Sauberkeit in Düsseldorf Zwei Brüder räumen in Knittkuhl auf

Düsseldorf · Jonathan und Tom Brinks störte der Dreck im Dorf. Sie wurden selbst aktiv und sammeln den Müll in Düsseldorf-Knittkuhl nun fast täglich auf. Rund 30 Kilogramm sind so schon zusammengekommen. Vor allem Scherben und Kippen regen die beiden auf.

 Jonathan (links) und sein Bruder Tom sind mit Hacke, Greifer und tragbarem Müllbehälter bestens ausgerüstet.

Jonathan (links) und sein Bruder Tom sind mit Hacke, Greifer und tragbarem Müllbehälter bestens ausgerüstet.

Foto: Marc Ingel

Es begann, wie kann es in diesen Tagen anders sein, mit Corona: Plötzlich waren die Straßengräben, die vielen Gebüsche und auch der Wald im beschaulichen Knittkuhl voll mit Müll. „Das hat uns mächtig gestört“, sagt der sechsjährige Tom. „Daher haben wir uns entschlossen, ihn einfach aufzusammeln“, fügt sein drei Jahre älterer Bruder Jonathan hinzu. „Wir sind fast jeden Tag spazieren gegangen, da ist uns das aufgefallen. Und da wir ohnehin nicht so viel zu tun hatten, fand ich die Idee toll“, berichtet Mutter Nina Brinks.

Seit vier Wochen machen die Brüder das, gut 30 Kilogramm Unrat haben sie schon eingesammelt. „Wir haben uns dann einen professionellen Greifer besorgt, damit die beiden mit dem Müll nicht in Berührung kommen“, sagt Brinks. „Ich nehme immer eine Gartenhacke mit, weil die Sachen teilweise regelrecht ausgegraben werden müssen, Scherben zum Beispiel“, sagt Jonathan.

Anfangs hat das Trio noch Müllsäcke benutzt, die sind dann aber oft gerissen. „Also habe ich so eine Art tragbaren Behälter, wie man ihn für Gartenabfälle benutzt, besorgt“, erzählt Nina Brinks. Irgendwann sind Tom und Jonathan auf die Idee gekommen, was am Tag so zusammengekommen ist, aus Spaß auf einer Personenwaage zu wiegen. „Einmal haben wir bei einem Bauernhof sieben Kilo gesammelt, das glaubt man nicht“, empört sich Tom.

Es sind gar nicht mal so sehr die Bürgersteige und Straßen, die betroffen sind, sondern das viele Grün in und rund um Knittkuhl. „Ein Taschentuch kann ja schon mal aus der Jacke fallen, aber Schokoladenpapier bestimmt nicht“, zeigt Tom wenig Verständnis für die Unachtsamkeit seiner Mitmenschen. Sogar weggeworfene Schaumstoffmatratzen, Farbeimer, Plakate, Schilder und Energiesparlampen sowie einen Koffer haben die Brinks gefunden. „Und ganz viele Kippen und weggeworfene Zigarettenschachteln“, berichtet Jonathan.

Auch auf Spielplätzen im Dorf sind die jungen Müllsammler bereits fündig geworden. Flaschen wandern stets in die öffentlichen Container, alles andere in den Restmüll. „So viel ist es dann auch wieder nicht, dass wir dafür jedes Mal die Awista kommen lassen müssten. Und im Keller lagern wollen wir das Zeug auch nicht“, sagt Nina Brinks.

Inzwischen ist es alles etwas besser geworden, bestätigt die Mutter, womöglich auch, weil die Aktion der beiden Söhne im Dorf nicht unbeachtet blieb. „Wir werden häufig angesprochen und alle meinen, wir machen das wirklich sehr gut“, sagt Tom. „Nur wenn ich schon mal abends alleine unterwegs bin, werde ich eher kritisch beäugt“, erzählt Brinks lächelnd.

Richtung Ratingen gibt es ein Plätzchen, dort kann man einen wunderschönen Ausblick genießen. „Dort halten auch schon mal Autos. Da haben wir viele leere Flaschen und Fast-Food-Verpackungen gefunden“, berichtet die Knittkuhlerin. Sie will sich jetzt dafür einsetzen, dass an dieser Stelle ein Mülleimer platziert wird. Bei einem Fundstück musste Familie Brinks jedoch passen: In einem Waldstück haben sie ein Wrackteil von einem Segelflieger gefunden.

Dass die beiden Brüder ihre Sammeltouren auch weiterführen, wenn wieder jeden Tag Schule ist, glauben sie eher nicht. „Aber vielleicht lernen die Leute ja und schmeißen nicht mehr so viel weg“, hofft Jonathan.

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