Nach Unfall mit Lkw Terror-Barrieren in Düsseldorf werden versetzt

Düsseldorf · Die Betonpoller sorgen in Düsseldorf weiter für Aufregung: Weil Laster für Altglascontainer nicht mehr durchkamen, hat die Stadt die Barrieren vor dem Marktplatz umgestellt und die Zufahrt vergrößert. Ein Unfall mit einem Lkw nährt indes Zweifel, ob sie überhaupt wirken.

 Lastwagen müssen um die versetzten Betonpoller am Marktplatz rangieren. Sie sollen Terrorangriffe erschweren. Nun wurde der Durchgang verbreitert.

Lastwagen müssen um die versetzten Betonpoller am Marktplatz rangieren. Sie sollen Terrorangriffe erschweren. Nun wurde der Durchgang verbreitert.

Foto: pfw

Die Stadt hat die Betonbarrieren vor dem Marktplatz so umgestellt, dass die Zufahrt für Lkw erleichtert wird. Damit reagieren die Verantwortlichen auf Beschwerden über die versetzt aufgestellten Anti-Terror-Poller. Ein Speziallaster für Altglascontainer war nicht durchgekommen. Der Unfall mit einem Lkw, der am Montag beim langsamen Rangieren einen Poller verschob, nährt unterdessen Zweifel, dass die Barrieren überhaupt helfen würden.

Die Zufahrt vom Burgplatz zum Marktplatz gehört zu den Punkten, an denen auf Empfehlung der Polizei ein Schutz vor Lkw-Anschlägen installiert worden ist. Insgesamt sollen an zwölf neuralgischen Punkten in Alt- und Innenstadt dauerhaft Barrieren aufgestellt werden.

Allerdings muss die Zufahrt durch die Marktstraße frei bleiben, damit Rettungs- und Lieferfahrzeuge etwa zur Bolkerstraße kommen. Daher hat die Stadt dort zwei versetzte Klötze aufgestellt. Lkw müssen sehr langsam rangieren, um vorbeizukommen. Das soll verhindern, dass sie mit hohem Tempo in eine Menschenmenge rasen.

Die nötige Geschicklichkeit fehlte offenbar einem Fahrer am Montagmorgen: Nicht nur, dass er einen der beiden Klötze so rammte, dass er ihn um rund 30 Zentimeter verschob. Er fuhr auch einen Metallpoller um.

Die Polizei bestätigt, dass gegen 10.20 Uhr der Unfall aufgenommen wurde. Für den Fahrer gab es ein Verwarngeld . Es ist unklar, ob der Fahrer zu dieser Zeit überhaupt in die Altstadt fahren durfte: Der Lieferverkehr ist ohne Sondergenehmigung nur bis 10 Uhr erlaubt. Die Polizisten hatten keine weite Anfahrt: Der Unfall ereignete sich ausgerechnet kurz vor dem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Nicht nur wegen dieses Unfalls nahmen am Montag Vertreter von Stadt und Polizei die Stelle gemeinsam in Augenschein. Ein Spezialfahrzeug der Awista war ebenfalls am Montag überraschend an der Barriere gescheitert, der Fahrer brach das Manöver aber ab, bevor ein Schaden entstand.

Er sollte die unterirdischen Glascontainer vor der Alten Kämmerei leeren, kam aber mit seinem überbreiten Heck nicht durch. Daher wird die Zufahrt, die auf die Maße von Feuerwehrwagen angepasst worden war, verbreitert. Auch ein Lieferant berichtet von Schwierigkeiten: 18-Tonner, die zur Bier-Lieferung verwendet werden, hätten nicht durchgepasst.

Für Ordnungsdezernent Christian Zaum sind die Vorfälle eine Bestätigung dafür, dass die Stadt die richtige Strategie verfolgt. "Wir haben uns bewusst zunächst für provisorische Sperren entschieden", sagt er. Dadurch könne man nachbessern.

Dass sich der Poller offenbar so leicht bewegen ließ, ist für ihn kein Grund zur Sorge: Die Barrieren würden einen mit großer Geschwindigkeit anfahrenden Lkw zumindest stark verlangsamen und beschädigen. Sie dienten zudem als "Hemmschwelle für die Täter". Einen vollständigen Schutz könne man trotz allen Aufwands nicht leisten, sagt Zaum. "Wir können nicht die ganze Stadt zupollern."

Bei Experten sind die Betonsteine allerdings umstritten. Die Prüfgesellschaft Dekra deckte im vergangenen Jahr Schwachstellen auf. Bei den Tests fuhr ein Lkw mit Tempo 50 auf die Sperren auf. Er schob die 2,4 Tonnen schweren Blöcke fast ungebremst beiseite - die Energie war zu groß.

Für Marcus Gärtner, Crashtest-Projektmanager bei der Dekra, machen sie als Schutz kaum Sinn. "Sie sind konkurrenzlos günstig - aber sofort stoppen können sie einen Laster nicht." Der Experte rät bei Orten mit vielen Großveranstaltungen zu fest verankerten Pollern. "Eine solche Installation ist nicht günstig, sie wäre aber ein dauerhafter Schutz." Eine zweite Möglichkeit seien sogenannte Panzersperren, von denen Fahrzeuge nach oben katapultiert werden.

Das sind die Standorte der Terror-Barrieren

Bereits installiert Die Einfahrt zur Bolkerstraße von der Heine-Allee ist durch Betonpoller versperrt, dazu Zufahrten zu Burgplatz, Stiftsplatz und Rathausufer auf der Höhe des Alten Hafens.

Weitere Standorte Vorgesehen sind die Einfahrt zur Altstadt am Carlsplatz, der Vorplatz des Hauptbahnhofs, der Johannes-Rau-Platz und die Einfahrt zur Schadowstraße an der Ecke Blumenstraße.

(RP)
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