Fußball-WM Düsseldorf ist heiß aufs Finale

Düsseldorf · Daumendrücken für das Fußball-Nationalteam: Die Polizei hofft auf einen klaren Sieg, damit sie sich frühestmöglich auf den Autokorso einstellen kann. Mercedes gibt 2500 Mitarbeitern frei, damit sie das Spiel sehen können. Und Edel-Fan Andreas Hintz will zum Finale nach Südafrika fliegen.

Da dürften selbst Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes neidisch werden. Wer außer Franz Beckenbauer und vielleicht Theo Zwanziger kann von sich behaupten, bei der WM in Deutschland vor vier Jahren alle Spiele der deutschen Elf live gesehen zu haben? Andreas Hintz, 40-jähriger Düsseldorfer und "fußballbekloppt", wie er selbst von sich sagt, kann das behaupten. Und noch viel mehr: 36 Spiele hat er während der WM im eigenen Land gesehen. Damit nicht genug: Seit 1990, als Deutschland Weltmeister wurde, war Hintz bei jeder Fußball-WM dabei. Italien, USA, Frankreich, Japan und Südkorea, Deutschland – und jetzt natürlich auch Südafrika.

Seine Chefs von der Commerzbank kennen das schon: Sie geben ihm nicht nur frei, wenn die Fortuna zu Hause spielt. Immer wenn die WM ansteht, muss Andreas Hintz frühzeitig seinen Urlaub einreichen und sich um Tickets für die Stadien kümmern. "Für Südafrika war das kein Problem", erzählt er. "Da haben wir uns nach der Auslosung hingesetzt und geguckt, wo die deutsche Mannschaft ihre Gruppenspiele absolviert. Danach haben wir den Trip geplant." Wir, das sind Andreas Hintz und sein Kumpel Frank Tlolka aus Essen. Den kennt er natürlich vom Fußball. "2002 haben wir uns am Flughafen kennen gelernt, als es zur WM nach Japan und Südkorea ging", berichtet Hintz. Seither planen sie jede WM gemeinsam.

Nicht immer bis zum Ende – wie 2006. Das sei ja auch eine Frage des Geldbeutels. Aber wenn die Vorgruppenspiele erfolgreich waren und die deutsche Mannschaft einen Lauf hatte, konnte es sein, dass die zwischenzeitlich Zurückgekehrten sich einfach nochmal auf den Weg machten. Wie im besagten Jahr 2002: "Das war das teuerste Spiel meines Lebens", sagt Hintz grinsend. "Aber als Deutschland gegen Brasilien ins Finale kam, musste ich noch mal hin – nach Yokohama."

Südafrika hat er inzwischen hinter sich gebracht und ausnahmsweise nicht nur Fußball gesehen. "Das war der Deal mit meinem Freund. Wir machen auch fußballfreie Tage und gehen auf eine kleine Safari im Kruger-Nationalpark." Und so besteht das Urlaubsalbum des AusnahmeFans dieses Mal nicht nur aus Schnappschüssen aus den Stadien dieser Welt, sondern auch aus Bildern mit Elefanten, Nilpferden und Geparden. 13 Tage war Hintz unterwegs zwischen Johannesburg, Durban und Port Elizabeth. Neben den deutschen Vorrundenspielen hat er unter anderem auch Südafrika gegen Mexiko und Argentinien gegen Nigeria gesehen. Von der deutschen Mannschaft ist er naturgemäß total begeistert, "2006 habe ich gedacht, dass sie den größten Teil der Kraft aus dem Heimvorteil gezogen hat. Aber was da nun passiert, hätte ich den Jungs so nicht zugetraut. Riesenlob an Jogi Löw!"

Dabei musste er Südafrika schon vor dem Achtelfinale verlassen – ausgerechnet vor dem Klassiker gegen England! "Ich hab's zu Hause gucken müssen", erklärt er – mit Schwermut in der Stimme. "Aber wie gesagt, man hat ja auch nur begrenzt Geld." Eine Einsicht, die er möglicherweise nach dem Spiel heute über Bord wirft. "Wenn wir ins Finale kommen, fliege ich nochmal nach Südafrika." Finanzen hin oder her. Außerplanmäßige Urlaubstage hat er schon mal eingereicht. Und, klar, ganz Deutschland würde sie ihm gönnen.

Lesen Sie mehr zur WM in unserem Special.

(RP)
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