„Letzte Generation“ in Düsseldorf Klimaaktivisten blockieren die Berliner Allee
Update | Düsseldorf · Aktivisten der „Letzten Generation“ hielten am Mittwochnachmittag den Autoverkehr auf. Das rief aggressive Reaktionen hervor, ein Lieferwagen schob einen Aktivisten von der Straße.
Aktivisten der „Letzten Generation“ haben am Mittwoch den Verkehr auf der Berliner Allee aufgehalten. Um 16 Uhr setzten sich fünf Frauen und ein Mann vor der Kreuzung zur Steinstraße auf die drei Spuren in Richtung Kö-Bogen-Tunnel. Nur ein Rettungswagen wurde noch durchgelassen.
Die Blockade rief aggressive Beschimpfungen durch Autofahrer hervor. Einer zerrte mehrere Male Aktivisten von der Straße, wie sich vor Ort zeigte. Der Demonstrant kehrte jedoch immer wieder auf seine Position zurück. Ein weißer Lieferwagen schob ihn sogar noch von der Straße und fuhr weiter. Ein Passant wünschte einer jungen Aktivisten, dass sie überfahren werde. Aus dem Kreis der Umstehenden fiel sogar der skurrile Satz: „Leider habe ich Bewährung, ich kann nichts machen.“ Drei Aktivisten klebten sich schließlich mit jeweils einer Hand fest, als die Polizei wenige Minuten später eintraf. Im Berufsverkehr bildeten sich lange Staus in der City.
Sogar mit einer Hundertschaft war die Polizei vor Ort, sie sammelte sich auf der Steinstraße, wo auch Rettungswagen vorfuhren. Der Abschnitt wurde samt Kreuzung zur Berliner Allee bis zur Kreuzstraße gesperrt. In diese wurde der Verkehr von der Berliner Allee ein Stück vorher abgeleitet. Nach und nach konnten die vor den Demonstranten wartenden Autofahrer auf der Berliner Allee umdrehen, und ebenfalls zur Kreuzstraße zurückfahren.
Die Polizei erklärte die von ihr so eingeordnete nicht angemeldete Versammlung nach einem kurzen Gespräch mit den Teilnehmern für beendet, und begleitete oder trug die nicht festgemachten Protestierenden von der Straße. Ein Team von Lösetechnikern trennte mit Hilfe von Speiseöl und Schabern nach und nach die festgeklebten Hände. Gegen 16.45 Uhr wurde der letzte Demonstrant von der Straße getragen.
Somit verlief der Einsatz der Polizei deutlich schneller als bei der ersten Klebeaktion an der Haroldstraße neun Tage zuvor. Damals hatte es anderthalb Stunden gedauert, bis die Straße wieder komplett freigegeben werden konnte. Die Aktivisten kommen mit der erneuten Aktion ihrer Ankündigung nach, deutschlandweit mehr Blockaden durchzuführen. Metropolen wie Düsseldorf sollen dabei stärker im Fokus stehen. Auch ein Protesttraining gab es zuletzt in der Landeshauptstadt.
Zu den Forderungen der „Letzten Generation“ gehört, dass die Bundesregierung per Los einen Gesellschaftsrat einberufen soll, um eine Klimakatastrophe noch zu verhindern. Vorwurf: Die Bundesregierung komme „ihrer verfassungsmäßigen Pflicht, unsere Lebensgrundlagen, Freiheit und Demokratie zu schützen, nicht nach“. Deshalb seien die Blockaden nötig, sagte am Mittwoch auch Britany Winners (21) aus Mönchengladbach, die sich auf die Berliner Allee geklebt hatte.
Gegen sie und fünf weitere Aktivisten werden nun Strafanzeigen wegen Nötigung und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet, wie Polizeisprecher Henrik Welp am Abend sagte. Nach Aufnahme der Personalien wurden die sechs Personen entlassen. Ein Aktivist erlitt laut Welp beim Ablösen von der Straße leichte Verletzungen an der Hand.
Offen ist, ob Beleidigungen und Handgreiflichkeiten gegen die Aktivisten Folgen haben. Laut Welp werde die Polizei Bildmaterial sichten und die Aktivisten befragen. Für die Zukunft sei man in der Lage, schnell auf Blockaden wie diese reagieren zu können, sagt Welp. Nach und nach würden Beamte geschult, mehr Streifenwagen mit Speiseöl und anderen Mitteln ausgestattet.