Gymnasium Koblenzer Straße und Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium Zwei Süd-Gymnasien unter neuer Leitung

Düsseldorf · Zwei der drei Gymnasien aus dem Düsseldorfer Süden sind seit diesem Jahr jeweils unter neuer Führung: Philipp Radermacher leitet seit April das Urdenbacher Kobi. Martina Weiß ist seit 1. August am Benrather Annette-Gymnasium. Beide Schulen kooperieren gut miteinander.

 Verstehen sich gut: Philipp Radermacher (Schulleiter Gymnasium Koblenzer Straße) und Martina Weiß (Schulleiterin des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums).

Verstehen sich gut: Philipp Radermacher (Schulleiter Gymnasium Koblenzer Straße) und Martina Weiß (Schulleiterin des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums).

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Zwei der drei Gymnasien im Düsseldorfer Süden, das Gymnasium Koblenzer Straße und das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, haben eine neue Schulleitung. Philipp Radermacher leitet das Urdenbacher Gymnasium an der Koblenzer Straße, kurz Kobi genannt, Martina Weiß das Benrather Annette-Gymnasium. Wir sprachen mit ihnen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Gemeinsam haben Sie schon einmal nicht den Weg, wie Sie jeweils an Ihrer Schule die Leitungsfunktion besetzt haben.

Philipp Radermacher Ich bin seit 2006 am Kobi; eingestellt hat mich damals übrigens Schulleiter Peter Labouvie, der Anfang des Jahres in den Ruhestand gegangen ist. Ich war in den vergangenen 2,5 Jahren schon sein kommissarischer Stellvertreter. Ich habe mich also aus der Schule heraus beworben.

Martina Weiß Ich habe vom Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld, wo ich insgesamt 18,5 Jahre und davon sieben Jahre als Stellvertreterin tätig war, zum 1. August zum Annette gewechselt. Ich kenne die Schule aber gut, da ich ab 1986 dort zur Schule gegangen bin und mein Abitur gemacht habe.

Das stelle ich mir ein bisschen merkwürdig vor.

Weiß Es sind tatsächlich noch drei Lehrer von damals da. Aber ich hatte keinen von ihnen im Unterricht. Das macht es vielleicht einfacher. Ich habe das Thema aber auch schon angeschnitten, aber es ist für niemanden ein Problem.

Was ist denn einfacher: der Sprung von außen an die Spitze einer Schule oder wenn man diese schon lange kennt?

Weiß Beides hat Vor- und Nachteile.

Radermacher Das sehe ich genauso. Wenn man schon länger da ist, kennt man die Abläufe, man muss sich nicht erst einarbeiten und kann gleich loslegen.

Weiß Der Blick von außen auf eine Schule kann neue Perspektiven bringen. Und es kann von Vorteil sein, wenn man Leitungserfahrung aus einer anderen Schule, also einem anderen System mitbringt.

Warum haben Sie den Lehrerberuf gewählt?

Radermacher Es ist mein Traumjob.

Welche Fächer haben Sie?

Radermacher Sport und Spanisch.

Weiß Ich wollte immer schon Lehrerin werden. Ich komme aber auch aus einem Umfeld mit vielen Lehrern. Nach dem Abitur konnte ich mich nicht zwischen Jura und einem Lehramtsstudium entscheiden und habe das erstmal parallel gemacht, Jura dann aber nach zwei Semestern zugunsten von Mathe und Physik aufgegeben.

Frau Weiß, das vergangene Jahr ist, mal unabhängig von Corona, für das Annette-Gymnasium etwas turbulent verlaufen. Ihre Vorgängerin hatte in den Sommerferien 2020 überraschend die Schule verlassen. Raphael Flaskamp, Schulleiter am Gymnasium Gerresheim, und Stellvertreter Michael Kleinheider, der ja auch Ihr Vize ist, hatten die Schule bis zu Ihrem Dienstantritt kommissarisch geführt. Ist die Schule jetzt wieder in ruhigerem Fahrwasser angekommen?

Weiß Ich bin gut an der Schule angekommen. Dass die Situation bei den Schülern Thema war, habe ich daran bemerkt, dass mich bei meiner Vorstellungsrunde in den Klassen Schüler fragten, wie lange ich denn bleiben werde...

Vor den Ferien ist ja eine Debatte hochgekocht, dass die Klassen- und Stufenfahrten von diesem Herbst auf Anfang 2022 verschoben wurden. Das wurde ja zu den Medien durchgestochen, mit dem Hinweis, dass die Kommunikation nicht gut gelaufen ist.

Weiß Beim Thema Fahrten sind wir weiter im Abstimmungsprozess. Kommunikation mit allen ist mir sehr wichtig. Das ist das A und O.

Radermacher Ich sehe das genauso und wünsche mir, dass wir hier im Düsseldorfer Süden an einem Strang ziehen.

Wahrscheinlich lief die Kommunikation bei Ihnen besser.

Radermacher Wir haben das früh gegenüber Eltern und Schülern kommuniziert und unsere Bedenken klar formuliert und dabei auch Szenarien ausgemalt. Etwa, dass bei einem positiven Corona-Fall die Eltern den Schüler oder die Schülerin sofort abholen müssen. Man darf ja bei dieser Diskussion nie vergessen, dass wir als Schulleiter die Fahrt genehmigen. Das ist für uns eine große Verantwortung. Bestätigt hat mich in meinem Vorgehen der aktuelle Vorfall mit der wegen Corona-Infektionen abgebrochenen Klassenfahrt am Leibniz-Montessori-Gymnasium.

Aber wird durch das Streichen oder Verschieben von Klassenfahrten das Schulleben nicht ärmer?

Radermacher Was ich ausdrücklich gutheiße, sind Ausflüge und Exkursionen. Dafür gibt es von der Bezirksregierung einen Finanztopf, aus denen die Schulen teambildende Maßnahmen bezahlen können.

Es läuft das zweite Schuljahr im Corona-Modus. Auf einer Skala von eins bis zehn, wie viel Normalität herrscht an Ihren Schulen?

Radermacher Corona ist nicht vorbei, wir sind noch mittendrin. Mein Stellvertreter ist der Testbeauftragte der Schule und ist damit ausgelastet. Es ist noch ein weites Stück zurück in die Normalität, aber wir sind auf einem guten Weg. Und auch die Schüler brauchen ihre Zeit, sich wieder an den Präsenzunterricht zu gewöhnen. Wir sehen an vielen Stellen, was Corona mit den Kindern gemacht hat und macht. Ich gebe gerade Schwimmunterricht in einer sechsten Klasse. So viele Kinder, die nicht schwimmen können, hatte ich noch nie in einer Klasse. Das ist erschreckend.

Frau Weiß, machen Sie an Ihrer Schule ähnliche Erfahrungen?

Weiß Wegen Corona haben wir derzeit noch keinen Schwimmunterricht. Ansonsten sehe ich das auch so.

In der Vergangenheit gab es immer eine große Rivalität zwischen Ihren Schulen. Empfinden Sie das immer noch so?

Radermacher Pro Jahrgangsstufe haben wir derzeit 30 bis 40 Schüler, die gemeinsam Unterricht haben. So können wir den Schülern mehr Wahlmöglichkeiten bieten. Weil die Schüler sich untereinander aus dem Unterricht kennen, hat das mit der Möchtegern-Rivalität nachgelassen.

Weiß Ich unterrichte beispielsweise gerade den Leistungskurs Physik, an dem auch ein Kobi-Schüler teilnimmt.

Gibt es Kooperationen mit dem dritten Süd-Gymnasium, dem Schloß?

Radermacher Seit die Schule vor einigen Jahren die Schulstunde auf 67 Minuten verlängert hat, geht das nicht mehr.

Ein wichtiger Unterschied ist, dass sich die Schulkonferenz des Annette-Gymnasiums entschieden hat, ab Klasse fünf nur noch den offenen Ganztag anzubieten, das „Kobi“ aber im gebundenen Ganztag geblieben ist.

Weiß Ich finde die Entscheidung ganz gut. So haben die Eltern am Annette die Möglichkeit, dass ihre Kinder außerschulische Angebote besser wahrnehmen können. Aber natürlich haben wir ein Betreuungsangebot, dass die Eltern für ihre Kinder nach Wunsch nutzen können.

Radermacher Der gebundene Ganztag passt gut zu unserer Schule. Ich denke, dass in vielen Fällen beide Elternteile berufstätig sind.

Beide Schulen sollen ja künftig fünfzügig laufen können. Wie sind Sie nach den Ferien gestartet?

Radermacher Mit vier Fünfer-Klassen, wir hatten 113 Anmeldungen, damit kann ich gut leben. Ob sich die Möglichkeit, zwischen offenem und gebundenem Ganztag zu wählen, auf die Anmeldezahlen auswirkt, werden wir in den nächsten Jahren sehen. Es wird aber so bleiben, dass Kinder aus der Innenstadt eher nicht in den Süden kommen. Wenn ein Schüler eine Fahrtzeit von 45 bis 50 Minuten hätte, dann raten wir ab.

Weiß Das Annette-Gymnasium hat immer sehr gute Anmeldezahlen, und wir sind in der Jahrgangsstufe fünf mit fünf Klassen und 147 Schülerinnen und Schülern gestartet.

Herr Radermacher, am „Kobi“ gibt es ja die Möglichkeit, sein Kind in die Sport- oder die Bläserklasse anzumelden. Die Plätze sind immer stark nachgefragt. Wie liefen diesmal die Anmeldungen?

Radermacher Wir haben das System etwas modifiziert. Wir hatten fünf Telefonleitungen besetzt und dann die Plätze nach Reihenfolge vergeben. Das lief gut.

Weiß Wir haben als Besonderheit eine Französisch-Klasse ab Klasse fünf, die kommt aber nicht in jedem Jahrgang zustande, leider auch dieses Mal nicht. Da gibt es sowohl Französisch- als auch Englischunterricht.

Sie machen beide den Eindruck, als verstünden Sie sich gut.

Weiß Wir haben uns auf Anhieb verstanden.

Radermacher Das sehe ich ganz genauso.

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