Debatte in Düsseldorf Künstler kritisieren Entwurf für Reeser Platz

Düsseldorf · Künstlerin Ingrid Bachér und zahlreiche namhafte Kollegen melden sich in der Debatte um die Umgestaltung eines Nazi-Denkmals zu Wort. Der Siegerentwurf soll am Mittwoch im Stadtrat präsentiert werden.

 Dieser Entwurf gewann den Wettbewerb für die Umgestaltung des Denkmals am Reeser Platz.

Dieser Entwurf gewann den Wettbewerb für die Umgestaltung des Denkmals am Reeser Platz.

Foto: Sebastian Freytag

Die Schriftstellerin Ingrid Bachér hat sich in einem Aufruf gegen die Umgestaltung des umstrittenen Denkmals am Reeser Platz in der geplanten Form ausgesprochen. Kostenpflichtiger Inhalt Der Siegerentwurf soll voraussichtlich an diesem Mittwoch dem Stadtrat vorgestellt werden. Die Pläne sehen vor, dass das Denkmal um eine 50 Meter lange, begehbare Brückenkonstruktion ergänzt wird – diesen Entwurf kritisiert Ingrid Bachér. „Nicht wieder der Aufguss von gestern, nicht wieder das, was stark erscheint und uns schwach macht“, schreibt sie in dem Aufruf, den zahlreiche ihrer Künstlerkolleginnen und -kollegen unterzeichnet haben, darunter Katharina Sieverding, Gerhard Richter, Thomas Ruff und Günther Uecker.

Bachér erklärt, dass der Platz bisher „wie ein Museumsstück erhalten“ worden sei, „zur Freude und zur eifrigen Benutzung von den Apologeten nationalsozialistischer Ideen, beklagt von den Anwohnern, die diesem Treiben hilflos zusahen“. Der Wettbewerb für den Platz sei ausgeschrieben worden, um einen humanen „Lern- und Erinnerungsort“ zu schaffen.

Über den gewählten Brückenentwurf schreibt sie: „Sie gewann den ersten Preis: eine 50 Meter lange begehbare Rampe, die von einem eigens dafür anzulegenden hohen Hügel ausgeht, über das Denkmal schwebt und oberhalb des Aufmarschplatzes mit einer Tribüne für Redner endet, nachts hell erleuchtet. Welch neue Möglichkeiten der Agitation und zum fröhlichen feiern, wenn zugelassen wird, was wir nie wieder wollten.“

Es geht in der Debatte um einen der politisch umstrittensten Orte der Stadt. Der Entwurf der Gruppe „Ultrastudio“ ging als Sieger aus einem Wettbewerb hervor, den Ortspolitiker angestoßen hatten, denen der immer wieder von Neonazis genutzte Aufmarschplatz schon lange ein Ärgernis war. Politik, Künstlerschaft und Denkmalschutz hatten zu Beginn des Künstlerwettbewerbs festgelegt, dass das 1938 errichtete Denkmal selbst nicht angetastet werden, sondern als Zeitzeugnis erhalten bleiben soll.

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