Automaten werden an Schulen geliefert Gratis-Tampons bald auch in Museen und Büchereien

Düsseldorf · Führ das Angebot der Stadt an weiterführenden Schulen haben sich 39 Teilnehmer angemeldet. Auch in Museen und Büchereien soll es bald kostenlose Menstruationsartikel geben.

 Am Leibniz-Montessori-Gymnasium gibt es in eine „Toilette für alle“. Dort hängt bereits ein Spender, dem Schülerinnen jederzeit Tampons und Binden entnehmen können.

Am Leibniz-Montessori-Gymnasium gibt es in eine „Toilette für alle“. Dort hängt bereits ein Spender, dem Schülerinnen jederzeit Tampons und Binden entnehmen können.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Mehr als ein Jahr hatte die Frage, ob Düsseldorfer Schulen kostenfreie Tampons und Binden von der Stadt erhalten sollen, für eine teils emotionsgeladene politische Debatte gesorgt. Nach dem positiven Beschluss im August werden aktuell Hygieneartikel-Spender an Schulen, die dies wünschen, versendet. Von den insgesamt 63 städtischen weiterführenden Schulen nehmen 39 das Angebot wahr. Darüber wie sinnvoll eine solche Bereitstellung durch die Landeshauptstadt ist, sind die Ansichten in den befragten Bildungseinrichtungen geteilt. Am Donnerstag hat zudem der Kulturausschuss beschlossen, dass bald in städtischen Museen und Büchereien Menstruationsartikel für Besucher kostenfrei zur Verfügung stehen sollen.

Im Leibniz-Montessori-Gymnasium in Pempelfort hängt seit einiger Zeit ein Spender, dem Schülerinnen jederzeit Tampons und Binden entnehmen können. „Wir haben uns bereits am Pilotprojekt beteiligt“, sagt Beratungslehrerin Stephanie Groß. An diesem Projekt hatten seit November 2021 elf Schulen teilgenommen und Spender für Menstruationsartikel sowie finanzielle Mittel erhalten. Die Ausgabe über den Spender werde gut angenommen, so Groß. Zwar gebe es immer wieder Schüler, die Unfug mit den Hygieneprodukten treiben und beispielsweise Tampons umherwerfen würden, der Nutzen überwiege aber eindeutig. Groß überlege, demnächst mit Schülern durch die Klassen zu ziehen, um Themen wie Periodenarmut – damit ist eine große finanzielle Belastung für einige Frauen gemeint – anzusprechen. Die Schule hat vor einigen Monaten eine Unisex-Toilette eingerichtet. In den Räumen hängt der Hygieneartikel-Spender. Zukünftig soll es weitere „Toiletten für alle“ am Leibniz-Montessori-Gymnasium geben.

Auch Oliver Wiehn, Schulleiter der städtischen katholischen Hauptschule Itterstraße war es ein Anliegen, sich an dem Pilotprojekt zu beteiligen. Ein Spender hängt im Sekretariat der Schule. Alle elf Schulen, die bis zum Ende beim Pilotprojekt dabei waren, hätten sich zur Weiterführung des Angebots entschieden, teilt die Stadt mit. Weitere 28 Schulen haben sich demnach nach der Testphase zur Teilnahme angemeldet. In der Pilotphase hatten allerdings auch Schulen ihre Teilnahme beendet. Sie bemängelten den Mehraufwand durch die Beschaffung oder Bereitstellung der Hygieneartikel bei schulischem Personal und die übermäßige Entnahme der Artikel. Die laufenden Kosten lagen in der Pilotphase bei durchschnittlich 180 Euro pro Schule. Für einen Automaten fallen etwa 150 Euro an.

Eingesetzt hatten sich für die Hygieneartikel-Spender an Schulen unter anderem Vertreter des Jugendrates. „Wir sind sehr, sehr froh, dass es nun geklappt hat“, so Erik Stephan aus dem Führungstrio. Zwar gibt es an vielen Schulen bereits seit Jahren eine Ausgabe von Tampons und Binden, danach müssen Schülerinnen aber oftmals im Sekretariat oder Lehrerkollegium fragen. Die Hemmung dies zu tun, sei vor allem bei den Jüngeren hoch, so Stephan. Er findet: „Es sollte normal sein, dass die Hygieneprodukte jederzeit zur Verfügung stehen – ohne dass man nachfragen muss.“ Das sei schließlich bei Toilettenpapier auch so.

Keinen Bedarf für das städtische Angebot sehen 24 weiterführende Schulen. Es gebe kistenweise Menstruationsartikel in den Schränken der Gemeinschaftshauptschule Graf-Recke-Straße, beschreibt Rektor Jürgen Hilger. Die Schule erhalte viele Spenden von Herstellern. Es komme geschätzt etwa dreimal im Monat vor, dass im Sekretariat nach den Produkten gefragt würde. Auch die Theodor-Litt-Realschule beteiligt sich nicht. „Wir haben schon seit Jahren eine andere Lösung, die für uns gut funktioniert“, heißt es. Schülerinnen können sich dort ebenfalls an das Kollegium wenden.

Aus einem anderen Grund nimmt das evangelische Theodor-Fliedner-Gymnasium aus Kaiserswerth nicht an der Aktion teil. Diese sei trägergebunden, so Schulleiterin Ulrike Wilmsmeier-Miele, und die Bereitstellung der Hygieneartikel inklusive der Automaten richte sich ausschließlich an Schulen in städtischer Trägerschaft. „Das ist schade, aber nachvollziehbar“, sagt Wilmsmeier-Miele. Im Sekretariat des Gymnasiums, dessen Träger die evangelische Kirche im Rheinland ist, gebe es aber einen Schrank mit kostenfreien Tampons und Binden. Insgesamt sei es eine „super Sache“, dass die Stadt dieses Projekt durchführe, so die Schulleiterin. Auch Lehrer Lennart Andres vom St.-Ursula-Gymnasium in der Altstadt – Träger ist das Erzbistum Köln – teilt mit, die Schule überlege, Spender in Eigeninitiative zu beschaffen.

Ab Januar 2023 sollen auch in städtischen Kulturinstituten kostenlose Menstruationsartikel bereitgestellt werden. Das gelte für Museen, die Zentralbibliothek und die Stadtteilbüchereien, die Clara-Schumann-Musikschule sowie die Volkshochschule. Für die Beschaffung von Spenderautomaten inklusive Erst- und Nachbefüllung stehen dort für das Haushaltsjahr 2023 rund 25.120 Euro zur Verfügung. Die Folgekosten ab dem Haushaltsjahr 2024 betragen rund 13.000 Euro jährlich.

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