrzeuge würden mit hoher technischer Sachkenntnis gestohlen und in kürzester Zeit ins Ausland verschifft. Auch hier weiß die Kripo, wer dahinter steckt. "In manchen Staaten der Golfregion ist es schick, deutsche Autos zu fahren — und das Wissen, dass diese Autos gestohlen sind, gilt vielfach als zusätzlicher Kick."

(anch)
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