Kunstwerk von Anatol Herzfeld Skulpturenpaar „Die Wächter“ für Garath

Düsseldorf · Nach dem positiven Votum aus der Bezirksvertretung 9 stimmte gestern auch die BV 10 dem Ankauf des Anatol-Kunstwerkes zu. Der Standort muss jetzt noch genau geklärt werden.

 Dieses Skulpturenpaar aus dem „Wächter“-Zyklus von Künstler Anatol Herzfeld soll am Gymnasium Koblenzer Straße aufgestellt werden. Die Figuren sind mehr als drei Meter hoch.

Dieses Skulpturenpaar aus dem „Wächter“-Zyklus von Künstler Anatol Herzfeld soll am Gymnasium Koblenzer Straße aufgestellt werden. Die Figuren sind mehr als drei Meter hoch.

Foto: Uwe Sandt

Eine Besonderheit hat das Gymnasium Koblenzer Straße schon. Mit seinen verschiedenen Gebäudekomplexen liegt es in gleich zwei Stadtbezirken: Mit dem größten Teil auf Urdenbacher (Stadtbezirk 9), der andere befindet sich auf Garather Gebiet (Stadtbezirk 10).

Neben dieser geografischen Besonderheit soll es dort bald auch eine künstlerische geben: Die beiden zuständigen Bezirksvertretungen 9 und 10 geben jeweils bis zu 25.000 Euro für die Anschaffung und Aufstellung eines Kunstwerkes des Bildhauers Anatol Herzfeld, der bis zu seinem Tod 2019 auf der Museumsinsel Hombroich in Neuss wirkte.

Eine seiner Skulpturen, zwei Figuren seines Wächter-Zyklus aus rostrotem Stahl, soll von dem Geld gekauft und aufgestellt werden, das beschlossen die beiden Stadtteilparlamete in ihren jeweiligen Sitzungen mehrheitlich. Als Erste stimmte am Freitag die BV 9 zu (bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung), gestern folgte die BV 10 in ihrer Sitzung sogar einstimmig.

Die 3,40 Meter hohe Skulptur mit ihren beiden Figuren soll auf einer schon im Stadtbezirk 10 liegenden Grünfläche an der Koblenzer Straße aufgestellt werden (Richtung Garath gesehen). Eingezeichnet ist in der Vorlage, über die die Politik abstimmte, allerdings genau die Ecke Koblenzer Straße und Theodor-Litt-Straße. Doch da soll das Kunstwerk nicht hin. Dort hätte es nämlich die Anmutung von „Big brother is watching you“.

„Unsere Idee ist, auch in Absprache mit den Verantwortlichen der Museumsinsel als Nachlassverwalter von Anatols Werk, die Wächter auf dem kleinen Grünzug an der Koblenzer Straße aufzustellen. Am besten wäre sogar, sie mit den zwei Birken, die dort stehen, zu integrieren“, sagt Klaus Erkelenz, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks 10. Anatol Herzfeld, gebürtig und vertrieben aus Ostpreußen, pflanzte auf der Museumsinsel Hombroich, wo er viele Jahre sein Atelier hatte, ein kleines Birkenwäldchen als Reminiszenz für seine alte Heimat an. Sein Werk verband auch immer seine Kultur mit der Natur.

Nach dem positiven Votum nun auch in seiner BV 10 will Erkelenz noch einmal das Gespräch mit den Vertretern der Stiftung der Museumsinsel suchen, um gemeinsam den besten Standort festzulegen. Dass dieser nicht genau die Ecke sein kann, wo das Werk in seiner Mächtigkeit frei stehen würde, hatte auch schon die BV 9 in ihrer Sitzung angeregt.

Darüber ist auch Peter Labouvie froh (CDU), der für diesen Teil Garaths im Stadtrat sitzt: „Genau auf diese Ecke passt es nicht hin; das Kunstwerk würde dort viel zu massiv wirken. Es muss sich dabei um ein Missverständnis gehandelt haben, es dorthin zu zeichnen.“ Labouvie ist ganz maßgeblich daran beteiligt, dass das Kunstwerk aufgestellt werden soll. Bis zu seinem Renteneintritt im Januar 2021 war er Schulleiter des Gymnasiums Koblenzer Straße. Und diese Schule hat gleich mehrere Berührungspunkte mit Anatol Herzfeld, oder auch mit ihm unter seinem Klarnamen Karl-Heinz Herzfeld. Von 1953 bis 1991 war er als Verkehrspolizist in der Landeshauptstadt tätig; das hielt er auch während seines Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf als Beuys-Schüler durch.

Mit einem Kollegen ersann er ein Puppenspiel-Programm, mit dem die beiden über Jahre durch die Grundschulen tingelten. Dutzende Generationen Kinder wurden durch die beiden zur Vorsicht im Straßenverkehr erzogen, mit spielerischen Mitteln. „Es muss 2019 gewesen sein, als eine Mutter aus der Schulpflegschaft sich an die Schulleitung wandte und berichtete, sie habe zu Hause die Handpuppen, die Herr Herzfeld für das Projekt hergestellt hat“, erzählt Labouvie. Es stellte sich heraus, dass sie die Tochter von Anatols Polizei-Kollegen war. Sie überließ dem Kobi die Puppen, die seit vergangenem Jahr in dem Anbau der Schule in einer Vitrine zugehörig zum Kunstbereich dauerhaft ausgestellt sind. „In meiner Zeit im Kobi erzählten mit Lehrer-Kollegen, dass sie selber oder ihre Kinder an dieser besonderen Art der Verkehrserziehung teilgenommen hatten“, sagt der CDU-Ratsherr.

Doch es gibt auch noch eine direkte Verbindung zwischen dem Urdenbacher Gymnasium und dem Künstler. Anfang 1969 gab es im Keller eine außergewöhnliche Ausstellung mit den Größen der modernen Kunst. Die Namen auf dem Plakat lesen sich wie das Who-is-who der deutschen Kunstszene: Gerhard Richter, Günther Uecker, Joseph Beuys, Sigmar Polke. In der dritten Reihe findet sich neben Imi Knoebel auch der Name von Anatol Herzfeld. Ob und was von ihm im Kobi ausgestellt war, weiß Peter Labouvie nicht. Ihm wurde aber erzählt, dass Herzfeld damals während der Ausstellung eine Kunstaktion mit den Schülern auf dem Schulhof durchführen wollte. Was genau das sein sollte, weiß er nicht. Aber die kam nicht zustande. „Das hat der stellvertretende Direktor damals aus Sicherheitsgründen allerdings untersagt.“

Mit dem Ankauf des Anatol-Kunstwerkes soll so auch an dieses herausragende Ereignis an der Schule erinnert werden. Deshalb habe sich auch der Förderverein des Gymnasiums Koblenzer Straße bereit erklärt, einen finanziellen Beitrag im Rahmen der Möglichkeiten leisten zu wollen.

Bezirksbürgermeister Klaus Erkelenz glaubt nicht daran, dass die Figuren noch in diesem Jahr aufgestellt werden. Mit den Beschlüssen der beiden Bezirksvertretungen ist jetzt wieder die Stadt am Zug. Von der Kunstkommission der Landeshauptstadt sei bereits Zustimmung zu diesem Projekt signalisiert worden, heißt es in der Vorlage. Einen Großteil der Kosten in Höhe von rund 23.000 Euro verursachen der Transport und das Gießen eines Fundamentes. Darum muss sich nun die Verwaltung kümmern.

Für den Garather Bezirksbürgermeister wäre das Aufstellen dieser Skulptur vor dem Kobi der erste Schritt, um mehr Kunst im öffentlichen Raum im Stadtbezirk 10 zu verwirklichen: „Ich habe in einer Rektorenkonferenz alle Schulen in Garath und Hellerhof gebeten, sich zu überlegen, ob auch sie eine enge Verbindung zu einem Werk oder Künstler haben.“ Wie weit dieser Wunsch Erkelenz‘ Wirklichkeit werden kann? „Angesichts der finanziellen Lage der Stadt und der Unsicherheit bei den Themen die Energieversorgung könnten solche Projekte eher schwer in der Umsetzung werden.“

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