“Liederabend“ in Düsseldorf Kiez-Kultur in der Tabledance-Bar

Düsseldorf · Awo und der Verein Mintropolis hatten zu einem Liederabend mit Sänger Thomas Busch eingeladen – und die Tabledance-Bar Tropical Nights in der Nähe des Mintropplatzes war rappelvoll.

 Hatten einen schönen Abend: Thomas Busch, Robert Mayer, Omid Gudarzi (Mintropolis) und Svijetlana Stefanac.

Hatten einen schönen Abend: Thomas Busch, Robert Mayer, Omid Gudarzi (Mintropolis) und Svijetlana Stefanac.

Foto: Anne Orthen (orth)

Die Atmosphäre war genau so, wie man es erwartet. Es war schummrig, vereinzelte Lichtquellen spendeten kaum Helligkeit, und die war meist rot. Das war aber die ideale Atmosphäre für einen Liederabend mit frivolen Texten. Und weil alles so stimmig war, war die Tabledance-Bar Tropical Nights in der Nähe des Mintropplatzes rappelvoll, obwohl sich keine spärlich bekleideten Damen um eine Stange wanden.

Das Zentrum plus der Awo und der Verein Mintropolis hatten zu einem Liederabend eingeladen, den Sänger und Chansonnier Thomas Busch mit der E-Piano-Begleitung von Robert Mayer stimmungsvoll gestaltete. „So eine Tabledance-Bar ist ein Ort, wo man eigentlich nicht hingeht. Das ist auch so eine Art Angstraum, wie der Mintrop- und der Stresemannplatz selbst“, sagte Zentrum-plus-Koordinatorin Svijetlana Stefanac. „Diese Angsträume wollen wir zurückerobern. Deshalb möchten wir demnächst unter anderem öffentliche Chorproben auf dem Mintropplatz veranstalten.“

Die Lieder zwischen Gassenhauer und Chanson hatten zwar oft eine verschämte, untergründige Sexualität als Thema, doch sie kamen meist aus dem Bereich der Hochkultur. Komponisten wie Cole Porter, Texter wie Kurt Tucholsky, Vortragskünstlerinnen wie Hildegard Knef und Marlene Dietrich standen Pate. „Frivole Lieder in einer frivolen Umgebung vorzutragen, ist etwas Besonderes. Es ist stimmig und macht Spaß“, sagte Busch. Und Spaß hatte auch das Publikum. „Es ist wichtig und richtig, das so etwas gemacht wird. So etwas können wir im Quartier viel mehr gebrauchen“, urteilte Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf, der sich den Abend nicht entgehen ließ. „Hochkultur und Kleinkunst in fremden Räumen zu veranstalten, erfordert Mut. Gut, dass es Menschen im Kiez gibt, die den Mut haben und damit gleichzeitig zeigen, wie vielfältig der Mensch ist.“

Busch kennt sich im Kiez bestens aus, hat er doch zehn Jahre an der Mintropstraße einen Jazz-Club betrieben, übrigens in den Räumen, in denen nun das Zentrum plus residiert. Gut möglich, dass Jazz demnächst wieder Einzug hält. „Wir haben montags geschlossen. Da kann ich mir gut vorstellen, Jazz-Nights und Jamsessions zu ermöglichen“, verrät Barbetreiber Christian. „Ich bin für alles offen.“ Gerne würde er die ganze Bandbreite der menschlichen Bedürfnisse von Hochkultur bis zum Halbseidenen präsentieren.
Ansatzpunkt für die Veranstaltungsreihe ist auch, den gegenseitigen Respekt im Quartier zu stärken. Mit kulturellen Veranstaltungen wird die Hemmschwelle vermeintlich „unmoralische“ Angebote zu besuchen, herabgesetzt. Die Reihe „Kunst und Kultur im Mintrop-Kiez“ wird fortgesetzt, dafür hat Mintropolis Geldspenden gesammelt.

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