An Düsseldorfer Rechtsmedizinerin Elisabeth Trube-Becker Jonges und Regenbogenland verleihen ersten Preis für Kindeswohl

Düsseldorf · Mit einem eigenen Preis wollen die Düsseldorfer Jonges und die Stiftung Regenbogenland für das Thema Kindeswohl sensibilisieren. Jetzt wurde er erstmals verliehen. Er ging an die bereits verstorbene Rechtsmedizinerin Elisabeth Trube-Becker.

 Im Haus der Universität wurde der Preis stellvertretend an die Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin, Stefanie Ritz-Timme (2.v.l.) verliehen. Mit ihr freuten sich (v.l.): Rektorin Anja Steinbeck, Wolfgang Rolshoven von den Jonges, Norbert D. Hüsson von der Stiftung Regenbogen und Oberbürgermeister Stephan Keller.

Im Haus der Universität wurde der Preis stellvertretend an die Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin, Stefanie Ritz-Timme (2.v.l.) verliehen. Mit ihr freuten sich (v.l.): Rektorin Anja Steinbeck, Wolfgang Rolshoven von den Jonges, Norbert D. Hüsson von der Stiftung Regenbogen und Oberbürgermeister Stephan Keller.

Foto: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf/Wolfgang Harste

Erstmals ist in Düsseldorf der Preis für Kindeswohl des Heimatvereins Jonges und der Stiftung Jugend- und Kinderhospiz Regenbogenland verliehen worden. Am Mittwochabend wurde posthum die 2012 verstorbene Düsseldorfer Rechtsmedizinerin Elisabeth Trube-Becker geehrt. Sie war eine der ersten Frauen ihres Fachs in Deutschland und befasste sich systematisch mit dem Thema Misshandlung von Kindern.

„Häusliche Gewalt gegen Kinder und Frauen war zu der Zeit ein Tabuthema“, sagte die Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin der Uniklinik Düsseldorf, Stefanie Ritz-Timme, die den Preis stellvertretend entgegennahm. Ritz-Timme, Gründerin der rechtsmedizinischen Gewaltopferambulanz, kündigte an, dass das Preisgeld von 10.000 Euro dem Neubau eines Zentrums für die interdisziplinäre Versorgung von gewaltbetroffenen Menschen zugute kommt. Dieser wird aus Spenden finanziert und soll dann den Namen Trube-Becker-Haus tragen.

Mit dem Preis wollen der Heimatverein und die Stiftung Menschen würdigen, die sich in Wissenschaft und Forschung, aber auch im alltäglichen Leben um das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen kümmern – so wie Elisabeth Trube-Becker (1919-2012), die bei ihrem Einsatz für junge Gewaltopfer gegen viele Widerstände ankämpfen musste. In ihrer 2000 erschienenen Autobiografie „Gelebtes Leben“ schilderte sie dies so: „Ich habe mir jedenfalls den Mund fusselig geredet und versucht, nicht nur die Problematik anschaulich zu schildern, sondern auch Möglichkeiten der Verhütung zu zeigen und die diagnostischen Kriterien [..] darzulegen.“

 Die Preisträgerin Elisabeth Trube-Becker (1919-2012).

Die Preisträgerin Elisabeth Trube-Becker (1919-2012).

Foto: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Trube-Becker lag das Thema Gewalt in der Familie, vor allem gegen Kinder und Frauen, besonders am Herzen. Sie sensibilisierte Kinderärzte, Kliniken und Medien und konnte das Thema erfolgreich in den Lehrplan an der Uni integrieren. Das würdigte bei der Verleihung im Haus der Universität auch die Laudatorin Anja Steinbeck, Rektorin der Heine-Uni. Gleichzeitig bedankte sie sich bei den Stiftern des Preises und erklärte: „Wir können dem Thema auch heute nicht genug Beachtung schenken. Ich wünsche allen Kindern dieser Welt, dass es auch weiterhin viele, viele engagierte Menschen wie Frau Trube-Becker gibt, die für sie kämpfen und ihren Beitrag dazu leisten, dass sie ohne Gewalt, geborgen und beschützt aufwachsen können.“

Stefanie Ritz-Timme berichtete, dass sie die Professorin noch kennengelernt habe – und ihre Arbeit unter anderem mit der Gewaltschutzambulanz weiterführen will. „Sie hat sich damals sehr darüber gefreut, dass wir mit der Ambulanz die Themen häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung prominent adressieren“, sagte Ritz-Timme. Seitdem habe sich die Uniklinik immer besser für den medizinischen Kinderschutz aufgestellt.

In dem neuen Gebäude auf dem Campus der Uniklinik sollen verschiedene Aktivitäten rund um den Kinderschutz gebündelt werden – unter anderem die Ambulanz, das Childhood-Haus, in dem Opfer befragt werden können, ohne mit dem Täter konfrontiert zu werden, und das sozialpädiatrische Zentrum. Rund acht Millionen Euro soll der Bau kosten.

Künftig soll der Kindeswohl-Preis alle zwei Jahre verliehen werden. Thematisch wollen sich die Stifter dabei nicht auf Gewalt und Missbrauch beschränken, sondern grundsätzlich Menschen oder Initiativen würdigen, die das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen fördern.

(kess)
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