Lehrer-Kolumne Mehr Einsatz für fair gehandelten Kakao

Düsseldorf · Lehrer Bernd Kowol fordert, den Einfluss der Milch-Lobby in Schulen zu begrenzen.

 Bernd Kowol (65) ist Pädagoge aus Leidenschaft. Er unterrichtet an der Montessori-Gesamtschule in Flingern.

Bernd Kowol (65) ist Pädagoge aus Leidenschaft. Er unterrichtet an der Montessori-Gesamtschule in Flingern.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wer letztens aufmerksam die Diskussionen zum Schulmilchprogramm in NRW verfolgte, kam aus dem Staunen nicht heraus. Die EU fördert den Schulverkauf von Milch mit 2,6 Millionen Euro. Allerdings sollten gezuckerte Milchgetränke wie Erdbeer-, Vanille- und Kakaomilch nicht zum „gesunden Schulfrühstück“ gehören. 370.000 Euro steuert NRW bei. Natürlich sorgte die Milchlobby in Brüssel für Ausnahmeregelungen, die NRW bereits unter der SPD/Grünen geführten Landesregierung nutzte, ungeachtet der Empfehlung von Ärzten, Diabetesforschern und Ernährungswissenschaftlern.

Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) war die Reduzierung der gezuckerten Milch auf Kakao. Kakao sei für „Kinder wichtig, die für Milch pur nicht zu begeistern sind.“ Über diese minisiterielle Verkaufsförderung werden sich die Milchkonzerne gefreut haben. Das in ihrer Verantwortung handelnde „Informationsbüro Schulmilch“ hatte vorher „verblüffende Fakten“ über Kakaomilch verbreitet: Diese bringe bessere Schulnoten und könne gar die bei der Bildungsstudie Pisa erreichten Wertungen verbessern.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch erreichte mit der Studie „Im Kakaosumpf – der Schulmilch-Report“, dass Konzerne Werbung wie „Kakao steigert die Intelligenz“ und „verursacht weniger Karies als Wasser“ zurücknahmen. Ministerin Heinen-Esser will nun die Eltern befragen, ob Kakaomilch im Programm bleibt.

Hier noch zwei Entscheidungshilfen: Trotz Förderung wird paradoxerweise gut verdient. Würde man die Milch beim Discounter kaufen, wäre sie nur halb so teuer. Und ein Unternehmen hat mit Kakao, der mit dem UTZ-Siegel zertifiziert wurde, aufs falsche Pferd gesetzt. Dieser ist so nachhaltig nicht. In der Dezember-Ausgabe von Stiftung Warentest äußert sich der renommierte Kakaoexperte Friedel Hütz-Adams äußert kritisch über die „nachhaltigen Zertifizierer“ wie beispielsweise UTZ. Sie könnten die Probleme der bitteren Armut der Kakaobauern derzeit nicht lösen. Seit Jahren mahnt er gerechtere Preise an und fordert nun ein EU Gesetz, das die Einhaltung von Menschenrechten in den Produktionsketten vorschreibt. Das wird die Schüler von Schokofair an unserer Montessori-Gesamtschule freuen, die schon lange einen Schoko-TÜV von der Politik fordern – zum Schutz der Kinder in den Erntegebieten.

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