Düsseldorf Lichterfeste verdrängen St. Martin
Düsseldorf · Einige Grundschulen und Kindertagesstätten in Düsseldorf legen Wert auf weltanschauliche Neutralität. An die Stelle des heiligen Martin tritt ein Lichter- oder Laternenfest. Die Meinungen über eine solche Umbenennung gehen auseinander.
In der Kindertagesstätte von Katrin Piller laufen die Vorbereitungen für das große Fest zum Auftakt des Winterhalbjahres auf Hochtouren. Laternen werden gebastelt, Lieder eingeübt, Weckmänner bestellt. Auch einen Zug wird es geben.
"Die Kinder freuen sich auf unser Lichterfest", sagt die Leiterin der Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes in Gerresheim. Lichterfest? "Ja. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil wir im Sinne von Integration und Einheit so viele Kinder wie möglich erreichen wollen und weil so mehr an unserem Zug teilnehmen", begründet die 29-Jährige den neuen Namen für ein altes Fest. Damit setzt Piller um, was das DRK stadtweit für sinnvoll hält. "Natürlich gibt es ab und an Eltern, die fragen, warum wir nicht einfach vom Martinsfest sprechen. Aber unsere Begründung wird immer verstanden", sagt Claudia Fockenberg, Kita-Bereichsleiterin beim DRK.
Ähnlich handhabt es die Don-Bosco-Montessori-Gemeinschaftsgrundschule in Oberkassel. Sie veranstaltete gestern Abend eine Laternenausstellung, die sie zuvor als "Lichterfest" angekündigt hatte. Die Bezeichnung sei auch gewählt worden, "um Integration zu erleichtern", sagt die kommissarische Schulleiterin Nanette Weidelt. Den Gedanken, dass damit das christliche Gedenken an den heiligen Martin von Tours in den Hintergrund gerückt werde, weist sie von sich: "Das ist nicht unsere Absicht. Wir leben in einer christlich geprägten Gesellschaft und wollen allen unseren Schülern Aspekte der christlichen Kultur näherbringen."
Nicht einverstanden mit der Neu-Etikettierung ist Dechant Michael Dederichs. "Es greift immer mehr um sich, vor allem in Kitas. Gut ist es aber nicht, weil durch die Umbenennung das originär Christliche dieses Festes zu sehr in den Hintergrund rückt." Dass der Versuch, das Fest umzuwidmen, auch skurrile Blüten treibt, weiß Birgit Nösser, Leiterin der Carl-Sonnenschein-Schule. "Ich war unlängst in einer Kita, in der ,Laterne, Laterne', nicht aber ,St. Martin' gesungen werden sollte. Ausgerechnet die türkischstämmigen Kinder forderten dann, endlich ,St. Martin' zu singen."
Ganz anders handhabt es Kerstin Breuer, Leiterin der städtischen Kita Velberter Straße in Oberbilk. 90 ihrer 100 Kinder stammen aus Migrantenfamilien, rund drei Viertel sind Muslime. "Wir feiern St. Martin und kein Lichterfest. Das wollte der Elternbeirat genauso." Ähnlich sieht das Kornelius Knettel, Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Sonnenstraße. Auch bei ihm liegt der Migrantenanteil bei 90 Prozent. "Gerade unsere muslimischen Eltern wollen daran festhalten, auch ich möchte keine Umbenennung."